Pressemitteilung

„Mit ihrer Botschaft ist die Kirche ein Segen“

Kocks letzter Präsesbericht vor der Landessynode 2003:

  • 10.1.2003


Ein weiter theologischer Bogen spannt sich durch den 75-seitigen „Bericht des Präses über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse“, mit dem Manfred Kock heute vormittag vor der Landessynode Bilanz zog. Dem in Umfragen festgestellten Akzeptanzverlust der Kirche stellte er die „Spannung zwischen geglaubter und erfahrener Kirche“ gegenüber, die immer bleiben werde. Besonders stark sei die Spannung, „weil die Christenheit in sich zerstritten und gespalten ist und sich gegenseitig die Anerkennung verweigert“, so Kock. Er betonte, dass es nicht die Vielfalt, sondern das Gegeneinander sei, das das Zeugnis der Einheit verdunkele. „Aber wo wir gemäß dem biblischen Vorsatz in allen Stücken zu Christus, dem Haupt, hinwachsen, da wachsen wir zusammen als Glieder am Leib“, mahnte er.


Im ersten Kapitel seines Berichts ging Kock auf die Notwendigkeit ein, eine umfassende Überarbeitung der seit 50 Jahren gültigen Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland vorzunehmen. Es solle diskutiert und entscheiden werden, ob ein Superintendent sein Amt auch hauptamtlich ausüben könne. Es gehe auch darum, rechtliche Regelungen zu erarbeiten, die das Leitungshandeln fusionierender Kirchenkreise stärken. Auch die Größe der Synoden und der Ausschüsse stünden zur Debatte: „Wir müssen schonender mit unseren finanziellen Ressourcen und der menschlichen Arbeitskraft umgehen“, sagte Kock unter dem Applaus der Synodalen.


Die Kirche muss sich nicht nur mit dem Glauben, sondern auch mit dem Gehorsam, nicht nur mit ihrer Botschaft, sondern auch mit ihrer Ordnung gebunden wissen, heißt es weiter. Wofür sie sich auch einsetze – immer gehe es um den von Christus gebotenen Dienst an den Menschen. „Mit ihrer Botschaft ist die Kirche ein Segen“, resümierte Kock. Einschränkend fügte er hinzu: „Kirche ist auf dem Weg‚ in Erwartung seiner (Christus) Erscheinung‘. Sie selbst kann das Reich Gottes nicht schaffen. Darum haben Fanatiker keine Heimat in ihr.“ Er schloss eine klare Absage an jede religiös motivierte Gewalt an. Jede Gewalt, auch die religiös motivierte, sei Sünde.


In den Kapiteln 2 – 4 seines Berichts thematisierte er wichtige Ereignisse und Herausforderungen in der eigenen Kirche und in Politik und Gesellschaft – vom „Jahr der Bibel 2003“ und neuen Formen evangelistischer Arbeit über Bildungsarbeit, Notfall-, Gefängnis- und Flughafenseelsorge, Hospizbewegung, Terrorismus und Kriegsgefahr bis hin zu Sparmaßnahmen und Strukturreformen in der Kirche.


Der Bericht des Präses endete mit einer klaren theologischen Schlussbemerkung Christliche Existenz sei Wachstumsprozess zu dem hin, der das Haupt sei – Christus, so Kock. In drei Punkten fasste er zusammen, „was die Botschaft Christi zu bieten hat“: ein realistisches Menschenbild, das auch die abgründigen Irrwege kenne. Niemand sei auf sich gestellt. Die Finsternis habe nicht das letzte Wort – in dieser Welt nicht, in jedem einzelnen Menschenleben nicht.


Nach sechs Jahren Präsesamt in der rheinischen Kirche schloss Manfred Kock seinen letzten Bericht vor den 239 Synodalen mit einem Appell: „Mein Wunsch an Sie alle, Schwestern und Brüder: Haltet aus! Bleibt bei der Mitte! Bleibt treu! Die Klage befreit. Die Erinnerung tröstet. Die Zukunft steht in Gottes Hand.“ Die Syndalen nahmen den Bericht mit minutenlangem Beifall und „standing ovations“ auf.