Pressemitteilung

Präses Rekowski in Indonesien: Besorgt über die Gewalt gegen Christen

Rheinische Gäste zu Besuch bei den Partnerkirchen auf Sumatra und Java

  • Nr. 49/2015
  • 11.2.2015
  • 4637 Zeichen

Angesichts einer steigenden Zahl von muslimischen Übergriffen auf Kirchen auf der indonesischen Insel Sumatra zeigt sich Präses Manfred Rekowski besorgt: „Für jemanden, der aus Deutschland kommt, ist es kaum nachvollziehbar, wie wenig die Polizei tut, um die Kirchen zu schützen“, sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland heute in Indonesien: „Die Partnerschaft der rheinischen Kirche mit den Kirchen in Indonesien fordert uns und die Vereinte Evangelische Mission heraus, sich über die deutsche Regierung für die Einhaltung der Menschenrechte in diesem Land einzusetzen.“

Manfred Rekowski ist derzeit mit Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, Leiterin der Abteilung Ökumene im Landeskirchenamt, zu Gast bei den Partnerkirchen auf Sumatra und Java. Beim Besuch der Huria Kristen Batak Protestan (HKBP) hatte deren Leitender Geistlicher, Ephorus Wellem Simamarta, den deutschen Kirchenpartnern eine Liste mit 43 „vulnerable churches“, gefährdeten Kirchen, gezeigt. Das sind die Namen der Kirchen, die aktuell in der HKBP durch muslimische Übergriffe gefährdet sind. „Wenn ich vor 20 Jahren einen Vortrag über das Verhältnis von Christen und Muslimen im größten islamischen Land der Welt gehalten habe“, berichtete Pfarrer Welman P. Tampubolon, „habe ich in Deutschland vor Gemeinden mit stolz geschwellter Brust gestanden und berichtet: Das Verhältnis von Christen und Muslimen ist unproblematisch und gut. Wir leben in einem Land, in dem die Angehörigen verschiedener Religionen gelernt haben, friedlich miteinander zu leben.“ Heute ist Pfarrer Tampubolon in der Kirchenleitung u.a. für genau die Kirchen zuständig, die gefährdet sind.

Nach massiven Drohungen von der Taufe abgeraten

„Hier in Nord-Sumatra, wo überall Kirchen und Kreuze das Straßenbild bestimmen, begegnet mir ein liberaler Islam“, beschreibt Oberkirchenrätin Rudolph ihre Eindrücke: „Umso erschreckender, dass an Orten, wo Christen eine Minderheit bilden, aggressive Übergriffe alltäglich sind.“ Die Übergriffe seien vielfältig und werden weder von der Polizei noch von den Regionalbehörden ernsthaft behindert oder verfolgt: Steine werden geworfen, Demonstrationen und aufgewühlter Straßenmob versammelt sich vor Kirchengebäuden, Schüsse in der Kirche und sogar Kirchen, die abgebrannt worden sind – die Reihe der Übergriffe von Muslimen auf Kirchengebäude in Indonesien ist erschreckend. „Wir können nichts tun, wir versuchen freundlich zu sein, Provokationen zu vermeiden und unterstützen die Gemeinden, die gefährdet sind durch Gebet und Hilfsmaßnahmen“, sagte Ephorus Simamarta. „Vor kurzem haben wir einer Familie, die sich taufen lassen wollte, nach massiven Drohungen aus der muslimischen Nachbarschaft abgeraten, ihren Wunsch weiter zu verfolgen. Die Bedrohungen von muslimscher Seite waren zu massiv. Es wäre eine Gefährdung geworden, die niemand verantworten wollte.“

Auf der Leitungsebene aber, so berichteten die indonesischen Gastgeber, stelle sich die Situation anders dar: Die Religionsführer sind gut vernetzt, führen einen intensiven Dialog, wissen um die Schätze der unterschiedlichen Glaubenstraditionen, setzen sich gemeinsam für das Wohl des Landes ein. Wellem Simamarta wird nicht müde zu betonen, dass es ein tiefes Wissen um die friedliche Kraft der Religionen gibt: „Der Islam ist eine zutiefst friedliche Religion, alle Religionsführer in Indonesien haben Sorge über Auswüchse wie den IS.“

Mit drei Millionen Mitgliedern die bedeutendste Kirche in Südostasien

„Es ist schon beeindruckend, wie der Ephorus Wellem Simamarta seinen Einfluss nutzt, um das friedliche Zusammenleben der Religionen zu fördern“, sagte Präses Rekowski. Umso wichtiger sei es, dass sich die deutschen Partnerkirchen mit ihren Möglichkeiten für die Rechte der verfolgten Christinnen und Christen nicht nur in Indonesien einsetzten.

Die Huria Kristen Batak Protestan (HKBP) ist mit rund drei Millionen Mitgliedern die bedeutendste Kirche in Südostasien. Ihre Gründung geht auch auf die Arbeit rheinischer Missionare seit 1834 zurück. Rheinische Kirche und HKBP sind Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Die VEM, die unter anderem auch aus der Rheinischen Missionsgesellschaft hervorgegangen ist, ist inzwischen ein Kirchenbund von Kirchen aus Deutschland, Afrika und Asien geworden.