Pressemitteilung

Die wichtigsten Themen aus dem Präsesbericht im Überblick

Lesehilfe

  • Nr. 8 / 2007
  • 8.1.2007
  • 15435 Zeichen

Achtung, Sperrfrist: Montag, 8. Januar 2007, 11 Uhr! Es gilt das gesprochene Wort.

Heute erstattet Präses Nikolaus Schneider der Landessynode in Bad Neuenahr seinen „Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse“. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Themen (Zitate) als Lesehilfe zusammengestellt.

Der komplette Präsesbericht wird heute in gedruckter Form in die Pressefächer auf der Landessynode verteilt. Als pdf-Dokument steht er im Internet unter http://www.ekir.de/ekir/42422_42399.php

 

31. Deutscher Evangelischer Kirchentag 2007 in Köln

Seite 3: „Die Zeichen stehen gut für ein großes Fest des Glaubens in Köln. Ob der Kirchentag auch für uns im Rheinland selber zum Erfolg wird, hängt nun vor allem davon ab, dass möglichst viele Gemeinden, Gruppen und Einzelne aus unseren Reihen teilnehmen. Wir haben großen Anteil an der Vorbereitung und Ausgestaltung des Kirchentags in Köln. Doch nur wenn wir auch in großer Zahl teilnehmen und mitdiskutieren, mitbeten und mitfeiern, erreichen wir die angestrebte Nachhaltigkeit für unsere Gemeinden. Das hohe Engagement an Personen, Ideen, Zeit und Geld soll sich auch für unsere rheinische Kirche lohnen!“

Seite 4: „,Lebendig und kräftig und schärfer‘ – eine anstößige, anregende und inspirierende Kirchentagslosung. Keine Imperative dieses Mal, die uns ganz unmittelbar zu einem gerechten und Gott wohlgefälligen Handeln auffordern. Keine Hauptwörter dieses Mal, die uns unmittelbar Früchte unseres Glaubens beschreiben und verheißen. Die Losung zum kommenden Kirchentag in Köln ist ein Wort Gottes, das sich selbst zum Thema macht, das uns, unser Denken, Reden, Glauben und Handeln sowohl in Frage stellt wie herausfordert.“

 

Demografische Entwicklung / Theologischer Nachwuchs

Seite 7: „Wir müssen uns dabei aber auch den konkreten Rahmenbedingungen für unser kirchliches Leben, nicht zuletzt der demografischen Entwicklung, dem damit verbundenen Mitgliederschwund und der zu erwartenden sinkenden Finanzkraft unserer Kirche stellen. Dazu ein Wort in eigener Sache.

Die demografische Entwicklung ist in der Bundesrepublik Deutschland in ihrer Brisanz auf allen Ebenen lange Zeit nicht ernst genug wahrgenommen worden. Das betrifft auch die Planungen unserer Kirche. Sie orientierten sich an Erfahrungswerten und bezogen auf diese Weise auch die zu erwartende Abnahme von Pfarrstellen mit ein. Damit waren wir lange Zeit auf einem guten Weg.

Erst seit wenigen Jahren beziehen wir Erkenntnisse aus den demografischen Berechnungen in unsere Planungen für den theologischen Nachwuchs mit ein. Dieses sowie mangelnde Kenntnisse der Kirchenleitung über die Pfarrstellenplanungen in den Gemeinden und Kirchenkreisen haben zur jetzigen Situation beigetragen, die für viele unserer jungen Theologinnen und Theologen erhebliche Härten mit sich bringt und zu Enttäuschungen, ja auch zu Verbitterungen führt. Dies ist offen zu bekennen, dazu müssen wir stehen. Deshalb müssen wir jetzt aber auch unbedingt handeln.“

 

Ehrenamt / Ehrenamtspreis

Seite 12ff: „Ein besonderer Ausdruck des am Evangelium orientierten Lebens unserer Kirche ist die große Zahl derer, die bereit ist, sich in zahlreichen Bereichen ehrenamtlich zu engagieren. 114.600 waren es nach der letzten Statistik. Unsere Kirche tut Einiges, um dieses Engagement zu würdigen und zu fördern (…) Darüber hinaus hat die Kirchenleitung beschlossen, künftig einen Ehrenamtspreis der Evangelischen Kirche im Rheinland zu verleihen.

Mit diesem Preis sollen zum einen bewährte Formen ehrenamtlicher Arbeit, besonders aber neuartige und besonders kreative, integrative und die Selbstständigkeit fördernde Projekte öffentlich vorgestellt und weiter ermutigt werden. Die Projekte sollen Menschen darin bestärken, für sich selbst und in Kirche und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen zur Vermittlung und Stärkung des Glaubens beitragen und geeignet sein, Menschen zur Identifikation mit ihrer Kirche einzuladen. Ich freue mich darauf, den Ehrenamtspreis im Dezember dieses Jahres zum ersten Mal verleihen zu können.“

 

Abendmahl

Seite 14: „Dass die 2004 beschlossenen Lehrgespräche ergebnisoffen geführt wurden, haben außerhalb unserer Landeskirche nicht alle für möglich gehalten. Wir haben gezeigt, dass Korrekturen und Präzisierungen, aber auch Bekräftigungen von Beschlüssen unserer Synode möglich sind.

Unterstreichen möchte ich die grundlegende Einsicht unseres Beschlusses, dass die Einladung zum Mahl des Herrn bedingungslos ist. Sie ist jedoch nicht voraussetzungslos und auch nicht folgenlos.

Voraussetzungen sind die Taufe und das im eigenen Glauben begründete Begehren, das Abendmahl zu empfangen.

Nicht folgenlos ist die Feier des Herrenmahls, denn sie ermutigt zur Neuausrichtung des Lebens und führt in die Gemeinschaft der Glaubenden bzw. stärkt diese Gemeinschaft.

Die Kirche hat, wenn sie das Mahl des Herrn feiert, darauf zu achten, dass nicht sie, sondern Jesus Christus Subjekt des Geschehens bleibt. Wenn ,der Platz des Gastgebers unbesetzt‘ ist, so bedeutet das nicht, dass der Gastgeber abwesend wäre. Es geht um die Realpräsens des Herrn, dessen Gegenwart aber nicht verfügbar ist. Sie ist zugesagt. Sie ist gewiss, aber sie kann nicht herbeigezwungen oder sichergestellt werden.“

 

Dialog mit dem Islam

Seite 20: „Der Karikaturenstreit, benutzt, um einen wütenden Mob zu mobilisieren, und nicht zuletzt die zum Teil heftigen und mit Drohungen und Totschlag verbundenen Reaktionen auf die Vorlesung des Papstes in Regensburg zeigen deutlich genug, wie groß der Orientierungs- und Klärungsbedarf zum Thema Islam bei uns ist.“

Seite 21f: „Die Diskussion, ob und inwieweit nicht nur Christen und Juden, sondern beide gemeinsam mit den Muslimen ‚denselben’ Gott anbeten, ist meines Erachtens wenig hilfreich. Judentum, Christentum und Islam haben den Monotheismus als Grundlage ihres Glaubens. Deshalb kann es nicht um die Frage nach einem ‚selben’ oder nach mehreren verschiedenen Göttern gehen. Es geht vielmehr um die Frage, ob die Gottesvorstellungen und Gottesbilder der drei Religionen Gemeinschaft miteinander im Gottesdienst und beim Gebet ermöglichen oder verhindern.

Und es geht bei multireligiösen bzw. interreligiösen Feiern und Gedenkveranstaltungen um die Frage, wie viel Übereinstimmung wir darüber brauchen, was und wie Gott für uns ist, was Gott von den Menschen erwartet und für die Menschen tut, um Gemeinsames zu beten oder um gemeinsam zu beten.

Interreligiös bedeutet: gemeinsame Gebete miteinander zu sprechen; multireligiös bedeutet: gemeinsam verschiedene Gebete nacheinander und im Respekt voreinander zu sprechen.“

(…) „So wichtig es ist, unterschiedliche Glaubensvorstellungen und theologische Erkenntnisse nicht zu verschweigen oder zu verwässern, so wichtig ist es um des Friedens in unserer Gesellschaft willen, beiden Religionen gemeinsame Ziele zu benennen und bei religiösen Feiern und Festen das Mögliche auch öffentlich erkennbar zu tun. Das gilt insbesondere für Orte und Einrichtungen, in denen Menschen muslimischen und christlichen Glaubens eng zusammenleben oder zusammen lernen und zusammen arbeiten. Das gilt für Kindergärten und Schulen, Betriebe und Stadteile und ganz besonders für Gedenkfeiern anlässlich von Unglücken und Naturkatastrophen.

Für sinnvoll und möglich halte ich dabei geistliche Feiern, in denen Menschen verschiedenen Glaubens ihre gemeinsamen Anliegen in der ihrer jeweiligen Überzeugung angemessenen Form nacheinander Gott zu Gehör bringen.“

Ökumene der Profile

Seite 25: „Nach den Abgrenzungserfahrungen mit ,Dominus Iesus’, ,Ecclesia de Eucharistia‘ und der Verweigerung eucharistischer Gastfreundschaft selbst bei konfessionsverbindenden Ehen schätze ich – ähnlich wie Bischof Huber – die Möglichkeiten zur Überwindung der wesentlichen, kirchentrennenden Unterschiede zwischen unseren Kirchen zur Zeit nicht sehr hoch ein. Um unsere ökumenische Gesprächsfähigkeit auf Augenhöhe zu stärken, scheint es mir deshalb notwendig zu sein, neu Klarheit und Vergewisserung als Kirchen der Reformation zu gewinnen.“

 

Politische Gefangene in Guantanamo Bay

Seite 32: „Ich werde nicht müde zu fordern, die Inhaftierung von politischen Gefangenen in Guantanamo Bay und ihre Verschleppungen in Geheimgefängnisse zu beenden. Ich fordere die Anerkennung der Genfer Konvention und der entsprechenden UN-Konvention gegen die Rechtfertigung und Anwendung von Folter. Die Erosion geltenden nationalen und internationalen Rechts schafft ein Klima, das die Demokratie gefährdet und multilaterale Zusammenarbeit erschwert.“

 

Kinder, Eltern und Medienkonsum

Seite 35f: „Wer der Familie ein größeres Gewicht einräumen will, muss sich auch mit der Rolle der Medien auseinandersetzen.

Der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen hat eine Ablenkungsintensität erreicht, die die Erziehungs- und Bildungsbemühungen von Eltern, Erzieherinnen, Lehrkräften und Ausbildern konterkariert. Leider sind auch die Eltern und Erziehenden viel zu häufig keine guten Vorbilder. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wissen wir, dass es einen Zusammenhang gibt z. B. zwischen privatem Medienkonsum und schulischen Erfolg oder Misserfolg.

Darüber hinaus werfen menschliche Tragödien wie z. B. der Amoklauf in einer Realschule in Emsdetten die Frage auf, ob nicht brutale Computerspiele für das ‚Ausrasten’ der Jugendlichen mitverantwortlich sind und diese deshalb verboten werden müssten. Aber es gibt meist nicht nur eine Ursache für solches Verhalten, die Realität ist vielschichtiger. In Fällen wie Emsdetten ist auf mehreren Ebenen etwas schief gelaufen. Gewaltverherrlichende Videospiele, unsagbare soziale Isolierung und Lieblosigkeit, fehlende Anerkennung und eine scheinbar fehlende Lebensperspektive, all das traf auf einander.

Wer Videospiele oder das unkontrollierbare Internet einfach verdammt, macht es sich zu leicht. Konkret stellt sich die Frage der Medienpädagogik und –kompetenz von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern. Gleichwohl ist auch zu erwägen, gewaltverherrlichende und solche Computerspiele zu indizieren oder zu verbieten, die vernichtende Gewalt als einziges Lebenskonzept anbieten und spielerisch einüben. Eine solche Maßnahme alleine wird nicht helfen, als Teil einer umfassenderen Strategie aber nötig sein.“

 

Sonntagsschutz / Neues Ladenöffnungsgesetz in NRW

Seite 37f: „Grundsätzlich geschützt bleiben der Sonntag, die Weihnachtsfeiertage, drei Adventssonntage, Ostern, Pfingsten und die stillen Feiertage. Die Ausnahmeregelungen zum Sonntag wurden allerdings derart erweitert, dass mit Recht von einer gefährlichen Aushöhlung des grundgesetzlich garantierten Sonn- und Feiertagsschutzes gesprochen werden muss. (…) Ich sehe in dem neuen Gesetz zur Freigabe der Ladenschlusszeiten einen weiteren Zugriff ökonomischen Denkens auf die Lebensräume der Menschen.

Menschen brauchen in ihren Lebensbezügen, für ihre Partnerschaften und Familien, für Freundeskreise, ehrenamtliches Engagement und Hobbys sowie nicht zuletzt zur Pflege ihrer kirchlichen Bindungen gemeinsame Zeiten und Freiräume. Ohne jeden gemeinsamen Rhythmus von Arbeit und Freizeit, von Alltag und Feiertag fällt es schwer, Beziehungen und Bindungen an Gott und Menschen zu leben und zu gestalten.“

 

Gesellschaftliche Situation / Gerechtigkeit

Seite 44: „Armut potenziert sich immer mehr und verfestigt sich und Reichtum auch. Dieses stetige Auseinanderdriften unserer Gesellschaft führt dazu, dass soziale Verunsicherung in unserem Land weit verbreitet ist.“

 

Allianz und BenQ

Seite 45f: „Die Schließung des Standortes Köln war beim Versicherungskonzern Allianz Deutschland AG angekündigt und die Insolvenz des Mobiltelefonherstellers BenQ in Kamp-Lintfort wurde der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Das Abbauen von Arbeitsplätzen in Köln durch die Allianz löste angesichts der guten Ertragslage des Konzerns und der Auszeichnung des Kölner Standortes wegen herausragender Leistung Unverständnis und Ablehnung aus.

In Kamp-Lintfort ergab sich der Eindruck, als ob der ursprünglich verantwortliche Siemens-Konzern mit insgesamt ebenfalls sehr guter Ertragslage versucht habe, sich kostengünstig von einer missliebigen Sparte zu trennen. Denn nicht einmal zwölf Monate nach Betriebsübergang zu BenQ kam die Insolvenz.

Insbesondere zwei Folgen der Insolvenz stellen die Seriosität unternehmerischen Handelns von Siemens und BenQ in Frage:

Vor wenigen Jahren willigte die Belegschaft zur Rettung ihrer Arbeitsplätze in bis zu 30-prozentige Lohn- und Gehaltskürzungen ein. Daraus ergeben sich nun entsprechend reduzierte Unterhalts- und Hilfsansprüche.

Und die Vorruheständler mussten erfahren, dass das zur Mitfinanzierung des Vorruhestandes von ihnen bei der Firma angesparte Geld verschwunden war.

Zur Zeit stellt sich die Situation wie folgt dar: in Köln gibt es ein gewisses Aufatmen, denn der Standort soll – allerdings mit deutlich weniger Mitarbeitenden – erhalten bleiben. In Kamp-Lintfort kann niemand sagen, wie es weitergehen wird.

Unsere Kirche am Ort hat sich mit ihren Möglichkeiten an die Seite der betroffenen Mitarbeitenden und ihrer Familien gestellt – und dafür danke ich allen Engagierten sehr herzlich!“

 

Nahost-Konflikt

Seite 51f: „Und uns ist schmerzlich bewusst, dass die Regierung Olmert im Verein mit der Regierung Bush einem Sicherheitsbegriff huldigt, der von den Visionen und Mahnungen der alttestamentlichen Propheten, aber auch denen Izchak Rabins meilenweit entfernt ist. Denn sie setzen allein auf den Erfolg militärischer Mittel.

Wir nehmen aber auch ernst, dass die Führungen der Hamas und der Hisbollah im Schulterschluss mit den Regierungen Syriens und des Iran das Existenzrecht Israels grundsätzlich in Frage stellen, wie im Dezember letzten Jahres in öffentlichen Auftritten offiziell bekräftigt.

Vor allem werden wir weiterhin die Einrichtungen in Israel und Palästina unterstützen, die durch vertrauensbildende Maßnahmen einen Ausweg aus der unfruchtbaren Konfrontation zwischen der jüdischen und arabischen Welt suchen. Das scheint mir heute der beste Friedensdienst zu sein, den wir leisten können.“

 

Zukunft der Kirche

Seite 52: „Gott wird seine Kirche erhalten, auch in Zeiten schwindender Mitgliederzahlen und kleiner werdender Finanzkraft. Der erhöhte Jesus Christus ist in unseren Gemeinden und in unserer Kirche gegenwärtig. Deshalb werden wir im Vertrauen auf das eine Wort Gottes lebendig bleiben, kräftige und heilsame Wirkungen entfalten und mit geschärftem Bewusstsein und mit unserer kleinen Kraft neue Wege suchen und finden.“