Pressemitteilung

Gutes Miteinander und kritische Solidarität mit Israel

Präses Schneider beim Neujahrsempfang der Jüdischen Gemeinde

  • Nr. 94/2011
  • 5.10.2011
  • 3237 Zeichen

Seine Glückwünsche zum jüdischen Neujahrsfest hat Präses Nikolaus Schneider heute am späten Nachmittag (vgl. Sperrfrist) in einer Ansprache beim Neujahrsempfang der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen überbracht. Dabei betonte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland die guten und belastbaren Beziehungen zwischen evangelischer Kirche und den jüdischen Gemeinden. „Es war im zurückliegenden Jahr wirklich eine besonders gute Erfahrung für mich, dass Sie, lieber Herr Graumann, mir zusprechen konnten: Alles ist gut in unserem Miteinander!“ sagte Präses Schneider an den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann, gewandt und erinnerte damit an eine Begegnung auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden.

Für die rheinische Kirche bekräftigte Nikolaus Schneider das Nein zur Judenmission. „Statt christlicher Überheblichkeit hat die Mahnung des Paulus an die Römische Gemeinde ,Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich’ unser Bewusstsein der Verbundenheit mit dem Judentum gestärkt und unser Verhältnis neu zu prägen begonnen.“ Die Evangelische Kirche im Rheinland halte daran fest, was ihre Landessynode 1980 im wegweisenden Beschluss „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ beschlossen hat. Die Kirche „bezeugt die Treue Gottes, der an der Erwählung seines Volkes Israel festhält“, heißt es seit 1996 im Grundartikel der rheinischen Kirche.

Auch das Gute wird immer wieder hinterfragt

Dass „auch das Gute, das wir im christlich-jüdischen Miteinander in Deutschland erreicht haben“, immer neu in Frage gestellt werde, mache der Artikel eines pensionierten Pfarrers in der August-Ausgabe des Deutschen Pfarrerblatts deutlich. Dieser Artikel sei „politisch gefährlich und theologisch fragwürdig“, so Nikolaus Schneider, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Und diese Abhandlung entspreche weder politisch noch theologisch den Positionen der EKD: „Das Existenzrecht Israels als jüdischer Staat steht für die EKD politisch außer Frage. Theologisch mag diskutiert werden, inwiefern und in welchen Grenzen die Existenz eines Staates Israel für Christenmenschen ein Zeichen der Treue Gottes ist.“ Er persönlich halte die Formulierung des rheinischen Synodalbeschlusses, dass auch die Gründung des Staates Israel ein Zeichen der Treue Gottes sei, theologisch nach wie vor für richtig. „Kritik an der aktuellen Politik Israels ist genauso möglich und ist genauso notwendig, wie Kritik an der palästinensischen Autonomiebehörde, wie Kritik an der Politik der arabischen Nachbarstaaten im Nahen Osten oder wie Kritik an unseren Nachbarstaaten“, so Präses Schneider: „Wenn Kritik an der Politik Israels aber in der Infragestellung des Existenzrechtes des Staates mündet, wird damit eine Grenze überschritten: die Grenze zwischen einem Miteinander in kritischer Solidarität und einem Gegeneinander in unkritischer Parteinahme.“