Pressemitteilung

Wertschätzung und Qualität für den ehrenamtlichen Dienst am Wort

Prädikantendienst: Verabschiedung von Pfarrer Haverkamp

  • Nr. 24/2008
  • 25.1.2008
  • 5402 Zeichen

Der Beauftragte der Evangelischen Kirche im Rheinland für die Zurüstung und Begleitung der Prädikantinnen und Prädikanten, Karl-Hermann Haverkamp, wird am Mittwoch, 6. Februar 2008, mit einem Gottesdienst in der Krypta der Bonner Kreuzkirche in den Ruhestand verabschiedet. Seit dem 1. September 2001 war Pfarrer Haverkamp für die Betreuung sowie die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlichen Predigerinnen und Prediger in der rheinischen Kirche zuständig. Rund 600 Frauen und Männer nehmen als Prädikantinnen und Prädikanten zwischen Niederrhein und Saarland ehrenamtlich den Predigtdienst wahr und verwalten die Sakramente. Hinzu kommen etwa 100 beruflich Mitarbeitende, die diesen ordinierten Dienst im Rahmen ihrer Arbeit z. B. als Diakone oder Gemeindepädagoginnen wahrnehmen.
„Pfarrer Haverkamp hat in seiner Person immer die Wertschätzung unserer Kirche auch für den ehrenamtlichen Dienst am Wort widergespiegelt. In der Zurüstung der Frauen und Männer hat er Qualitätsmaßstäbe gesetzt“, würdigt Vizepräses Petra Bosse-Huber, Leiterin der Abteilung im Landeskirchenamt, die für den Dienst der Prädikantinnen und Prädikanten zuständig ist, die Arbeit Haverkamps. Schon während seines neunjährigen Auslandsdienstes als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Barcelona hatte Karl-Hermann Haverkamp im Rahmen eines Modelversuchs der EKD für die deutschsprachigen Gemeinden auf der iberischen Halbinsel Prädikantinnen und Prädikanten ausgebildet. „Karl-Hermann Haverkamp hat eine neue, erweiterte Konzeption für die Zurüstung erprobt und neue Wege für die Zusammenarbeit innerhalb der rheinischen Kirche gesucht“, so der Vorsitzende des Sprecherkreises, Ulrich O. Bauer: „Für die gemeinsame Ordination von Haupt- und Ehrenamtlichen hat er in unserer Landeskirche mit großem Engagement geworben und darüber hinaus in der EKD gestritten.“
Die Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind zur Berichterstattung über den Gottesdienst aus Anlass der Verabschiedung von Pfarrer Karl-Hermann Haverkamp am Mittwoch, 6. Februar 2008, 14 Uhr, in der Krypta der Kreuzkirche am Hofgarten in Bonn (Seiteneingang „An der Evangelischen Kirche“) herzlich eingeladen.
Mehr im Internet: www.ekir.de/praedikanten


Zum Hintergrund:
Warum gibt es Prädikantinnen und Prädikanten?
Eine evangelische Kirche, die mit der reformatorischen Ur-Idee des „Priestertums aller Gläubigen“ ernst macht, sieht den Dienst der ehrenamtlichen Verkündigung als unverzichtbar an, auch wenn es genügend Pfarrer und Pfarrerinnen gibt. Die Prädikantinnen und Prädikanten bringen ihre Alltags-, Lebens- und Berufserfahrung „von draußen“ in die Schriftauslegung ein und bilden damit neben dem Dienst des Pfarramtes eine zweite Säule, auf der die Verkündigung des Evangeliums und die verantwortliche Leitung eines Gottesdienstes aufbaut. Evangelische Gemeinden haben aus Erfahrung gelernt, dass Prädikanten und Prädikantinnen keine Ersatzleute für Pfarrerinnen und Pfarrer sind, sondern durch ihren Dienst die Verkündigung der Kirche reicher und lebendiger machen. Der Dienst evangelischer Laienprediger lässt sich bis in die Reformationszeit zurückverfolgen, als befähigte Männer – Prädikanten genannt – ohne Weihe bzw. Anstellung als Pfarrer das Evangelium verkündeten, oft als nicht ortsgebundene Prediger.
In seiner heutigen Form geht der ehrenamtliche Verkündigungsdienst auf die Zeit des 2. Weltkriegs zurück, als viele Pfarrer eingezogen waren und befähigte Männer (in manchen Fällen auch Frauen) ihren Dienst vertreten mussten. In der Neubesinnung der evangelischen Kirchen nach 1945 wurde aber den Verantwortlichen wichtig, dass die Kirche auf das Zeugnis solcher Gemeindeglieder nicht verzichten kann und ihr Dienst neu geordnet werden musste. Er ist heute längst keine Notmaßnahme mehr.


Wie wird man Prädikant / Prädikantin?
Die Leitung einer Gemeinde (Presbyterium) muss zunächst die Befähigung eines Gemeindegliedes zu diesem Dienst erkennen und einen entsprechenden Beschluss fassen. Der Kreissynodalvorstand muss nach einem Gespräch des Superintendenten oder der Superintendentin die Eignung feststellen. Dann beginnt der zweijährige Vorbereitungsdienst („Zurüstung“) mit der Einladung zu einem einwöchigen Einführungskurs („Identitätsstiftender Kurs“). In der Probezeit müssen mindestens zehn Predigten bzw. Gottesdienste unter Anleitung eines örtlichen theologischen Mentors oder einer Mentorin erarbeitet und gehalten werden. Nach etwa einem Jahr werden die Kandidaten und Kandidatinnen zu einem einwöchigen Zwischenkurs  mit Bausteinen zu den Themen Gottesdienst, liturgische Präsenz, Abendmahl eingeladen. Es folgen vier Intensivkurse (ein und zwei Tage) zu den Amtshandlungen Taufe, Trauung, Bestattung sowie seelsorgliches Gespräch, von denen die Kursteilnehmer mindestens zwei belegen müssen. Am Ende der Zurüstung steht ein Abschlusskurs mit dem Schwerpunkt Predigt. Die Zurüstung wird mit dem Kolloquium abgeschlossen. Danach erfolgt auf Anordnung der Kirchenleitung die Ordination.