Pressemitteilung

Religiöse Tabus und vermeintliche Moral erschweren den Kampf gegen HIV/Aids

Vizepräses Petra Bosse-Huber predigt zum Welt-Aidstag in Wuppertal

  • Nr. 182 / 2007
  • 30.11.2007
  • 2405 Zeichen

Achtung, Sperrfrist: Samstag, 1. Dezember 2007, 5 Uhr!

Im weltweiten Kampf gegen HIV/Aids wirbt die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber, für ein kritisches Überdenken der eigenen Kulturen und Traditionen: „Auch die christlichen Kirchen waren und sind zum Teil noch durch religiöse Tabus Blockierer einer mutigen und effektiven Aufklärungsarbeit und Anti-Aids-Arbeit“, so die Theologin zum Weltaidstag (1. Dezember): „Alle Mittel zur Eindämmung von Aids müssen eingesetzt werden, da darf vor allem der Einsatz von Kondomen aus vermeintlich moralischen Gründen nicht außen vor bleiben.“

Hier seien die Christinnen und Christen aus Deutschland besonders im Gespräch mit ihren ökumenischen Partnern gefragt, unterstreicht die Vizepräses und zitiert den namibischen Bischof Zephania Kameeta: „Die Kirche selbst lebt mit Aids, der Leib Christi lebt mit Aids.“ Nur wenn die christlichen Kirchen diesen Gedanken wirklich begriffen und diese Sicht teilten, werde es gelingen, „die Mauer des Verleugnens, Bagatellisierens und Verschweigens zu durchbrechen, die weltweit mächtig ist“.

Aus Anlass des Welt-Aidstages wird Vizepräses Petra Bosse-Huber am Sonntag, 2. Dezember, um 18 Uhr im Aidsgottesdienst in der CityKirche, Kirchplatz, in Wuppertal-Elberfeld predigen. Predigttext ist die alttestamentliche Geschichte des Brudermords von Kain an Abel. Mit Blick auf diesen Text unterstreicht Petra Bosse-Huber, der Umgang mit Aids sei eine Form des Brudermords. Für den Mord durch verweigerte Medikamente und mangelnde Gesundheitsaufklärung müssten sich Täterinnen und Täter genauso vor Gott verantworten wie Kain sich für den Mord an seinem Bruder Abel verantworten musste. „Es gibt einen Gott, der uns zur Verantwortung ruft für unser Tun und Lassen, der uns konfrontiert mit dem Segen und dem Fluch unserer Taten.“

Kirchen könnten zu Lernräumen werden, in denen eine „Verantwortungsmoral jenseits von Eden“ erlernt werden könne, „die etwas vom Segen und Fluch unserer Taten weiß“, macht die rheinische Vizepräses deutlich: „Es hängt auch an uns, ob die Menschen in Botswana Aids in ihrer Landessprache weiter den Namen geben müssen: ,Das, was tötet’ oder ob Aids irgendwann heißen kann ,Die Krankheit, mit der man lebt’.“