Pressemitteilung

Präses fordert: Kirche muss sich in den politischen Dialog einschalten

Vortrag heute Abend in der Johanneskirche in Saarbrücken

  • Nr. 125
  • 14.9.2005
  • 2574 Zeichen


Achtung, Sperrfrist: Heute, 14. September 2005, 19 Uhr. Es gilt das gesprochene Wort.



 



Kirche muss sich zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zu Wort melden. Das hat Präses Nikolaus Schneider am Abend bei einem Vortrag in der Saarbrücker Johanneskirche unterstrichen. Es sei weder „unangemessen noch unerwartet, dass sich Kirche in den politischen Dialog einschaltet“, erklärte der leitende Geistliche der knapp drei Millionen Mitglieder starken Evangelischen Kirche im Rheinland. Wesentlich für eine solche Einmischung sei aber, „wann sich Kirche wozu mit welcher jeweils spezifischen Begründung äußert“.


In seinem Vortrag „Soll sich die Kirche in die Politik einmischen?“ verwies der 58-jährige Theologe auf die Barmer Theologische Erklärung von 1934, mit der die Bekennende Kirche gegen den allumfassenden Führungsanspruch der Nationalsozialisten opponiert hatte. „Die Kirche erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“, zitierte Schneider aus der Bekenntnisschrift. „Die Kirche ist eine Mahnerin angesichts des kommenden Reiches Gottes“, erinnerte der Präses: „Sie will nicht das Reich Gottes auf Erden bauen, aber sie will Wege dahin ebnen und fordert deshalb auch andere dazu auf, diesen Weg zu beschreiten. In Fragen von Migration und Asyl erhebt sie ihre Stimme genauso wie in Fragen von Arbeit und Geld oder Ökologie. Sie macht Mut, angesichts Gottes kommender Welt erste Schritte zu tun.“


Nach Ansicht Schneiders lege insbesondere der jetzt zu Ende gehende Wahlkampf nahe, „dass sich Kirche in Gestalt ihrer Leitungsorgane und –persönlichkeiten der politischen Diskussion stellen muss. Aber Kirche bedarf dieser Aktualität nicht. Wir haben ständig Berührungsfelder“, so der rheinische Präses: „Jeder Bericht vor der Synode von mir oder anderen leitenden Geistlichen nimmt nicht nur zur Entwicklung von Theologie und Kirche Stellung, sondern bezieht sich auch auf das Verhältnis von Kirche zu Staat und Politik. Nicht zum Eigennutz der Kirche, sondern aus ihrem Selbstverständnis der Stellvertretung für die schwachen Stimmen im gesellschaftlichen Gestaltungsprozess heraus und zur Erinnerung an leitende Prinzipien“. Solidarität und Gerechtigkeit müssten diese leitenden Prinzipien für eine menschenfreundliche Gesellschaft sein. Parteipolitische Positionierung oder gar Wahlempfehlungen schloss Präses Nikolaus Schneider allerdings eindeutig aus.