Pressemitteilung

Themen: Glaube, Kreuzestheologie, Kirche, Hoffnung, Afghanistan und Israel

Übersicht und Zitatsammlung zum Bericht von Präses Schneider

  • Nr. 10/2010
  • 11.1.2010
  • 35626 Zeichen

Es gilt das gesprochene Wort.


Zum „Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse“, den Präses Nikolaus Schneider heute Vormittag (vgl. Sperrfrist) der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vorlegt, nachfolgend eine Übersicht der wichtigsten Themen von A bis Z und die entsprechenden Textpassagen zur leichteren Orientierung.


Den kompletten Präsesbericht finden Sie als pdf-Dokument anhängend bzw. im Internet unter www.ekir.de/landessynode. Bitte beachten Sie: Abweichend von der darauf angegebenen Uhrzeit lautet die korrekte Sperrfrist: heute, 11 Uhr.


Der Präsesbericht von A-Z:


Afghanistan / Einsatz der Bundeswehr (S. 13-15)
In Afghanistan töten und sterben deutsche Soldaten. Im Namen des deutschen Volkes wird Krieg geführt, wenn auch nicht gegen die Armee eines Staates, so doch gegen Terrorgruppen der Taliban.  Das ist uns allen in den letzten Wochen bewusst geworden, besonders nach dem von einem deutschen Oberst angeforderten Bombardement in Kundus.


Quer durch alle Parteien und gesellschaftlichen Gruppen und auch in unserer Kirche diskutieren wir neu die Definition des Wortes „Krieg“. Und wir fragen mit neuer Intensität politisch und theologisch nach den Recht¬fertigungsgründen militärischer Gewalt. Die Friedensdenkschrift der EKD „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ bindet den Einsatz militärischer Gewalt an „Recht-schaffende“ und „Recht-erhaltende“ Gewalt.


In Afghanistan wüten Terroristen gegen das eigene Volk. In Afghanistan werden Mädchen und Frauen brutal verletzt oder ermordet, wenn sie Schulen besuchen und ihr Leben eigenständig gestalten wollen. In Afghanistan werden Recht und Gerechtigkeit im Namen einer verblendeten und unmenschlichen Religiosität mit Füßen getreten. Der Einsatz militärischer Gewalt ist deshalb meines Erachtens nach den Kriterien unserer Friedensdenkschrift zumindest nicht grundsätzlich abzulehnen.


Die Friedensdenkschrift der EKD fordert aber für jeden militärischen Einsatz klare Zielsetzungen, ein umfassendes Konzept und eine Ausstiegsstrategie als rechtfertigende Kriterien solcher Gewaltanwendung. Deren Fehlen stellt die Legitimität des Einsatzes in Frage. Politik und Militär sind hier national wie international dringend gefordert.


So wenig ein Abzug deutscher Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan ‚Hals über Kopf’ zu verantworten ist, so dringend muss gemeinsam mit Repräsentanten der afghanischen Bevölkerung ein realistisches Ausstiegs¬szenario erarbeitet werden. Und nicht nur im Parlament, sondern auch in der ganzen Gesellschaft ist der Diskurs über die Rolle der Bundeswehr im In- und Ausland offen und ehrlich zu führen.


Ein weiteres Anliegen in diesem Zusammenhang zu formulieren sei mir erlaubt: Wenn der deutsche Bundestag auf der Basis des Parlaments¬beteiligungsgesetzes den Auslandseinsatz der Bundeswehr mandatiert, dann sollte in Zukunft über die gesetzlichen Notwendigkeiten hinaus¬gegangen werden. In dem Beschluss des Bundestages sollte es eine militärische Mandatierung für die Bundeswehr und eine „zivile Mandatierung“ für deutsche Nichtregierungsorganisationen geben. Beides sollte klar beschrieben und gegeneinander abgegrenzt, auch die damit verbundenen Kosten sollten ausgewiesen werden. Das Missverhältnis zwischen den Summen, die für den militärischen und die für den zivilen Einsatz aufgebracht werden, sollte wenigstens deutlich werden.


Politik und Strategie sind das eine, persönliche Erfahrungen sind das andere. Der Krieg verändert deutsche Soldatinnen und Soldaten. Traumatisierende Erlebnisse sind unvermeidbar. Die Einsatzerfahrungen vor Ort lassen wenig Raum für ethisches Abwägen, wie wir es hier vollziehen können. Denken, Handeln und Fühlen werden fundamental von der alltäglichen Frage nach Leben und Überleben geprägt. Ein Militärseelsorger aus Afghanistan berichtet: „Man nähert sich dem Tier, das immer in Bereitschaft bleibt, zu fliehen oder zu beißen.“


Ist Krieg immer zu verwerfen? Wie viel Krieg darf und muss um des Rechts und der Gerechtigkeit willen sein? Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht, auch nicht für Christenmenschen.


Gott stärke unsere Herzen und unseren Glauben angesichts der Schrecken des Krieges.


Anti-Minarett-Kampagne (S. 37/38)


Ich trete deshalb allen Initiativen für eine europäische „Anti-Minarett-Kampagne“ mit Nachdruck entgegen. Die fremdenfeindliche Vereinigung „Pro NRW“ will bis zur Landtagswahl am 9. Mai 2010 eine politische Strategie entwickeln, um den Neubau muslimischer Gebetshäuser in NRW zu verhindern. Diesen Bestrebungen müssen wir aus theologischen und politischen Gründen widerstehen. Die Diskriminierung oder sogar Verfolgung unserer Glaubensgeschwister und das Verbot von Kirchenbauten in islamischen Ländern müssen wir deutlich beklagen und auf Veränderung drängen. Gerade muslimische Gläubige und Verbände in unserem Land sind gefordert, für Religionsfreiheit in ihren Heimatländern nach den Maßstäben einzutreten, die sie in der Bundesrepublik Deutschland für sich in Anspruch nehmen. Gleichwohl gilt: Das Erleiden von Unrecht rechtfertigt für Christenmenschen nicht das Ausüben von Unrecht!


Armut von Kindern (S. 12/13 und 22/23)


Das soziale und gegenseitig verantwortliche Miteinander in unserer Gesellschaft wird immer weiter ausgehöhlt, die Schere zwischen Armen und Reichen spreizt sich weiter und die Armut von Kindern in unserem Land hat erschreckende Ausmaße angenommen.


(…)


Hoffnungszeichen gegen Armut und insbesondere gegen Armut von Kindern sind auch in unserem reichen Land notwendig und uns aufgetragen. Dass alle Kinder gleiche Lebenschancen haben sollen, ist und bleibt ein Gebot der Gerechtigkeit, auch wenn die Unterschiede sich weiter verschärfen.


Kinderfreibeträge bei der Steuer sorgen dafür, dass Kinder reicher Eltern von uns allen mit Hilfe der Finanzämter mehr Geld für ihr Leben, vor allem für ihre Bildung und Ausbildung zur Verfügung haben als Kinder der Eltern, deren Erziehungs- und Bildungsbemühungen durch Kindergeld gefördert werden. Schon durch diese Systematik entsteht ein Chancennachteil.


Es geht diesen Kindern aber deutlich besser als den Kindern der Eltern, die von „Hartz-IV“ leben. Denn das Kindergeld wird gegen die Grundversorgung aufgerechnet.


Gerade die Kindertagesstättenfinanzierung in NRW wird nach gründlicher Analyse der Erfahrungen mit dem KIBIZ kritisch und gegebenenfalls kontrovers zu diskutieren sein. Die Grundfragen heißen: sind die gesetzlichen Finanzierungen auskömmlich, werden die verschiedenen Träger fair und vergleichbar behandelt und wirken sich die gesetzlichen Regelungen zum Wohle der Kinder aus?


Es gibt aber Hoffnungszeichen: In Rheinland-Pfalz ist der Besuch der Kindertagesstätten kostenfrei für die Eltern, im Saarland das letzte Jahr vor der Einschulung. Nordrhein-Westfalen unterhält immerhin den Landesfonds „Kein Kind ohne Mahlzeit“.


Generell möchte ich dazu festhalten:


1. Nur ein klarer und an den realen Verhältnissen geschulter Blick hilft weiter: Erhöhung des Kindergeldes und direkt an Eltern gezahltes Betreuungsgeld kommen nicht in jedem Fall den Kindern zugute.


2. Um die Chancengleichheit benachteiligter Kinder zu fördern, muss der Löwenanteil des Geldes in betreuende, fördernde und begleitende Erziehungssysteme fließen. „Gerecht“ nach biblischen Maßstäben wäre es, wenn die Kinder armer Eltern dabei besonders gefördert würden.


3. Kommunen müssen ihre Kräfte und ihr Engagement zur Krisen¬intervention ergänzen durch geeignete Maßnahmen zur Prävention.


Dazu brauchen sie natürlich auch hinreichende finanzielle Mittel. Das sei ergänzend gesagt und ist bei jeder Steuerreform zu bedenken!


Ein Hoffnungszeichen sehe ich auch darin, dass die Bürgermeister armer Kommunen endlich ihre Stimme erheben und eine Stadt wie Wuppertal ein Aktionsbündnis mit dem Namen „Wuppertal wehrt sich“ in seinen Mauern hat.


Dem Kirchenkreis Wuppertal danke ich sehr dafür, dass er sich an diesem Bündnis beteiligt. Und ich bitte die Kirchenkreise der anderen betroffenen Städte, sich in vergleichbarer Weise zu engagieren.


Auswahlverfahren für Pfarrerinnen und Pfarrer im Wartestand (S. 16/17)


Auch die Situation und das Handeln unserer Landeskirche geben Anlässe, die zum Erschrecken von Herzen führen. Etwa, wenn die Maßnahmen zur Sicherung einer stabilen pfarramtlichen Versorgung für die nächsten Jahrzehnte missdeutet werden als diskriminierende „Aussortierung“ von vermeintlich Ungeeigneten.


Das von unserer Landessynode 2008 beschlossene Auswahlverfahren für die zu besetzenden Pfarrstellen schränkt zwar das freie Spiel der Kräfte auf dem Stellenmarkt unserer Kirche ein und es führt bei allen ablehnenden Entscheidungen zu menschlichen Enttäuschungen. Aber es ist weder willkürlich noch diskriminierend. Es ist vielmehr mit Blick auf die uns zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen, die zu übernehmenden Aufgaben und die zu versorgenden Mitarbeitenden sorgsam geplant und organisiert. Gleichwohl bleiben kritische Auswertungen und Veränderungen der Verfahren weiterhin geboten und nötig.


Ich bitte deshalb alle an diesen Verfahren Beteiligten und von diesen Verfahren Betroffenen ihre Erfahrungen in konstruktive Weiterentwicklungen dieser zur Zeit notwendigen Instrumentarien einmünden zu lassen.


Die Verwaltungskammer unserer Kirche hat aufgrund verschiedener Klagen von Personen im Wartestand die von der Synode beschlossenen Verfahren überprüft. Sie kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Verfahren die betroffenen Personen rechtskonform behandeln und deshalb nicht zu beanstanden sind. Die Kammer hatte Revision zugelassen, die auch eingelegt wurde. Um endgültig Rechtssicherheit zu erlangen, müssen wir deshalb das Revisionsverfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof der UEK abwarten.



Barmer Theologische Erklärung (Kirche und politische Fragen) (S. 31)


Jesus Christus, das lebendige Gotteswort, begegnet uns in der Heiligen Schrift, der allein maßgeblichen Offenbarung und Richtschnur für unseren Glauben.


„Jesus Christus“, das sind deshalb bewusst die ersten Worte der Barmer Erklärung und auch die ersten Worte unserer Kirchenordnung.


Auch unser heutiges Selbstverständnis „Missionarisch Volkskirche sein“ ist von der Barmer Erklärung geprägt. In der Tradition Barmens bestimmen wir unsere Aufgaben und die daraus zu ziehenden Konsequenzen für die Gestalt unserer Kirche: „das Evangelium von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk“ ist uns aufgegeben.


Von unveränderter Aktualität ist für uns auch die Beschreibung des Verhältnisses von Kirche und Staat: Aufgabe der Kirche ist es, den Staat an „Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“ zu erinnern.


Um dieser in Barmen neu zur Sprache gebrachten Verantwortung nachzukommen, nehmen wir als rheinische Kirche zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen unserer Zeit Stellung. Täten wir es nicht, würden wir unser Kirche-Sein in Frage stellen.


Christlicher Glaube (S. 4, S. 27/28)


Christlicher Glaube zaubert die Schrecken dieser Welt und die Schrecken unseres Lebens nicht einfach weg. Christlicher Glaube ist nicht „Opium fürs Volk“. Er benebelt unsere Sinne nicht so lange mit frömmelndem Geschwätz, bis uns alle Schrecken dieser Welt unbedeutend und klein vorkommen.


Unser Glaube nimmt die Schrecken des Lebens ernst, aber: Als Glaubende bleiben wir uns in allen Bedrängnissen der Liebe Gottes gewiss. Unser Glaube schenkt uns die Kraft, den Schrecken der Gegenwart offen ins Auge zu sehen und – auch gegen den Augenschein – auf Gottes Zukunft zu setzen.


(…)


Unser Glaube an Gott und an Jesus Christus ist auch Ausdruck unserer Persönlichkeit und gibt geschichtlich-konkrete Lebensantworten.


Diese Lebensantworten erwachsen uns Christenmenschen zunächst aus unserer Weggemeinschaft mit Jesus Christus. In seinem Geist ist er gegenwärtig. Er lenkt persönliche Lebensentscheidungen. Und er ist und bleibt das Haupt aller christlichen Gemeinden. Durch Beratungen und Beschlüsse – und manchmal auch gegen sie – leitet er seine Kirche.


Wer mit diesem Herrn gemeinsam seinen Lebensweg geht, hat die große Familie Gottes mit dabei. Durch die Zugehörigkeit zu Christus gehören wir als Kirchen und als Christinnen und Christen durch die Zeiten hindurch, weltweit und konfessionsübergreifend zusammen.


Konkrete Glaubensantworten aus früheren Zeiten unserer Kirchen¬geschichte können wir heute nicht „eins-zu-eins“ übernehmen oder dogmatisch für alle Zeiten festschreiben. Sie können uns aber Wegweisung geben für unsere heute nötigen Glaubensantworten.


Ehrenamtliche in der Kirche (S. 16 und S. 20/21)


Es gibt vielfältige Gründe dafür, aber die sinkende Finanzkraft auf allen Ebenen unserer Landeskirche ist sicher der wesentliche Grund für die Aufgabe kirchlicher Gebäude und darüber hinaus für wachsende Spannungen in unseren Gremien und Gemeinden.


Unter Druck geraten dabei auch Ehrenamtliche, die – oft in jahrelangem Dienst tätig – das differenzierte Geflecht einer Kirchengemeinde mit ihren Gruppen und Aufgaben lebendig halten.


Die letzte Synode der EKD in Ulm hat sich mit ihrem Schwerpunktthema „Ehrenamt. Evangelisch. Engagiert“ den ehrenamtlichen Mitarbeitenden in unserer Kirche sehr wertschätzend zugewandt. Sie hat in der Kund¬gebung unter anderem festgestellt: „Das Verhältnis zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen wird durch den Rückgang finanzieller Ressourcen und die damit verbundene Sorge um den Arbeitsplatz belastet. Umso wichtiger ist ein Bewusstsein für die jeweils unterschiedlichen Rollen und Aufgaben. Ehrenamtliche können und sollen Hauptamtliche nicht ersetzen.“ Die Synode in Ulm hat auch die wichtige Bedeutung von Fort- und Weiterbildung sowie pädagogischer und seelsorglicher Begleitung der Ehrenamtlichen betont. Kaum in den Blick kam allerdings die Situation der Überforderung mit Aufgaben und Verantwortung, in der sich auch Ehrenamtliche oft sehen oder die sie sich selber zumuten. Hier bedarf es meines Erachtens besonders aufmerksamer Begleitung, um ein „burn out“ von Engagierten im Dienst für andere zu vermeiden.


(…)


Ermutigende Hoffnungszeichen gegen die Schrecken persönlicher Lebenskrisen sind auch viele der ehrenamtlichen Initiativen unserer Kirche. Drei davon wurden am 5. Dezember 2009 in Düsseldorf mit dem Ehrenamtspreis der rheinischen Kirche ausgezeichnet:


Die Arbeitsloseninitiative Vallendar, das Jugendtelefon der Telefonseelsorge Krefeld-Mönchengladbach-Rheydt-Viersen und ein Kreis Ehrenamtlicher, der eine Begegnungsstätte auf dem Friedhof Leverkusen-Reuschenberg errichtet hat und betreut.


Beeindruckende Beispiele dafür, welche Hoffnungslichter zu entzünden der Glaube vermag!


Festung Europa (S. 13)


Unsere weltweiten ökumenischen Kontakte machen uns darauf aufmerksam, wie Elend und Hunger in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zunehmen. Und die „Festung Europa“ zeigt zum Beispiel durch militärische Aktionen gegen Flüchtlingsschiffe vor Europas Grenzen ein unmenschliches Gesicht.


Finanzsituation der Kommunen und Kreise (S. 38/39)


Solidarische Weggenossenschaft praktiziert unsere Kirche gegenwärtig auch in dem gemeinsamen Widerspruch gegen die bedrohliche Verschuldung von Kommunen und Kreisen. Dringend ist eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung gerade in strukturschwachen Regionen notwendig. Es ist zumindest zu fragen, ob das Verfassungsgebot gleicher Lebensverhältnisse noch Realität ist.


Der bauliche Zustand von Schulen und Straßen, die Gefährdung der Existenz wichtiger  Gemeinschaftseinrichtung wie z.B. Sportstätten und Theater sind ein Symptom dafür, dass die Finanzverteilung seit Jahren unausgewogen und „ungerecht“ ist. Vielen Kommunen und Kreise können ihre gesetzlichen Verpflichtungen nicht mehr aus den Einnahmen finanzieren – von freiwilligen Leistungen ganz zu schweigen. Es entwickeln sich in immer stärkerem Maße ganz unterschiedliche Lebensverhältnisse in unserem Land. Benachteiligte werden dadurch stärker benachteiligt, Bevorzugte stärker bevorzugt. Ein Auseinanderentwickeln unserer Gesellschaft zu Lasten der Armen und zum Vorteil der Reichen beklagen wir auch in unserer Kirche schon seit Jahren – ohne dass sich daran etwas ändert. Ganz im Gegenteil: Das Tempo nimmt eher zu.


Finanz- und Wirtschaftskrise (S. 12 und S. 39)


Jeder Tag macht uns neu deutlich, wie wenig Einfluss wir haben und wie selten wir die eigentlichen Akteure identifizieren oder haftbar machen können. Grundlegende Veränderungen sind nicht zu erkennen.


(…)


Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind noch nicht überwunden. Über die dazu geeigneten Maßnahmen wird politisch gestritten. Mit Skepsis betrachte ich, dass Wachstumsbeschleunigung mit erhöhter Verschuldung erreicht werden soll. Das Versprechen, Steuerkürzungen refinanzierten sich durch Wirtschaftswachstum selbst, ist bisher niemals eingelöst worden. Das gelingt höchstens zu einem Drittel sagt die Erfahrung mit solchen Programmen. Zwei Drittel der zusätzlichen Verschuldung bleibt und muss anders ausgeglichen werden. Das wird bedeuten: Sozialabbau, weiteres Aufbrechen solidarischer Finanzierung der Sozialkassen – alles zu Lasten der kleinen Leute. Dieser Politik gegenüber müssen wir an Gottes Recht und Gerechtigkeit erinnern. Wir halten diesen Weg für falsch.


Hoffnung (S. 19)


Hoffnung ist für Christenmenschen nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass Gott bei uns ist, egal wie es ausgeht!


Die Glaubensbindung an Gott und an Jesus Christus bewahrt uns vor Resignation und Lähmung, vor Verzweiflung und Zynismus. Wir können uns dem Wort Gottes und dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen. Wir können uns und unsere Gegenwart verändern. Wir können hoffend handeln und Hoffnungszeichen setzen.


Israel / Palästina (S. 36-37)


Eine Delegation der Kirchenleitung hat im vergangenen Jahr das Heilige Land besucht, um sich über die aktuelle Situation zu informieren und rheinische bzw. EKD-Aktivitäten in Israel kennen zu lernen. Aufgrund der Erfahrungen der Reise möchte ich folgende mir persönlich wichtige Anmerkungen machen:


1. Eine Perspektive für den Weg zu einem Frieden kann ich in der aktuellen Politik Israels und Palästinas nicht erkennen. Die Radikalen beider Seiten setzen auf Sieg und Unterwerfung bzw. Vertreibung.


2. Permanentes Unrecht, ständige Demütigungen, sowie latente und manifeste Gewalt sind kaum zu überwindende Hindernisse auf dem Weg zum Frieden. Die Regierungen beider Seiten tragen dazu bei. Meine besondere Verbundenheit mit Israel lässt mich über das Ausmaß der von Israel ausgeübten Gewalt auch besonders erschrecken.


3. Dass Israel „Besatzer“ ist, hinterlässt Spuren – nicht nur in Palästina, sondern auch an den jungen israelischen Soldatinnen und Soldaten.


4. Mit Errichtung der Mauer haben die Selbstmordattentate aufgehört. Aber der Verlauf der Mauer ist verbunden mit widerrechtlicher Enteignung von Land. Sie schafft ferner eine Situation, die Begegnung verhindert und Friedensarbeit enorm erschwert.


5. Die Konkretion unserer Weggemeinschaft mit den Christinnen und Christen Palästinas bedarf erneuter Aufmerksamkeit und Erörterung.


Diese Überlegungen bedeuten keine Abkehr oder Distanzierung von den Beschlüssen und Erklärungen der rheinischen Kirche zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden. Hier sind wir nach wie vor am Anfang und dürfen in unserer Arbeit nicht nachlassen, damit schon Erkanntes nicht wieder in Vergessenheit gerät. Auch gegen Neonazis, Antijudaismus und Antisemitismus in unserem Land und weltweit müssen wir uns weiterhin engagieren.


Weggemeinschaft miteinander zu leben heißt aber auch den Mut zu haben, einander offen zu befragen und sich gegenseitig in Frage stellen zu lassen.


Um unseres gemeinsamen Glaubens an den Gott des Friedens und der Gerechtigkeit willen wollen wir aber nicht aufhören, die Politik unserer Staaten an dem zu messen, was schon die Propheten als Maxime verkündet haben: „Frieden ist eine Frucht der Gerechtigkeit“.


Jahreslosung 2010 (S. 40)


Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
(Johannes 14,1)


Wir glauben an Gott und Jesus Christus. Wir glauben: Gott ist in der Welt! Dieser Glaube bewahrt unsere Herzen vor tödlichem Erschrecken! Dieser Glaube bewahrt unser Denken und Fühlen vor Verwirrung und Lähmung! Gott ist gegenwärtig! Auch heute. Auch auf unserer Synode! In diesem Glauben singen wir ein Hoffnungslied für unser Leben, für unsere Kirche und für unsere Welt!


Kirche mit Herz und Verstand (S. 5/6)


So wenig wie unser Lieben das Denken und Verstehen außen vor lassen darf, wenn es nachhaltig und tragfähig sein will, so wenig darf auch unser Glauben den Verstand und die Vernunft ausklammern, wenn es unser Herz vor lähmendem Schrecken bewahren will.


Martin Urban hat in einem polemischen Artikel „Der Außenseiter Vernunft“ (Süddt. Ztg. Nr.262, 13. November 2009) unter Absehung dieser Zusammenhänge behauptet: „Die Kirchen fühlen sich hierzulande zuständig für die religiösen Gefühle. […] Die Vernunft darf traditionell außen vor bleiben.“


Ich halte dagegen:


Unsere Kirche weiß sich zuständig für das Zeugnis von der Gegenwart Gottes in der Welt mit Wort und Tat, mit Gefühl und Vernunft, mit Herz und mit Hand!


Klimawandel / Klimaschutz (S. 25-27)


Als Hoffnungszeichen gegen die Schrecken des Klimawandels wurden weitreichende, verbindliche Beschlüsse vom größten Umweltgipfel aller Zeiten in Kopenhagen erwartet. Immerhin schien der „Countdown to Copenhagen“ gut vorbereitet, die vorab verbreiteten Absichtserklärungen und Zielsetzungen machten Mut.


Das Ergebnis war ein Desaster, so hat es der schwedische Umweltminister gesagt. Das Schönreden, es sei immerhin ein erster Schritt zu einer neuen Weltklimaordnung, verschleiert das Versagen. Wirtschaftliche Interessen und Machtpolitik überlagerten in Kopenhagen die vernünftige Analyse.


Kopenhagen begann nicht bei Null – es war bereits die 15. Weltklimakonferenz! In Kopenhagen wurde zu Recht der Streit darüber ausgetragen, welche Lasten den Industrieländern, den Schwellenländern und den armen Ländern auferlegt werden können. Dabei ist eins ganz klar: einen Verzicht auf Entwicklung werden die Industriestaaten von den anderen Ländern nicht fordern können. Eine Zusammenarbeit auf dem Weg zu verbindlichen Reduktionszielen beim CO2-Ausstoß muss zwischen den Schwellen- und Entwicklungsländern und den Industriestaaten auf Augenhöhe erfolgen.


Nach der Konferenz von Kopenhagen wächst nun der Druck auf die EU-Staaten, mit gutem Beispiel voranzugehen mit verbindlichen und kontrollierbaren Beschlüssen. Dabei müssen frühzeitig Verhandlungen mit anderen Staaten aufgenommen werden, um endlich Ergebnisse in den Folgekonferenzen zu erreichen. Auch die Größe und die Prozeduren der Konferenzen müssen überdacht werden.


Für uns in Deutschland bedeutet dies, an den vor Kopenhagen definierten Zielen festzuhalten, und wenn immer möglich, darüber hinauszugehen. Der Ausbau und die Nutzung regenerativer Energien weisen den Weg.


Der mit der Energieindustrie ausgehandelte Ausstieg aus der Atomtechnologie muss beibehalten werden. Ich nenne folgende Gründe für meine Haltung:


1. Die Dauer der Strahlung der einzulagernden Brennelemente übersteigt das von Menschen verantwortbare Maß.


2. Es existiert immer noch kein Endlager. Die Erfahrungen mit dem Bergwerk „Asse“ machen erneut bewusst, was wir eigentlich schon immer über den Menschen wussten: Er ist nicht hinreichend zuverlässig, um mit einer Technologie umzugehen, die 100-prozentige Zuverlässigkeit erfordert.


3. Es wird beim Betrieb der Atomkraftwerke immer wieder zu schwereren Störfällen kommen, auch ein Supergau ist in Zukunft nicht auszuschließen.


4. Die Großtechnologie ist ein Hemmschuh für die notwendige Veränderung der Energieproduktion in ortsnahe Kleinteiligkeit.


Den Betrieb von Kohlekraftwerken halte ich für eine Übergangszeit für notwendig, allerdings ist die Verstromung von Braunkohle besonders kritisch. Ob die CO2-Abscheidung sich als Zukunftstechnologie herausstellen wird, unterliegt dem Zweifel vieler Fachleute.


Ich stimme mit den Aussagen der Klimaallianz überein, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung mit der Streichung von Klimaschutzzielen aus dem Landesentwicklungsprogramm – ausgerechnet während der Verhand¬lungen in Kopenhagen – ein falsches politisches Signal gesetzt hat. Die im gestrichenen § 26 des Gesetzes zur Landesentwicklung vorgesehenen Maßnahmen zur Energieeinsparung, zur Nutzung erneuerbarer Energie¬träger und zur Kraft-Wärme-Kopplung müssen weiterhin Ziel der Energiepolitik in NRW bleiben.


Aufgrund des Beschlusses der vergangenen Landessynode ist die Evangelische Kirche im Rheinland der Klimaallianz beigetreten und arbeitet in der Entwicklungspolitischen Klimaplattform der Kirchen, Entwicklungsdienste und Missionswerke mit. Die meisten ihrer Einrichtungen und Kirchengemeinden sind an Aufklärungsarbeit und konkreten Aktionen zu verbesserter Energienutzung und zur Verminderung der Treibhausgase beteiligt.


Alle öffentlichen Aktionen und Forderungen der Kirchen büßen jedoch erheblich an Glaubwürdigkeit und Durchschlagskraft ein, wenn wir anders handeln als wir fordern.


Kreuzestheologie (S. 10-12)


Christlicher Glaube schenkt uns die Kraft, den Schrecken der Welt realistisch zu begegnen, unser persönliches Leiden zu tragen und unser Mitleiden mit anderen in tätige Barmherzigkeit  umzuwandeln.


Denn in der Vergegenwärtigung von Jesu Leben, Leiden und Sterben und im Glauben an Jesu Auferstehung erkennen wir den Grund unserer Hoffnung:


Kreuzestheologie ist Hoffnungstheologie!


Gottes Schöpfermacht hat sich im Ostergeschehen als stärker erwiesen als alle Todesmächte unserer Welt, sie „hat Leben neu ans Licht gebracht“.


Ostern ist das tragende Fundament aller christlichen Kreuzestheologie. „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“, schreibt Paulus an die Christenmenschen in Korinth, „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ ( 1. Kor. 15, 14 u. 19 )


Deshalb und nur deshalb, weil der Gottessohn Jesus Christus den Tod auf sich nahm und weil Gott ihn vom Tode auferweckte, haben wir und hat unsere Kirche eine begründete Hoffnung trotz aller Schrecken dieser Welt und über jeden Tod hinaus. Deshalb ist das „Wort vom Kreuz“ für Christenmenschen keine Torheit, sondern Hoffnung schenkende Gotteskraft!


Kreuzestheologie, also das Nachdenken und Reden über die Bedeutung von Tod und Auferstehung Jesu für aller Menschen Leben und Sterben, ist unverzichtbar für unseren persönlichen Glauben und für das Zeugnis unserer Kirche.


Ich bin dankbar, dass in unserer Landeskirche auf allen Ebenen eine intensive theologische Debatte über die Kreuzestheologie geführt wird.


Schwierigkeiten bereitet vielen Menschen die Frage, ob „Jesu Blut für unsere Sünden“ um Gottes Willen fließen musste. Diese Frage kann nicht unter der Überschrift „notwendige Abschiede“ diskutiert werden. Wie bei allen theologischen Fragen und Auseinandersetzungen haben wir uns als Christenmenschen und als Kirche dem uns in der Heiligen Schrift bezeugten Wort Gottes zu stellen. Das gilt auch für jene Worte, die unserer Vernunft „gegen den Strich“ gehen. Die Frage „Was ist dem Verstand eines aufgeklärten und modernen Menschen zumutbar?“ darf nicht das entscheidende Wahrheitskriterium für biblische Deutungen des Kreuzestodes Jesu sein. Denn sonst würden wir uns und die Weltanschauungen unserer Zeit zu dem entscheidenden Maßstab für biblische Texte machen.


So wenig die Vernunft und unser Weltverständnis bei unserem Glauben außen vor bleiben dürfen, so wenig dürfen sie zum alleinigen Maßstab für Glaubenswahrheiten erhoben werden. Wir binden unseren Gottesglauben an den lebendigen Gott und an den geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth. Unser Glaube beruht nicht auf abstrakten Prinzipien und nicht auf widerspruchsfreien Theorien. Eine kritische Theologie weiß immer auch um die eigenen Erkenntnisgrenzen und um die Unvermeidbarkeit logischer Brüche.


Bei allem Forschen und Denken bleibt es – auch für Theologinnen und Theologen – logisch nicht begreifbar und nicht begründbar, warum Gott seine Schöpfung und vor allem: warum er uns Menschen liebt. Und in der Geschichte Jesu Christi – in seinem Weg ans Kreuz und in seiner Aufer¬weckung – Gottes Weg der Erlösung für alle Menschen zu erkennen, das wird für unseren Verstand und für unsere Vernunft immer auch ein „Geheimnis des Glaubens“ bleiben.


Andererseits: Gerade weil uns in der Heiligen Schrift die Offenbarungen Gottes und auch die Kreuzestheologie nur in „irdenen Gefäßen“, also vermischt mit menschlicher Erkenntnis und in Gestalt von vielfältigen Menschenworten begegnen, können wir beim Lesen und Studieren der Bibel unseren Verstand nicht einfach abschalten.


Das einfache Wiederholen alter theologischer Sprachmuster zur Kreuzestheologie zeugt deshalb ebenso wenig von der gegenwärtigen Wirksamkeit des Heiligen Geistes wie ein leichtfertiges Abwerfen theologischer Traditionen.


Ökumene, allgemein (S. 28)


Ökumenische Weggemeinschaft gehört zu den Zeichen der wahren Kirche Jesu Christi. Unsere Verheißung bleibt die von Jesus selbst an Gott formulierte Bitte, „eins zu sein, damit die Welt glaube“ (Johannes 17,20f).


Die theologische Begründung und kirchenpraktische Pflege dieser Gemeinschaft ist unverzichtbarer Teil kirchlichen Lebens. Davon wird uns auch manches „Gedrängel um den Thron Christi“ nicht abhalten.


Ökumene, römisch-katholische Kirche (S. 33)


Weggemeinschaft mit unserer römisch-katholischen Schwesterkirche pflegen wir am intensivsten zwischen den Kirchengemeinden. Wir erleben dabei nicht nur die Überwindung trennender Gräben oder gegenseitige Ermutigung und Stärkung. Wir leiden manchmal auch an einer einseitigen Profilierung auf Kosten und zu Lasten der jeweils anderen. Und manche Kirchengemeinden klagen zu Recht darüber, dass gewachsene ökumenische Traditionen wieder zurückgeschnitten werden.  


Eine wichtige neue Wegetappe mit unseren römisch-katholischen Glaubensgeschwistern begann im November des letzten Jahres mit der Gründung des „Ökumenischen Instituts für interreligiösen Dialog“ an der Universität Trier. Hierbei handelt es sich um den seltenen Fall einer echten ökumenischen Trägerschaft. Die Anwesenheit muslimischer Vertreter und die bestehenden Kontakte zur jüdischen Gemeinde Trier lassen erwarten, dass von der Arbeit dieses Instituts kräftige Impulse zum besseren Verstehen und zu einem friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen ausgehen werden. (…)


Dem guten ökumenischen Geist ist es auch zu verdanken, dass Bischof Ackermann und ich die gemeinsame Erklärung „Hilfe für die Schwächsten am Arbeitsmarkt“ herausgeben konnten.


Ökumene, russisch-orthodoxe Kirche (S. 32)


Weggenossen räumen einander nicht nur Steine aus dem Weg, sondern werden manchmal auch zu Stolpersteinen füreinander.


Das erfahren wir gerade mit der russisch-orthodoxen Kirche. Den von ihren Vertretern vorgebrachten theologischen Argumenten gegen Frauen im Bischofsamt treten wir mit unseren aus der Heiligen Schrift gewonnenen theologischen Erkenntnissen entgegen: Gott gießt seinen Geist auch über Frauen aus, wie es der Prophet Joel und die Apostelgeschichte bezeugen. (Vergleiche: Joel 3,1 und Apostelgeschichte 2,14ff). In Christus werden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nachrangig (Vergleiche: Galater 3,28). Das gilt auch für die Berufung und die Befähigung von Frauen für Leitungsämter in seiner Kirche.


Sonntagsschutz (S. 39/40)


Das Bundesverfassungsgericht hat im Dezember ein bemerkenswertes Urteil zum Schutz des Sonntages gesprochen. Die evangelische und die katholische Kirche Berlins hatten um des Gebotes der Feiertagsruhe willen geklagt. Aber es geht ihnen beim Schutz des Sonntages auch um ein „säkulares“ Anliegen: Einen menschendienlichen und familienfreundlichen Rhythmus von Arbeit und Ruhe, Alltag und Sonntag gilt es zu erhalten oder wieder zu gewinnen. Nicht nur der einzelne Mensch, auch ein Gemeinwesen braucht gemeinsame Ruhetage. Es war eine gute Erfahrung, mit den Richterinnen und Richtern des Bundes¬verfassungsgerichtes hier gemeinsam unterwegs zu sein.


Spiritualität (S. 20)


Theologische Grundbildung heißt auch, Ausdrucksformen der Frömmigkeit zu vermitteln und zu erproben. Beispielhaft sei hier das Beten genannt. Beten dient der Stärkung unseres Glaubens und unserer Lebenskräfte.


Lautes oder leises Sprechen mit Gott vergewissert uns der Gegenwart Gottes und schenkt uns ermutigende Selbstvergewisserung. Beten eröffnet einen größeren Gesprächszusammenhang, der aus Kleinmut und dem Rückzug auf eigene Befindlichkeiten herausführt.


„Beten09“ war deshalb eine ebenso notwendige wie hilfreiche Kampagne, die am Buß- und Bettag 2008 gestartet wurde. Nach einem Jahr konnten wir eine ermutigende Bilanz ziehen. Einzelnen und ganzen Gemeinden wurden neue Formen des Gebetes  und auch begleitende Rituale, wie Klagesteine oder Kerzen, nahe gebracht.


Mein Dank gilt den Initiatoren der Kampagne aus landeskirchlichen Einrichtungen und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Sie haben Material zusammengetragen und Gemeinden sowie Einzelne angesprochen.
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