Pressemitteilung

Evangelische Kirchen unterstützen Flüchtlingshilfe in Griechenland

Zuschüsse für viele Projekte an den EU-Außengrenzen und hier vor Ort

  • Nr. 139/2015
  • 19.8.2015
  • 5796 Zeichen

Jeden Tag gibt es neue Meldungen über die dramatische Situation von Flüchtlingen rund um das Mittelmeer, insbesondere auf den griechischen Inseln. Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) und die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) weiten ihre Flüchtlingshilfe deshalb aus. Gemeinsam unterstützen sie das Projekt „Proti Stassi“ (Erste Station) auf der Insel Lesbos zunächst mit insgesamt 80.000 Euro.

Das Projekt richtet einen seit Jahren leerstehenden Campingplatz in der Stadt Molyvos her, wo Flüchtlinge menschenwürdig unterkommen können. Andere Kirchen in Europa fördern diese Arbeit ebenfalls. „Proti Stassi“ schafft auch mit der Unterstützung aus Deutschland so einen Platz, an dem sich die Menschen ungestört ausruhen können und gute hygienische Bedingungen vorfinden. Sie erhalten Verpflegung, frische Kleidung und im Bedarfsfall medizinische Hilfe.

Die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kirche im Rheinland bitten zudem um Spenden und Unterstützung für die Diakonie Katastrophenhilfe. Diese hat erstmals einen Hilfsaufruf für ein EU-Land, konkret: für Griechenland, gestartet, um dort angesichts der aktuellen Notlage humanitäre Hilfe leisten zu können. (Mehr dazu unter: http://bit.ly/1NElaek )

Vielfältiges Engagement der rheinischen Kirche für Flüchtlinge

Deutlich kleiner als „Proti Stassi“, aber nicht weniger wichtig ist die Arbeit von Vater Stratis, den rheinische und westfälische Kirchenvertreterinnen und -vertreter kennengelernt haben, als sie im Juni nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete vor Ort auf Lesbos über die prekäre Lage der Flüchtlinge informiert haben. Der orthodoxe Priester betreibt mit seiner kleinen Hilfsorganisation Agalia eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, an dem sie willkommen geheißen und mit Essen und Trinken gut versorgt werden. In sein Projekt fließen jetzt 5000 Euro aus der rheinischen Kirche.

Die Evangelische Kirche im Rheinland macht sich seit Jahren für Flüchtlingsprojekte nicht nur in ihrem eigenen Gebiet, sondern auch an den EU-Außengrenzen stark. Für Hilfsprojekte für Flüchtlinge in den Krisenregionen am Rande der Europäischen Union hatte die Landessynode, das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche, 250.000 Euro bereitgestellt. Aus diesen Mitteln werden neben den genannten Projekten auf Lesbos noch folgende Projekte unterstützt:

• die seit Jahren geleistete Flüchtlingsarbeit der kleinen Evangelischen Kirche in Marokko (Eglise Evangélique au Maroc) mit 75.000 Euro bis 2017,

• ein Monitoring-Projekt von „Borderline Europe“ auf Sizilien, durch das unter anderem die Unterbringung von Flüchtlingen in Übergangseinrichtungen überprüft wird, mit 60.000 Euro,

• ein Freiwilligenprojekt in Palermo, das gemeinsam mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, dem Berliner Missionswerk und der Waldenser-Gemeinde in Palermo getragen wird, mit 30.000 Euro bis 2017 und

• die aktuelle Nothilfe in Serbien von Ecumenical Humanitarian Organization mit 5000 Euro in diesem Jahr.

Außerdem unterstützt die rheinische Kirche weitere Projekte bis zu einer Höhe von insgesamt 25.000 Euro. Dazu zählt auch die Advocacy-Arbeit der Churches‘ Commission for Migrants in Europe (CCME). Die CCME gehört zur Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und leistet Advocacy-Arbeit. Zurzeit fordert sie insbesondere: Humanitäre Visa, die Aufhebung der Visumspflicht für Syrer und Eritreer, die Ausweitung der Flüchtlingsneuansiedlung/Resettlement aus der Region, mehr und großzügigere Aufnahme von Familienangehörigen von Flüchtlingen und andere Regelungen für Arbeitsmigration.

Gelder fließen auch in Projekte im Kosovo, wo Rückkehrer durch alle sozialen Netze fallen, sofern es diese Netze dort überhaupt gibt. Diese und alle anderen Projekte koordiniert die Evangelische Kirche im Rheinland mit ihrer Diakonie – sowohl auf Ebene der Landeskirche wie in den Kirchenkreisen zwischen Niederrhein und Saarland.

Knapp 700.000 Euro sind schon in hiesige Projekte geflossen

Von der einen Million Euro, die die Landessynode im Januar zusätzlich für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt hat, sind bereits knapp 700.000 Euro in Projekte in den Gemeinden und Kirchenkreisen der evangelischen Kirche zwischen Niederrhein und Saarland geflossen. Mit den Zuschüssen werden u. a. zusätzliche Sprachkurse finanziert, die Flüchtlingsberatung gestärkt, Begegnungsstätten und -cafés gefördert und Ehrenamtliche für die Arbeit mit Flüchtlingen qualifiziert.

„An so vielen Stellen in unserer Kirche setzen sich beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende für die Flüchtlinge ein, die zu uns kommen und Schutz und Heimat suchen. Für diesen großen Einsatz bin ich zutiefst dankbar“, sagt Barbara Rudolph, Leiterin der Abteilung Ökumene im Landeskirchenamt: „Wir bemühen uns nach Kräften, diesen Dienst zu stärken.“ Gleiches gelte für die Menschen, die an den EU-Außengrenzen im Einsatz sind, um das Leid der Flüchtlinge zu lindern und ihnen eine menschenwürdige Behandlung und Unterkunft zukommen zu lassen. Dass die rheinische Kirche in der Unterstützung von Flüchtlingen beständig aktiv ist, macht Oberkirchenrätin Rudolph am Beispiel der Sonntagskollekten deutlich: So finden sich im Kollektenplan dieses Jahres alleine sechs Projekte der Flüchtlingshilfe in der Türkei, Marokko, Spanien und Italien.