Pressemitteilung

Luther über Freiheit: „Die Sicheren und Schnarcher können sie nicht behalten“

Vizepräses Bosse-Huber predigt zum Reformationstag in Düsseldorf

  • Nr. 138/2012
  • 30.10.2012
  • 2682 Zeichen

Die Botschaft des heutigen Reformationstags ist klar: „Christus hat uns zur Freiheit befreit!“ Aber wie viel Freiraum lassen Christenmenschen einander? Wie steht es um die Bereitschaft, in der Gemeinde Unterschiede auszuhalten? Mit Blick auf Verse aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus geht Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, heute Abend (vgl. Sperrfrist!) in ihrer Predigt zum Reformationstag in der Düsseldorfer Johanneskirche diesen Fragen nach. Gleichsam im Chor mit dem Apostel Paulus fragt sie: „Ist die heimliche Eintrittskarte, um dazu zu gehören, der Stallgeruch oder ist es die große ungestillte Sehnsucht nach Gott, die so viele Menschen in eurer Zeit umtreibt und nach Gottesorten suchen lässt?“

„An einem Reformationstag bekommt solch eine Frage sofort einen besonderen Klang: Wie weit ist es eigentlich noch her mit der kämpferisch werbenden Bemühung um einen ökumenischen Dialog? Bekommt nicht ,die Kirche der Freiheit’ erst in einer ,Ökumene der Gaben’ einen angemessenen Platz? Glauben wir Evangelischen noch selbst daran, dass wir es hinbekommen können, zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 statt eines Gedenktages der Kirchenspaltung ein rauschendes ökumenisches Fest zu feiern? Die Wiederentdeckung der Christusbotschaft durch die Reformatoren gemeinsam zu feiern? Wenn nicht überall, dann doch wenigstens an den vielen ökumenisch fruchtbaren Orten. Schön wäre es“, so Vizepräses Bosse-Huber. Sich am Anderssein des Anderen zu erfreuen sei „manchmal das Gegenteil von einfach“. Dennoch liege eine überbordende Verheißung darauf.

„Freiheit ist immer gefährdete Freiheit“

Freiheit müsse im Großen wie im Kleinen immer wieder verteidigt werden, erklärte Petra Bosse-Huber: „Denn Freiheit ist immer gefährdete Freiheit. Oder um es mit Martin Luther zu sagen: ,Die Sicheren und Schnarcher können sie nicht behalten’“. Wer es lerne, den so fremden Nächsten direkt neben sich zu achten, der habe beste Voraussetzungen, die Menschenwürde auch an anderen Orten zu verteidigen. „Wer ein Gespür entwickelt für das große Geschenk der eigenen Freiheit, der wird auch die Rechte von Schutzlosen, von Ungeborenen und Sterbenden, von Obdachlosen und Flüchtlingen schützen. Wer sich in der Taufe fest verbunden weiß mit Christus, der wird frei zum multireligiösen Dialog, offen zum multikulturellen Austausch und mutig zur ethischen Auseinandersetzung“, sagte die Vizepräses der rheinischen Kirche.