Pressemitteilung

Präses Rekowski: Ich weiß, wie verletzend Vorurteile für Flüchtlinge sind

Kirche startet Aktion „... denn ihr seid selbst Fremdlinge gewesen“

  • Nr. 149/2015 
  • 9.9.2015
  • 2129 Zeichen

„Als ich 1963 als Spätaussiedler in die Bundesrepublik gekommen bin, war das nicht nur eine Willkommenskultur, auf die man traf.“ Das berichtet Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in einem Videobeitrag auf der Webseite www.fremdling.eu . Damals seien viele Menschen wie er nach Westdeutschland gekommen: „Und dann war auch immer wieder zu hören: ,Den Spätaussiedlern wirft man alles hinterher’“, so der Präses. Aus eigener Erfahrung wisse er, wie verletzend es für sie sei, „wenn Flüchtlinge heute hören müssen, sie würden bevorzugt oder ähnliches. Das entspricht überhaupt nicht der Wirklichkeit – und schon gar nicht in der Situation dieser Menschen“.

Rekowskis Videos auf www.fremdling.eu sind Teil einer Plakat- und Postkartenaktion, die seine Kirche jetzt gestartet hat: Ein Mann hebt ein Kind über den Zaun der bundesdeutschen Botschaft in Prag im Herbst 1989. Kinder spielen in einem Flüchtlingslager in Wipperfürth, irgendwann zwischen 1946 und 1952. Mit Fahrrad, Pferd und Wagen ist ein Flüchtlingstreck aus dem Osten 1945 bei Walternienburg unterwegs. Diese Bilder erzählen von den Erfahrungen vieler Menschen in Deutschland: Sie sind selbst Flüchtlinge gewesen. Sie sind als Fremde aufgenommen worden. Im Mittelpunkt der Aktion steht die Weisung Gottes: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen“, nachzulesen in der Bibel im 2. Buch Mose 22, 20.

Bilder und Bibelvers sind Anknüpfungspunkte, um über das Fremdsein nachzudenken und ins Gespräch zu kommen. Die Plakate oder Postkarten werden zwischen Niederrhein und Saarland präsent sein. Außerdem sind sie mit der Möglichkeit zu persönlicher Hilfe verknüpft: So listet der zur Aktion gehörende Internetauftritt www.fremdling.eu Projekte auf, bei denen sich Interessierte vor Ort engagieren können. Außerdem können Menschen dort ihre eigene Geschichte von Flucht und Fremdsein teilen.