Pressemitteilung

Hören, Vertrauen und Gehorchen als Dreiklang des Glaubens

Präses Manfred Rekowski predigt zum Gedenken an Paul Schneider

  • Nr. 120/2014
  • 21.7.2014
  • 3749 Zeichen

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Über diesen Satz aus Apostelgeschichte 5,29 predigte im Januar 1934 in Hochelheim Pfarrer Paul Schneider. Über denselben Text spricht Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, bei einem Gedenkgottesdienst in Dickenschied für jenen Paul Schneider, der vor 75 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde.

Solche Situationen der Entscheidung suche man sich nicht aus, sagt Rekowski, sie werden erzwungen, und sie können Konsequenzen für das eigene Leben haben. Mehrfach habe Schneider die Entscheidung getroffen, Gott mehr zu gehorchen als den nationalsozialistischen Machthabern oder den linientreuen Deutschen Christen.

Doch „gehorchen“ sei kein Begriff, den wir heute unbefangen übernehmen können, fährt Rekowski fort und beruft sich auf die 1. These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934, in der es heißt: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.“

„,Hören – Vertrauen – Gehorchen’, das ist der Dreiklang des christlichen Glaubens“, sagt der Präses. „Und wer vom ,Gehorchen’ redet, der kann dies nicht, ohne zuvor auch über das ,Hören’ und das ,Vertrauen’ nachzudenken. Und er wird wahrnehmen, dass in der Mitte unseres Glaubens Jesus Christus steht.“

Jesus Christus stehe mit seiner Predigt vom Reich Gottes für einen Gegenentwurf zu bestehenden Verhältnissen ein. Und er wolle mit den Menschen, deren Leben er gelebt und deren Tod er gestorben sei, untrennbar zusammen sein.

Vom Hören auf Zuspruch und Anspruch des Evangeliums über das Vertrauen zu Gott führt der Weg zum Tun, zum Gehorchen, sagt der Präses: „Wer das Wort, Jesu Christus, hört und ihm vertraut, kann nicht untätig sein. Er wird handeln.“

Die damalige Kirchenleitung, die Schneider staatsfeindliches Verhalten vorwarf, habe wohl mehr den Menschen gehorcht, stellt Rekowski fest und fragt dann nach der Rolle heutiger Menschen an solch einem Tag der Erinnerung. Dass man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen, so der Präses, gelte auch in einem demokratischen Staat. Nicht, dass die Kirche staatliche Gesetze und Spielregeln außer Kraft setzen könne oder wolle. Doch in manchen Situationen werde geltendes Recht offenkundig Menschen in Not, wie zum Beispiel Flüchtlingen, nicht gerecht. „Dann ist Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, sagt Rekowski. „Diese Situationen sucht man sich nicht. Sie werden durch äußere Umstände erzwungen. Mut und Geistesgegenwart schenke uns Gott, wann immer wir gefordert sind.“

Der Gottesdienst war Teil einer Veranstaltungsreihe des Kirchenkreises Simmern-Trarbach zur Reformationsdekade „Reformation und Politik“. Der Tag der Beerdigung des Pfarrers Paul Schneider am 21. Juli wird zunächst mit einer Andacht begangen, es folgt eine Diskussion mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Thema „Staat und Kirche“, den Abschluss bildete der Gottesdienst mit dem rheinischen Präses Manfred Rekowski.

Veranstaltungen des Kirchenkreises Simmern-Trarbach zum Gedenken an Pfarrer Paul Schneider:
http://www.ekir.de/www/service/paul-schneider-17567.php

zum Vortrag des Koblenzer Kirchenhistoriker Professor Dr. Thomas-Martin Schneider:
http://www.ekir.de/www/service/schneider-17883.php