Pressemitteilung

Von der „Eheschule“ zur umfassenden Beratung in Familien- und Lebensfragen

Evangelische Hauptstelle feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen

  • Nr. 26/2008
  • 8.2.2008
  • 4923 Zeichen

Krach in der Ehe. Bei der Kindererziehung in der Sackgasse. Persönlich maßlos verunsichert. Mehr als 30.000 Menschen machen Jahr für Jahr aus der Not eine Tugend und nehmen die Dienste evangelischer Beratungsstellen in Anspruch. An 46 Standorten bieten die rheinische Kirche und ihre Diakonie Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung sowie an 32 Standorten Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung an. Hinzu kommt die Evangelische Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung, die inzwischen seit 50 Jahren besteht. Neben eigener Beratungsarbeit ist die Hauptstelle für Fortbildungen und für die Vertretung der Beratungsstellen bei Ländern und Landeskirche zuständig. Dabei geht es vor allem um fachliche Standards und die Finanzierung.

Jetzt feiert die Evangelische Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung „Geburtstag“. Die Jubiläumsfeier für geladene Gäste am kommenden Montag, 11. Februar 2008, verbindet Fachliches und Festliches: „Die Bedeutung der Bindungsforschung für die Beratungsarbeit“ heißt am Vormittag der Vortrag von Dr. Karl Heinz Brisch (München), Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin sowie Nervenarzt und Psychoanalytiker. Grußworte zum Jubiläum sprechen am Nachmittag Präses Nikolaus Schneider und die Staatssekretärin im nordrhein-westfälischen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Dr. Marion Gierden-Jülich.

„Wir machen Beratung im Angesicht Gottes“, erklärt der Theologe und Psychologe Edwin Jabs, der Leiter der Evangelischen Hauptstelle. Beratung bewirke bei Einzelnen und Familien viel Gutes. Aber es gelte auch, Versagen auszuhalten. So werde beispielsweise mit einem zerstrittenen Paar ausgelotet, ob – und wenn ja – wie es zusammen bleiben kann. „Und die Menschen kommen ja mit der Hoffnung, es zu schaffen.“ Wenn dies jedoch nicht gelinge, gehe es um eine faire Trennung und zum Beispiel auch darum, dass die Kinder des Paares eine sichere Bindung zu beiden Eltern behalten. Bei solchen „begrenzten“ Lösungen sei Gottes Zuwendung und Vergebung wichtig, so Jabs.

Rund 300 Menschen kommen jedes Jahr zur Beratung in die Hauptstelle selbst. „Dass wir beides tun – politische Arbeit und Beratungsarbeit – macht den Charme der Hauptstelle aus“, sagt Jabs. Die Hauptstelle, die ihren Sitz in der Graf-Recke-Straße in Düsseldorf hat, steht allen offen, die Beratung suchen, und zwar kostenfrei. Ein Schwerpunkt ihrer Beratungsarbeit liegt bei kirchlichen Mitarbeitenden sowie Pfarrerinnen und Pfarrern. Dabei gilt für alle Beratungsgespräche eine eherne Maxime: absolute Vertraulichkeit.

Selbst auch zu beraten, mache Freude. Und es helfe bei der politischen Vertretungsarbeit, sagt Jabs. „Wir wissen, für wen wir uns einsetzen: für die Ratsuchenden. Wir können wertschätzen und nachvollziehen, welche Arbeitsleistung die Kolleginnen und Kollegen vor Ort machen. Und deshalb machen wir die politische Vertretungsarbeit auch nicht vom grünen Tisch aus, sondern kennen die Praxis der Beratungsarbeit.“ Dadurch, dass die Hauptstelle Fortbildungen anbietet, „können und müssen wir uns selbst fachlich stets auf den neuesten Stand bringen“, so Pfarrer Edwin Jabs.

Die Hauptstelle – das sind Menschen mit „hoher Professionalität und einer starken Beziehung zu ihrer Kirche“, so der im Landeskirchenamt für die Ehe-, Erziehungs- und Lebensberatung zuständige Dezernent, Landeskirchenrat Jörn-Erik Gutheil. Evangelische Beratung gebe Menschen Orientierung ohne sie zu bevormunden, so Gutheil weiter.

Erwachsen ist die Arbeit der Evangelischen Hauptstelle in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als es aufgrund der hohen Zahl unvollständiger Familien einen großen Bedarf der Unterstützung in Erziehungs- und Familienfragen gab. Zu den ersten Angeboten zählten Vorträgen über sexualkundliche Themen und eine „Eheschule“ für Brautleute: „1957 teilten uns sechs Paare ihre Verlobung bzw. ihre Hochzeit mit, 1958/1959 waren es neun Paare.“ Diese guten Nachrichten finden sich im ersten Tätigkeitsbericht der Hauptstelle, deren Gründung die Kirchenleitung 1957 beschlossen hatte, die ihren Dienst 1958 aufgenommen hat und 1959 – damals in Düsseldorf-Oberkassel – ein eigenes Haus beziehen konnte. „Die Zahl der Rat suchenden Menschen wird nicht geringer, sondern immer größer“, heißt es weiter in dem Tätigkeitsbericht. Außerdem hält der erste Leiter der Hauptstelle, der Arzt und Psychotherapeut Dr. Guido Groeger, fest: „Die Hauptstelle ist die erste kirchliche Zentralstelle dieser Art in Deutschland.“

Evangelische Beratungsstellen im Internet:

www.evangelische-beratung-nrw.de