Pressemitteilung

Zum Auftakt gab es Mahnungen, aber auch Hoffnung auf Neuanfänge

Ökumenischer Gottesdienst zum CDU-Parteitag in Essen:

  • 14.3.2002

Essen – Mahnende Worte waren am Vormittag in der überfüllten Essener St. Ludgerus-Kirche im ökumenischen Gottesdienst anlässlich des CDU-Bundesparteitages zu hören. Der Essener Weihbischof Franz Grave rief zur Umkehr, zur Wiederannäherung und zur Versöhnung auf. Versöhnung meine Wiederaufnahme von unterbrochener oder zerbrochener Kommunikation und Wiederherstellung von früheren Kontakten und Beziehungen. Die Versöhnungsfrage sei keine leichte Sache, sondern ein existentieller Vorgang, der die äußersten Kräfte erfordere und an die Grenzen der emotionalen Möglichkeiten gehe. „Doch wenn im Namen der Partei das ‚C‘ verankert ist, muss der Weg der Versöhnung auch beschritten werden, selbst wenn er schwierig ist,“ betonte Grave.


Nikolaus Schneider, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hob in seiner Predigt über die neutestamentliche Geschichte von der Ehebrecherin die lebensnotwendige Bedeutung von Ordnungen und Gesetzen hervor. Regeln und Gesetze für das Zusammenleben, etwa in den zehn Geboten, definierten die Lebens- und Freiheitsmöglichkeiten der einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft. In der Geschichte der Ehebrecherin sei von Jesus das Verhältnis von Gott und Mensch angesprochen. „Gott selbst ist das Leben, die Gerechtigkeit und die Wahrheit. Wir gehören auf die Seite derer, die Leben beeinträchtigen, dem Unrecht erliegen und der Tendenz der Lüge ausgesetzt sind“, so Schneider. Den Menschen stehe deshalb das endgültige Urteil über Leben und Tod nicht zu. „Das Beste und Wichtigste, was über Menschen zu sagen ist, ist deshalb: Wir alle bedürfen der neuen Chance und der Neuanfänge,“ betonte der Vizepräses. Er machte deutlich, dass die „Happy-End-Geschichte“ der Ehebrecherin, die von Jesus nicht verdammt wird, Anlass zur Hoffnung bietet: „Wir leben davon, dass sich diese Ausnahmegeschichte im Leben möglichst vieler Menschen und auch Institutionen ereignen kann. Wir leben von solchen Hoffnungen und sind aufgerufen, sie durch unser konkretes Verhalten nicht zu Schanden zu machen.“