Pressemitteilung

Friedenswege – Pilgerwege – produktive Heimatlosigkeit

Amtseinführung von Christine Busch:

  • 20.9.2018


Ein großes Wiedersehen gab es am Samstag, 17. Februar, beim Gottesdienst in Kaiserswerth, mit dem Christine Busch (49) von Präses Manfred Kock und Mitgliedern der Kirchenleitung feierlich in ihr Amt als Landespfarrerin und Dezernentin der Abteilung III – Ökumene, Mission, Religionen – eingeführt wurde. Als Gäste versammelten sich u.a. die früheren Ökumenedezernenten der rheinischen Kirche, Jürgen Schroer und Dr. Jürgen Regul, sowie viele Kolleginnen und Kollegen in der Stadtkirche in Düsseldorf-Kaiserswerth.


Zu den Aufgaben der neuen Dezernentin gehören u.a. die Außereuropäische Ökumene und Mission, der Kirchliche Entwicklungsdienst, Sekten und Weltanschauungsfragen sowie im Rahmen des Konziliaren Prozesses die Begleitung der "Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt", die vor einer Woche am 11. Februar in der rheinischen Kirche eröffnet wurde. In ihrer Einführungspredigt betonte Christine Busch die Bedeutung grenzüberschreitender Begegnungen und Partnerschaften im Dekadeprozess. Geschwisterschaft "über Kirchenzäune hinweg" sei in der Versöhnungsarbeit unverzichtbar. Das Geheimnis der Ökumene liege in produktiver Heimatlosigkeit und Grenzüberschreitung. "Produktive Heimatlosigkeit ist ein Geschenk. Sie ist Sehnsucht nach dem, der unser Schicksal in die Hände nimmt und heilt", so die Theologin.


Zum feierlichen Gottesdienst war auch Dr. Hanns Peter Keiling, Amtsvorgänger von Christine Busch, nach Düsseldorf gekommen – fast "auf der Durchreise". Nach seiner Pensionierung im vergangenen Jahr hat er ein Sabbatjahr eingelegt und erkundet gemeinsam mit Ehefrau Jutta die Pilgerwege nach Santiago de Compostella, bisher vor allem in Frankreich und den Pyrenäen. "Wir meditieren viel und treffen mit anderen Pilgern zusammen. Eine gute Übung, was wirklich wichtig ist im Leben", sagt der Theologe.


Auch der Familie widmet er mehr Zeit. Ökumene wird hier erlebt und gelebt, denn zwei der vier Kinder stammen aus den Philippinen. Nach fast zehnjähriger Professur des Vaters in den Philippinen lebt die Familie seit 1978 in Deutschland. Die begonnene Dekade zur Überwindung von Gewalt verfolgt der Theologe, der sich auch als Landespfarrer für Entwicklungsdienst und Direktor der Kindernothilfe für die Ökumene eingesetzt hat, mit großer Aufmerksamkeit. Als Dezernent im Landeskirchenamt hat er an dem Beschluss der Landessynode 2000 zur friedensethischen Option und Entwicklung gewaltfreier Konfliktlösungen intensiv mitgewirkt. "In meiner Familie gibt es aber auch eine sehr persönliche Sensibilität für fremdenfeindliche Tendenzen in der Gesellschaft. Wir haben sie hautnah erlebt – zum Beispiel als Beschimpfung im Schwimmbad", erinnert er sich. "Als wir mit unseren Kindern auftauchten, sagten andere Badegäste: ‘Wir sind doch hier nicht im Flüchtlingslager‘."


Streitschlichtung und die Ausbildung von Friedensberaterinnen und –beratern, die als Projekte im Dekadeprozess gefördert werden, sind nach seiner Meinung genau die richtigen Wege in eine friedlichere Zukunft: "Wir brauchen solche Beispiele, die Mut machen. Das Diffuse an der Fremdenfeindlichkeit wird konkret, wenn praktikable Methoden zu ihrer Überwindung gelernt werden." Ähnlich hatte Präses Manfred Kock vor einer Woche bei der Auftaktveranstaltung zur ökumenischen Dekade im Evangelischen Schulzentrum das Streitschlichtungsprojekt im Wetzlarer Freibad "als ermutigendes Zeichen, von dem wir lernen wollen" gelobt.


Viele wird es freuen, dass dieses Projekt vor kurzem mit dem Ehrenamtspreis des Bundesjugendrings, dotiert mit 15 000 Mark, ausgezeichnet und als nachahmenswertes Modell gewürdigt wurde. Seit 1996 sind im Wetzlarer Freibad ehrenamtliche und geschulte Streitschlichter im Einsatz, um Konflikte unter den Badegästen gewaltfrei zu lösen. Die Teams versuchen, mit Gesprächen und Argumenten Grenzen zu setzen, wenn Grenzen verletzt und andere beleidigt oder bedroht werden. An dem Projekt nehmen deutsche, polnische, russlanddeutsche und türkische Jugendliche teil.