Pressemitteilung

Theologische Fundierung eröffnet neue Etappe im christlich-muslimischen Dialog

Landessynode verabschiedet wichtige Arbeitshilfe

  • Nr. 45/2009
  • 16.1.2009
  • 3833 Zeichen

Um die Intensivierung des Dialogs mit Musliminnen und Muslimen geht es in der Arbeitshilfe „Abraham und der Glaube an den einen Gott. Zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen“, die die Landessynode heute Vormittag verabschiedete. „So strittig die Dialog-Themen sind, so alternativlos ist der Dialog selbst“, stellt das Impulspapier fest und eröffnet neue Perspektiven. Erstmals werden in diesem Papier grundsätzliche theologische Fragestellungen in den Mittelpunkt gestellt und nicht kontrovers, sondern vor dem Hintergrund diskutiert, „Gesprächsbrücken weiterzuentwickeln“ und „tiefgreifende Gemeinsamkeiten zu entdecken“. Es geht um „Spurensuche“ – um die Suche nach Parallelen in theologischen Denkfiguren und Traditionen in Judentum, Christentum und Islam.

Zu den „bleibenden Differenzen“ im Dialog zwischen Christen und Muslimen zählen die Frage nach der Einheit Gottes und nach dem trinitarischen Reden von Gott, (Gott, der Vater, Gott, der Sohn und Gott, der Heilige Geist), die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, sein Leiden am Kreuz und seine Auferstehung.

Die Ausarbeitung stellt fest, ohne jedoch zu bewerten: „Von Beginn an vermuteten Muslime wie Juden in der Rede vom dreieinigen Gott eine Abkehr vom Glauben an einen einzigen Gott und reagierten mit Ablehnung. Der Islam sieht in der Trinitätslehre eine ,unzulässige Beigesellung‘ und besteht darauf, dass Gott nicht in die Welt hinabsteige und sich nicht mit dem Leben der Menschen vermische, um ihre Sünden zu tragen.“ Jesus Christus werde als Prophet wertgeschätzt, aber nicht als Gottes Sohn, der am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist. Umgekehrt wurde der Islam durch das Mittelalter hindurch und bei den Reformatoren als „falscher Glaube an den einen Gott“ verstanden.

Das Impulspapier macht keinen Versuch, die Differenzen einzuebnen: „Absicht ist es auf der einen Seite, islamische Anfragen ernsthaft zu hören, zu bedenken und ihnen bei der Formulierung der eigenen Theologie Respekt zu zollen. Auf der anderen Seite geht es darum, dass Muslime und Musliminnen besser verstehen und nachvollziehen können, warum und in welcher Absicht Christinnen und Christen so glauben und reden.“ Dies wird entwickelt, indem die Trinitätslehre als Auslegung der Einheit Gottes verstanden wird, der den Menschen auf vielfältige Weise im biblischen „Erzählzusammenhang“ begegnet. Auch geht es um die Wiederentdeckung der umfassenden Segensverheißungen an Abraham, die alle Völker umschließt und sich nicht auf Juden und Christen beschränken lässt.

„Der Dialog mit dem Islam erfordert eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und den eigenen Traditionen“, so die Arbeitshilfe. Christinnen und Christen würden dabei für sich selbst den Gewinn eines tieferen und reflektierten Verständnisses und die Entwicklung einer größeren Sprachfähigkeit entdecken. Auch geht es um gegenseitigen Respekt: „Christen achten in ihrem Zeugnis den Gottesdienst und die Hingabe der Muslime und ihre Mahnung, jeder Anbetung des Geschaffenen abzusagen. Sie erwarten, dass auch Muslime christlichen Gottesdienst und christliche Liebe achten, mit denen Christen Zeugnis ablegen von dem einen Gott Israels, der in Jesus Christus die Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen sucht.“

Das mit Applaus verabschiedete Papier soll im Rahmen einer Reihe von Arbeitshilfen in die Gemeinden, Kirchenkreise, Ämter und Werke gegeben werden und auch Textvorlagen, z.B. für die Gestaltung von Schulfeiern, Trauungen und Bestattungen, enthalten. Außerdem soll die Kirchenleitung sich dafür einsetzen, dass Aus-, Fort- und Weiterbildung „interreligiöse und interkulturelle Kompetenz“ obligatorisch verankert werden.