Pressemitteilung

Weiter Beratungen über Gedenkort für Opfer der Loveparade-Tragödie

Gespräche unter Moderation der Notfallseelsorge

  • Nr. 99/2011
  • 10.10.2011
  • 4888 Zeichen

Am 8. Oktober 2011 haben sich auf Einladung der Notfallseelsorge und unter Moderation von Landespfarrer Dr. Uwe Rieske (Evangelische Kirche im Rheinland) Angehörige und Betroffene der Loveparade-Tragödie mit dem Eigentümer des Geländes am ehemaligen Güterbahnhof in Duisburg getroffen. Nach vorhergehenden Gesprächen im Juli und im September haben Kurt Krieger und die Planungsbeauftragte Edda Metz-Lamadé ein neues Konzept vorgelegt, um den Ort der Tragödie bei den anstehenden Umbauarbeiten zu erhalten. Auch wenn noch kein Konsens über Größe und Gestaltung erzielt wurde, ist deutlich, dass der Ort der Tragödie beim geplanten Umbau des Geländes „Duisburger Freiheit“ als ein nach oben geöffneter Gedenkort erhalten bleiben wird. Der Eigentümer des Geländes zeigte sich bereit, die bereits vorgelegten Pläne nochmals zu überarbeiten.

Hierzu geben Angehörige und Betroffene folgende Presseerklärung:

 

Presseerklärung von Angehörigen und Verletzten der Loveparade-Tragödie

Duisburg, 8. Oktober 2011

 

Angehörige und Betroffene der Loveparade-Tragödie haben sich mit dem Eigentümer des Geländes, Herrn Kurt Krieger, und der Planungsbeauftragten seiner Firma am 8. Oktober 2011 in Duisburg getroffen, um über einen neuen Entwurf zu beraten, der den Ort der Tragödie, nämlich die Treppe zum Bahnwärterhäuschen, die Wand links und das davor liegende Pflaster bei den anstehenden Umbauarbeiten erhalten soll.

Auch wenn nicht alle interessierten Angehörigen und Verletzten an diesen Beratungen teilnehmen oder darüber informiert werden konnten, möchten die Anwesenden dem Investor Kurt Krieger sowie allen, die uns bei diesem Anliegen unterstützen, zunächst dafür danken, dass das Interesse an der Erhaltung des Ortes der Tragödie gehört worden ist und bei den Umbauarbeiten berücksichtigt wird. Die Angehörigen und Verletzten, die an den Beratungen nicht teilnehmen konnten, sollen Gelegenheit erhalten, ihrerseits Stellung zu nehmen.

Die öffentliche Resonanz zeigt uns, dass die Erhaltung dieses Ortes den Wunsch und das Bedürfnis von vielen Menschen weit über Duisburg hinaus aufnimmt. Am Schauplatz der Tragödie der Loveparade 2010, an dem unsere Lieben starben, ist ein öffentlicher Gedenkort entstanden.

Wir haben die Gespräche mit dem Investor in einer konstruktiven und offenen Atmosphäre führen können. Ihm wurden die wesentlichen Aspekte für die Erhaltung des Gedenkortes vorgetragen, über die unter Angehörigen und Betroffenen Konsens besteht:

– Der Gedenkort soll so weit offen wie eben möglich sein und so weit als möglich dem ursprünglichen, authentischen Charakter des Ortes der Tragödie entsprechen.

– Das Pflaster, die Wand links und die Treppe zum Bahnwärterhäuschen sollen im ursprünglichen Zustand (also ohne den später angelegten Grünstreifen) erhalten bleiben.

– Der Eingang zum Gedenkort soll offen und so hoch und so breit wie eben möglich gestaltet werden.

– Erwünscht wurde, für den Gedenkort nicht die Trapezform zu wählen, sondern die Breite der Öffnung auf 10 m zu öffnen.

– Erwünscht ist ein zweiter Zugang im hinteren Bereich. Gewünscht wird, die Wand, die den Gedenkort nach hinten gegenüber dem Eingang (Nordseite in Richtung Güterbahnhof) begrenzt, durch eine sich über die ganze Breite ziehende, nach oben öffnende Treppe zu ersetzen, die von hinten einen Zugang in diesen Bereich ermöglicht.

– Erwünscht war von allen Beteiligten auch eine größere Öffnung des Gedenkortes durch Verschwenkung der oben geplanten Straße und des Fahrradweges.

– Erwünscht wurden der Erhalt und die Restaurierung des Stellwärterhäuschens, das dann als Kapelle und Dokumentationsstätte genutzt werden kann.

In den Beratungen mit dem Investor über die Verwirklichung dieser Aspekte zeigte sich Entgegenkommen. Es wurde aber noch kein abschließender Konsens erzielt. Die Stadt Duisburg und der Investor werden die offenen Punkte prüfen. Ziel ist es, bei der Umgestaltung des Geländes diesem öffentlichen Gedenkort seine Würde zu lassen, der dem Andenken an die 21 jungen Menschen entspricht, die hier ihr Leben verloren haben. Es gilt zudem, die Leiden der vielen hundert Verletzten und der weiterhin unter den Eindrücken leidenden Ersthelfer und Rettungskräfte zu respektieren, deren Gesundheit und Leben durch die Tragödie bleibend beeinträchtigt wurde.