Pressemitteilung

Nachruf der Evangelischen Kirche im Rheinland voller Dankbarkeit und Trauer

Zum Tode von Johannes Rau

  • Nr. 40 / 2006
  • 27.1.2006
  • 2485 Zeichen


Zum Tode von Johannes Rau erklärt die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland:


„Die Evangelische Kirche im Rheinland trauert um Johannes Rau. Sie weiß ihn in Gottes Hand, fühlt mit seiner Familie und empfindet tiefe Dankbarkeit für sein Leben. Bundespräsident a.D. D.Dr.h.c. mult. Johannes Rau gehörte von 1965 bis 1999 der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland an. In dieser Zeit war er auch stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung. Er hat in zahlreichen Kuratorien und Ausschüssen unserer Kirche mitgearbeitet und war Mitherausgeber christlicher Zeitschriften. Sein besonderes Interesse galt dem Dialog mit der jungen Generation. Auch mit dem Kirchentag war Johannes Rau eng verbunden.



Kaum ein anderer hat sich so wie er über Jahrzehnte hinweg für die Aussöhnung von Deutschen und dem jüdischen Volk, für die Versöhnung von Christen und Juden eingesetzt wie Johannes Rau. Der bahnbrechende Beschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1980 zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden verdankt sich seinem Engagement, die Aussöhnung mit Israel war seine Herzenssache.



Verwurzelt war er im evangelischen Gemeindeleben seiner Heimatstadt Wuppertal und in vielen rheinischen Kirchengemeinden war er zu Hause: Als Gottesdienstbesucher und Ratgeber, als Festredner und als Prediger. Seine christliche Überzeugung war dabei besonders gegründet im Wort der Heiligen Schrift, im Heidelberger Katechismus und in der Theologischen Erklärung von Barmen. Sein Lebensmotto findet sich im Siegel der Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche von 1934, wo es heißt: „Ich halte, weil ich gehalten werde!“ Daraus leitete er auch das Grundverständnis seiner Politik ab: Das Leben menschlicher zu machen. Das entspricht biblischem Denken und verbindet ihn mit den Christinnen und Christen unserer Kirche. Sein Humor und seine Fröhlichkeit waren Ausdruck seiner lebendigen Hoffnung, die im Glauben an die Veränderbarkeit der Welt mündete und in der Gewissheit auf Gottes neuen Himmel und seine neue Erde. Davon war Johannes Rau auf seinem Krankenlager selber getragen und damit hat er bis zum Schluss auch uns getröstet. Wir werden sein Andenken bewahren, indem wir auch in Zukunft den Blick auf den richten, auf den auch Johannes Rau zuerst geblickt hat und in dessen Händen er jetzt gut aufgehoben ist: Jesus Christus.“