Pressemitteilung

Schloss Friedewald: Stiftung macht sich für den „Sozialen Protestantismus“ stark

Präses Schneider und Landesbischof i. R. Hirschler als Vorsitzende

  • Nr. 111 / 2006
  • 29.6.2006
  • 4781 Zeichen


„Sozialethisches Handeln und gesellschaftspolitische Verantwortung – das klingt vielleicht für manche Ohren hölzern. Und doch ist es dringend notwendig, die Grundüberzeugungen der sozialen Marktwirtschaft auch unter heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sozialen Realitäten lebendig zu halten“, stellte Präses Nikolaus Schneider heute vor Journalistinnen und Journalisten in Düsseldorf fest. Dies beweise nicht zuletzt die jüngste Ankündigung des Versicherungskonzerns Allianz, bundesweit 7.500 Stellen zu streichen. „Wenn die Renditemaximierung für das Unternehmen bzw. dessen Aktionäre der Grund ist, selbst in Zeiten eines Rekordgewinns der Allianz von knapp 4,5 Milliarden Euro zum Beispiel in Köln einen ganzen Standort mit 1.300 Vollzeitstellen schließen zu wollen, dann sind wir als evangelische Christen gefragt, laut und vernehmlich daran zu erinnern, dass persönliches Eigentum – auch das von Unternehmen – dazu verpflichtet, dem Gemeinwohl und damit den Menschen in diesem Land zu dienen“, so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland weiter.


Christliche Quellen sozialer Verantwortung


Mit der „Stiftung Sozialer Protestantismus“, Sitz Schloss Friedewald, dessen Kuratoriumsvorsitzender Nikolaus Schneider ist, wolle man an dieser „Wertebildung“ im Interesse unserer Gesellschaft weiter mitarbeiten. „In der gegenwärtigen vielschichtigen Lage ist die Wahrnehmung sozialethischer und gesellschaftspolitischer Verantwortung eine bedrängende Herausforderung“, unterstrich auch der frühere Landesbischof der hannoverschen Kirche, D. Horst Hirschler: „Es gilt die christlichen Quellen sozialer Verantwortung neu bewusst zu machen, ihre persönliche Prägekraft und ihre gesellschaftliche Relevanz umsichtig zu stärken. Dies geht nicht ohne eine nachhaltig konzipierte Bildungsarbeit“, sagte der Vorsitzende des Stiftungsvorstands. Damit diese Bildungsarbeit sowohl am traditionsreichen Akademiestandort Schloss Friedewald, wie auch in Berlin und anderen Orten in der EKD in Zeiten leerer öffentlicher und kirchlicher Kassen fortgeführt werden kann, wirbt die noch junge Stiftung seit dem Jahr 2004 um Zustiftungen und Spenden. Der Verein Schloss Friedewald hat trotz seiner knappen Ressourcen soeben eine Zustiftung in Höhe von 250.000 Euro und somit insgesamt 340.000 Euro eingebracht.


Mit der Gründung der Stiftung, so Hirschler, sei die Hoffnung verbunden, der Stimme des Sozialen Protestantismus auch zukünftig menschen- und sachgerecht Gehör zu verschaffen: „Dabei wird es besonders darauf ankommen, denen, die in Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche Verantwortung tragen, die geistigen und spirituellen Quellen unseres Wertesystems in Erinnerung zu rufen.“


Mehr zur Stiftung im Internet: www.stiftung-sozialer-protestantismus.de


 


Zum Hintergrund


Sozialer Protestantismus bezeichnet die gesellschaftsprägenden Kräfte in evangelischer Verantwortung, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Lösungen der „sozialen Frage“ aus dem Geist des Protestantismus entwickelt haben. In diesem Sinn haben überzeugte Protestanten und protestantische Gruppen wesentlich an dem Entstehungsprozess des deutschen Sozialstaats und der Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer mitgewirkt.


Diese Tradition des Sozialen Protestantismus ist vor allem an der Herausbildung sowie Weiterentwicklung des Ordnungsmodells der Sozialen Marktwirtschaft beteiligt gewesen. Auf der Grundlage des biblischen Menschenbilds haben Vertreter des Sozialen Protestantismus die Ideen für dieses Modell entwickelt, in dem die Werte der Freiheit und der Gerechtigkeit in gleicher Weise Berücksichtigung finden. Dementsprechend wird eine Gesellschaftsordnung angestrebt, welche die Würde jedes einzelnen Menschen respektiert, durch eine gestaltete Wettbewerbsordnung für effizientes Wirtschaften sorgt und durch eine verlässliche Sozialordnung sozialen Frieden ermöglicht.


Die Stiftung und ihre Ziele


Im Herbst 2004 wurde die „Stiftung Sozialer Protestantismus“, Sitz Schloss Friedewald, mit dem Ziel gegründet, Auftrag und Arbeit des Sozialen Protestantismus zu sichern und weiterzuentwickeln.


Die Förderung von Bildung und Erziehung erfolgt u.a. durch




  • die Bezuschussung von Lehrgängen, Fach- und Studientagungen der Evangelischen Sozialakademie Friedewald und anderer Bildungseinrichtungen,



  • die Förderung von Forschungsprojekten, die sozialethische Grundsatzfragen und aktuelle Probleme der Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik untersucht.



  • die Stiftung eines Förderpreises für Arbeiten und Projekte zur Förderung sozialer Gerechtigkeit.