Pressemitteilung

Rheinische Landessynode widmet sich der Zukunftsaufgabe „Reformation“

Ausblick auf die Tagung, die vom 8. bis 13. Januar 2017 stattfindet

  • Nr. 180/2016
  • 15.12.2016
  • 6185 Zeichen

Düsseldorf. „Die Reformation ist kein Museumsstück.“ Das hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, am Mittag unterstrichen. Der Präses gab vor Journalistinnen und Journalisten einen Ausblick auf die kommende Tagung der Landessynode. Das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche tagt vom 8. bis 13. Januar 2017 im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr. Die Reformation, die sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, sei mehr als nur Geschichte: „Sie ist Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe.“ Deswegen, so Rekowski, beschäftige sich die Synode auch mit Fragen, wie der Glaube wirksam zu den Menschen gebracht werden könne.

Darum geht es zum Beispiel in einer Beratungsvorlage, die den Weg zu neuen Gemeindeformen ebnen soll. Bisher ist die sogenannte Parochie die Regel, das heißt: Die Menschen gehören aufgrund ihrer Wohnadresse zur Ortsgemeinde. Künftig gehe es darum, „neue Formen des Kircheseins nicht nur angstfrei zuzulassen, sondern auch zu befördern und zu ermöglichen, damit wir die Menschen, um die es der Botschaft Gottes geht, auch tatsächlich erreichen“, erklärte Vizepräses Christoph Pistorius. Es müssten aber z. B. auch Gemeinden auf Zeit möglich sowie personell und finanziell arbeitsfähig sein.

Zeit fürs Wesentliche

Ein anderer Aspekt der Frage, wie Kirche den Glauben zu den Menschen bringt, sei, „wie die Pfarrerinnen und Pfarrer in unserer Kirche Zeit für diese wesentliche Aufgabe in Seelsorge und Verkündigung finden“, ergänzte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph. Unter dem Titel „Zeit fürs Wesentliche“ hatte die Landessynode 2014 eine Umfrage und Diskussion in den Presbyterien der Gemeinden zwischen Emmerich und Saarbrücken über Zeiteinsatz und Aufgaben angestoßen. „Davon ausgehend“, so Rudolph, „wird der bevorstehenden Synode empfohlen, eine verbindliche Vereinbarungskultur einzuführen“. Diese orientiere sich an den Aufgaben, denn eine konkrete Zeitvereinbarung werde nicht angestrebt.

Eine Menge Zeit wird die Landessynode, der 210 stimmberechtigte Mitglieder und zahlreiche Männer und Frauen mit beratender Stimme angehören, mit Wahlen zubringen. „Nach einer Presbyteriumswahl wie der im vergangenen Februar werden auf allen Ebenen unserer Kirche die Organe neu gewählt“, erläuterte Vizepräsident Dr. Johann Weusmann. So werden in Bad Neuenahr u. a. Teile der Kirchenleitung, die Ständigen Synodalausschüsse, deren Vorsitzende und die Abgeordneten zur EKD-Synode gewählt. Ausführliche Vorstellungen und in der Regel mehrere Kandidatinnen und Kandidaten für eine Position führen dazu, dass die Tagung der Landessynode länger dauert als üblich: „Damit die inhaltliche Arbeit dabei nicht dem Kreuzchen-Marathon zum Opfer fällt, beginnt die Tagung am Sonntag eine Stunde früher und endet – zumindest geplant – am Freitag mehrere Stunden später als gewohnt“, so Weusmann.

Der leitende Jurist gab – vertretungsweise – auch einen kurzen Überblick über die Finanzlage der Evangelischen Kirche im Rheinland, worüber Finanzchef Oberkirchenrat Bernd Baucks die Synodalen im Januar ausführlich informieren wird: In der Prognose für das zu Ende gehende Jahr 2016 beziffert er einen Kirchensteuerverteilbetrag von 717 Millionen Euro; ursprünglich lag die Schätzung um drei Millionen Euro höher. Der Steuerschätzwert für das Jahr 2017 beläuft sich nun auch auf 717 Millionen Euro als Kirchensteuerverteilbetrag. Der Kirchensteuerverteilbetrag ist die Summe, die in der rheinischen Kirche tatsächlich zur Verfügung steht. Mit Blick auf die künftig erwartete Kirchensteuerentwicklung kommentierte Vizepräsident Weusmann: „Perspektivisch werden wir uns auf den Scheitelpunkt einstellen müssen – steigende Kirchensteuern sind kein Naturgesetz.“

Breite ökumenische Beteiligung schon im Eröffnungsgottesdienst

Die Andachten an den vier Plenumstagen beschäftigen sich laut Präses Rekowski mit den vier Begriffen, mit denen der Reformator Martin Luther die Hauptsache des Glaubens in die Mitte gestellt hat: Jesus Christus, Gnade, Glaube, Bibel. „Und ich und ich freue mich besonders, dass unser katholischer Bruder Bischof Franz-Josef Overbeck am Synodenmontag die Andacht zu „sola scriptura“ – nur die Schrift – hält. Er wird auch im Eröffnungsgottesdienst liturgisch mitwirken, ebenso wie Bischof Matthias Ring von den Alt-Katholiken und Superintendent Dr. Rainer Bath vom Distrikt Essen der Evangelisch-methodistischen Kirche, Pfarrerin Karen Wilson von der Evangelischen Brüdergemeine Neuwied sowie Erzpriester Constantin Radu Miron von der Griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland. Weil wir – wie die Reformatoren – Christus in den Mittelpunkt stellen, können wir uns in diesem Gottesdienst der einenden Taufe erinnern und ökumenisch feiern.“

Zum Hintergrund:

Die Landessynode, die in der Regel einmal pro Jahr zusammentritt, ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die rheinische Kirche hat rund 2,62 Millionen Mitglieder – in Nordrhein-Westfalen (ca. 2,05 Millionen), in Rheinland-Pfalz (356.000), im Saarland (143.000) und in Hessen (77.000). Von den 704 Kirchengemeinden, die nach diversen zum Jahreswechsel anstehenden Fusionen am 1. Januar 2017 zur rheinischen Kirche gehören, liegen 442 in Nordrhein-Westfalen, 168 in Rheinland-Pfalz, 44 im Saarland und 50 in Hessen.

An der 69. Landessynode 2017 nehmen insgesamt 210 stimmberechtigte Synodale teil. Davon kommen 158 aus Nordrhein-Westfalen, 32 aus Rheinland-Pfalz, zwölf aus dem Saarland und acht aus Hessen. Hinzu kommen noch weitere Frauen und Männer mit beratender Stimme. In den Zeiten, in denen die Landessynode nicht tagt, führt ihr Präsidium unter dem Titel „Kirchenleitung“ die Geschäfte. Den Vorsitz der 15-köpfigen Kirchenleitung hat Präses Manfred Rekowski.