Pressemitteilung

Evangelischer, katholischer und islamischer Religionsunterricht werden verknüpft

Modellprojekt an der Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid

  • Nr. 136/2015
  • 12.8.2015
  • 4522 Zeichen

An der Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid gibt es mit Beginn des neuen Schuljahrs nicht nur erstmals Islamischen Religionsunterricht, sondern zugleich werden evangelische, katholische und muslimische Schülerinnen und Schüler phasenweise gemeinsamen Religionsunterricht haben. „Ein Verständnis von Religion und Glauben, der Lebenshilfe bedeutet und Menschen zueinander führt, kann nicht zuletzt auch dazu beitragen Vorurteile abzubauen“, erklärte Schulleiterin Angelika Büscher am Nachmittag bei der Vorstellung des Projekts an der von der Evangelischen Kirche im Rheinland getragenen Gesamtschule.

Da die evangelische Gesamtschule die einzige weiterführende Schule in Burscheid ist, haben sich dort auch insgesamt 37 muslimische Schülerinnen und Schüler (21 im Schuljahr 2014/15, 16 im Schuljahr 2015/16) angemeldet. Als Schule in evangelischer Trägerschaft sind der Religionsunterricht, regelmäßige Gottesdienste und Andachten wesentliche Bestandteile des Schullebens. „Wir möchten den Kindern und Jugendlichen in Fragen der Religion und des Glaubens Grundlagen vermitteln, die ihnen einen eigenen Standpunkt einzunehmen ermöglichen, damit sie eine eigene Beziehung zu Gott aufbauen und festigen können“, so die Schulleiterin. Deshalb hat die Kirchenleitung beschlossen, an der Johannes-Löh-Gesamtschule nicht nur Islamischen Religionsunterricht einzuführen, sondern auch ein Modellprojekt interreligiöser Kooperation zu entwickeln.

Klaus Eberl: „Kirchliche Schulen initiieren bildungspolitische Pilotprojekte“

„Die Schule wird damit dem Anspruch kirchlicher Schulen gerecht, auch bildungspolitische Pilotprojekte zu initiieren“, so der Leiter der Abteilung Bildung im Landeskirchenamt, Oberkirchenrat Klaus Eberl. Konkret sei daran gedacht, dass der Unterricht in konfessionell homogenen Lerngruppen von Zeit zu Zeit durch konfessionell gemischte Lernphasen abgelöst werde. Damit solle sowohl der Notwendigkeit Rechnung getragen werden, Kinder und Jugendliche in der eigenen Konfession zu beheimaten, als auch deren Sprach- und Dialogfähigkeit zu entwickeln. „Die Lehrpläne der Konfessionen bzw. Religionen weisen – bei aller Verschiedenheit – eine ganze Reihe gemeinsamer Themen aus“, machte Direktorin Angelika Büscher vor Journalistinnen und Journalisten heute deutlich. So beschäftige man sich in allen Religionsunterrichten mit Themen wie Schöpfung, Abraham als Stammvater, dem Umgang mit Leben und Tod und dem Dialog mit anderen Religionen. „An diesen Stellen wollen wir die Religionsgruppen vernetzen, um in einzelnen Phasen gemeinsam und voneinander zu lernen.“

Den Islamischen Religionsunterricht an der Johannes-Löh-Gesamtschule Burscheid wird Amir Djeladini erteilen. Der 46-jährige Makedonier ist seit 1996 angestellter Imam, Prediger und Lehrer an der Mesxhidiaksa Moschee in Leverkusen. Die Lehrerlaubnis „Idschaza“ für Islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen besitzt der Magister der Soziologie seit 2013. „Als ein Religionslehrer, der sich seit vielen Jahren im Dialog der Religionen in Leverkusen und Region engagiert, passt Herr Djeladini gut an unsere Schule und in das Modellprojekt, das wir mit Schuljahresbeginn starten“, sagte Schuldezernent Otmar Scholl aus dem Landeskirchenamt bei der Vorstellung.

Burscheid hat viel Erfahrung mit interreligiöser und interkultureller Begegnung

Seit Jahren besteht in der Stadt Burscheid ein intensiver interkultureller und interreligiöser Dialog. So gibt es regelmäßig jährlich im September eine „Interkulturelle Woche“, im Zwei-Jahres-Rhythmus ein „Interkulturelles Fest“ als Großveranstaltung, das einen deutlichen religiösen Akzent trägt durch Auftakt und Abschluss: Das Wochenende wird am Freitagabend eröffnet mit der „Nacht der offenen Türen“. Die Türen werden dabei in den verschiedenen Kirchen geöffnet (evangelisch, freikirchlich, katholisch, griechisch-orthodox) und auch die islamische Gebetsstätte in Burscheid ist einbezogen. Um die interkulturelle Begegnung kümmert sich in Burscheid ein eigener Verein, deren 1. Vorsitzende die evangelische Pfarrerin Stella Ignatz ist. „Unser Modellprojekt an der Johannes-Löh-Gesamtschule ist also gut eingebettet in ein funktionierendes Miteinander der Religionen und Kulturen“, konstatierte Oberkirchenrat Klaus Eberl.