Pressemitteilung

Mehr ökumenisches Miteinander, um als Christen erkennbar zu bleiben

Präses Nikolaus Schneider gratuliert dem Ruhrbistum Essen

  • Nr. 75/2008
  • 6.6.2008
  • 3593 Zeichen

Achtung, Sperrfrist: Samstag, 7. Juni 2008, 18 Uhr! Es gilt das gesprochene Wort.

Seine Glückwünsche zum 50-jährigen Bestehen des Ruhrbistums Essen hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, mit dem Wunsch nach stärkerer ökumenischer Zusammenarbeit zwischen römisch-katholischer und evangelischer Kirche im Ballungszentrum zwischen Rhein und Ruhr verbunden. Beim Jubiläumsfestakt am Samstag (7. Juni) sagte der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland: „Angesichts einer zunehmend weniger religiös grundierten Gesellschaft und angesichts einer zunehmend stärker multireligiös erfahrenen Wirklichkeit einerseits und angesichts schwindender finanzieller und struktureller Ressourcen andererseits stellt sich die Frage nach einer stärkeren Zusammenarbeit vor Ort.“

Zugespitzt werde dies als Herausforderung in manchen Stadtteilen erlebt, in denen Konfessionslose und Muslime die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen und die jeweiligen evangelischen bzw. katholischen Gemeinden eine pastorale und gemeindliche Präsenz nicht mehr für sich alleine gewährleisten könnten. „Sollten hier evangelische und katholische Gemeinden nicht noch mehr gemeinsame Aufgaben übernehmen oder auch Lasten teilen, um als Christinnen und Christen überhaupt noch erkennbar zu sein? Denkbar sind eine gemeinsame Nutzung von Gemeindehäusern, von Kirchen, eine gemeinsame Trägerschaft von Einrichtungen“, sagte Präses Schneider; und weiter: „Die gegenwärtig erlebte Krise birgt in sich also auch die Chance für neue Aufbrüche im ökumenischen Miteinander.“

Schmerzhafte Veränderungen, aber hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Das Jubiläum des Bistums Essen falle in eine Zeit, in der unsere Kirchen auf den gesellschaftlichen Wandel mit all den bekannten Folgen auch für unsere Kirchen selbst mit erheblichen Strukturveränderungen reagieren müssen. Dies treffe die Kirchen im Ruhrgebiet besonders stark. Gemeindefusionen, der Verkauf von Gemeindehäusern und Kirchen, Schließung von Einrichtungen – das seien Stichworte, die uns zurzeit begleiten. „Von vielen Menschen werden diese Veränderungen schmerzhaft als Verlust, als Niedergang und Abbau erfahren“, konstatierte der 60-jährige Theologe. Das Jubiläumsmotto der katholischen Geschwister – „Leben im Aufbruch“ – verneine diese Erfahrungen nicht: „Vielmehr greift es diese Erfahrungen auf und weitet zugleich voller Hoffnung den Blick auf eine gemeinsam zu gestaltende Zukunft hin. Dabei ist der dankbare Blick zurück auf gelungene Etappen des bisherigen Weges wichtig, um Ermutigung zu erfahren für den Blick nach vorne.“

Manche dieser Wege seien die Evangelische Kirche im Rheinland und das Essener Ruhrbistum in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam gegangen, bilanzierte Nikolaus Schneider: „Wenn wir heute Rückschau halten, so bin ich dankbar für die an vielen Orten und Gemeinden gewachsene ökumenische Verbundenheit zwischen den Menschen unserer Gemeinden, zwischen den Kirchengemeinden vor Ort und zwischen Bistum und Landeskirche.“ Als ein traditionsreiches und gelungenes Beispiel gemeinsamer Verantwortung nannte der rheinische Präses den Sozialpolitischen Aschermittwoch, zu dem die Kirchen seit 1998 jedes Jahr gemeinsam einladen. „Hier setzen wir einen Akzent für eine solidarische und gerechte, von christlichen Werten geprägte Gesellschaft“, so Schneider.