Pressemitteilung

„Buße ist kein Standortnachteil – Buße schafft notwendige Neuorientierung“

Oberkirchenrat Wilfried Neusel zum morgigen Buß- und Bettag:

  • Nr. 160
  • 15.11.2005
  • 2438 Zeichen


Oberkirchenrat Wilfried Neusel wendet sich gegen weitere Streichungen von Feiertagen aus kommerziellen Interessen. „Am liebsten würde die Wirtschaft sämtliche Feiertage abschaffen, die die Kasse nicht süßer klingeln lassen – und die Wochenenden gleich mit“, erklärt das hauptamtliche Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland anlässlich des morgigen Buß- und Bettags (Mittwoch, 16. November 2005). Der Feiertag war 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung als gesetzlicher Feiertag bundesweit mit Ausnahme Sachsens abgeschafft worden. In den evangelischen Kirche wird er nach wie vor als kirchlicher Feiertag begangen.


Dieses Buß- und Bettagsopfer der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sei aber nicht honoriert worden, so Oberkirchenrat Neusel weiter. Gleichzeitig sieht Wilfried Neusel auch Versäumnisse bei den Kirchen selbst: „Wir können nicht Buß- und Bettagsgottesdienste feiern, reden aber nur mit akrobatischer Ausgewogenheit über den Skandal, dass der Staat in einer Zeit, wo über Neuorientierung unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens dringender denn je selbstkritisch nachgedacht und dann entsprechend gehandelt werden musste, gerade diesen Buß- und Bettag abgeschafft hat.“ Buße sei kein Standortnachteil.


Es sei an den Kirchen und ihren Vertreterinnen und Vertretern, „in der Nachfolge Jesu Christi geduldig Freiräume der Buße – und das heißt: der Neuorientierung – denen zu eröffnen, die sagen: ,Es gibt keine Alternative.‘“ Und Neusel weiter: „Wer, wenn nicht wir, hat einen überzeugenden Auftrag zu sagen: ,Eine andere Welt ist möglich!‘? Wir haben keinen Grund, in der Anklage und im Zorn stecken zu bleiben, wenn wir glauben, dass Jesus Besessene, Blinde und Stumme geheilt hat. Auch Habsucht ist heilbar!“ Deshalb setze Kirche „den hässlichen Zügen des zynischen Sozialdarwinismus‘ Gottes Fürsorge für die Gescheiterten entgegen“. Gerade um dieser Neuorientierung Raum und Stimme zu geben, sei der Buß- und Bettag unverzichtbar.


 


Hinweis an die Redaktionen:
Oberkirchenrat Wilfried Neusel, Leiter der Abteilung III (Mission, Ökumene, Religionen) im Landeskirchenamt, predigt am morgigen Buß- und Bettag, Mittwoch, 16. November 2005,
um 9.30 Uhr in der Düsseldorfer Johanneskirche, Martin-Luther-Platz.