Pressemitteilung

Kirchliches Leben in den Gemeinden 2008

Ergebnisse der Jahresstatistik

  • Nr. 200/2009
  • 1.12.2009
  • 9745 Zeichen

Achtung, Sperrfrist: Dienstag, 1. Dezember 2009, 9 Uhr!


Pünktlich zum Presseabend des Präses und der hauptamtlichen Mitglieder der Kirchenleitung hat der Statistische Dienst im Landeskirchenamt die Jahresstatistik „Kirchliches Leben in den Gemeinden 2008“ offiziell vorgelegt. Nachfolgend finden Sie schlaglichtartig die wichtigsten Daten aus der Evangelischen Kirche im Rheinland im Überblick:


Gemeindemitglieder und Kirchengemeinden


Zur rheinischen Kirche, deren Kirchengebiet sich – grob beschrieben – von Emmerich bis nach Saarbrücken erstreckt, gehören Anfang 2009 2,86 Millionen Gemeindemitglieder, die sich auf zurzeit 39 Kirchenkreise und 771 Kirchengemeinden verteilen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 23,3 Prozent. Der Anteil der Katholiken beträgt mit 5,59 Millionen 45,5 Prozent der Bevölkerung in diesem Gebiet.


Mitgliedschaftsentwicklung


Die gesamte Gemeindemitgliederzahl verminderte sich 2008 um ein Prozent. Dieser Rückgang von 29.200 Personen erklärt sich zu einem Drittel durch den Saldo von Ein- und Austritten von -11.300 Personen. Wesentlich größeren Anteil hat die allgemeine Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Der Rückgang wird in erster Linie durch die größere Zahl der Verstorbenen gegenüber den getauften Kindern (-21.600 im Jahr 2008) verursacht. Etwas abgemildert wurde die Bilanz im vergangenen Jahr dadurch, dass etwa 3.700 Evangelische mehr in das Rheinland gezogen sind, als von hier fortgezogen sind.


Taufen


Im vergangenen Jahr wurden in den Kirchengemeinden 19.636 Kinder (-1,5 Prozent) und 2.076 Erwachsene (-3,3 Prozent) getauft. Von den getauften Kindern stammen 6.839 (35 Prozent) aus evangelischen und 6.519 (33 Prozent) aus evangelisch/katholischen Ehen. Von den Kindern waren 7.644 bzw. 39 Prozent bei ihrer Taufe älter als ein Jahr. 1.028 Kinder wurden erst im zeitlichen Zusammenhang mit dem Konfirmandenunterricht bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft. Der seit etwa 20 Jahren anhaltende Trend zu einem immer größeren Anteil von Kindern, die nicht im ersten Lebensjahr getauft werden (bis 1990: 15 Prozent), wurde damit im vergangenen Jahr nicht fortgesetzt; 2008 lag die Quote bei genau 40 Prozent.


Nach wie vor werden nahezu alle Kinder aus Familien mit mindestens einem evangelischen Elternteil getauft. Durch den zunehmenden Anteil an Taufen nach dem ersten Lebensjahr ist ein Vergleich mit den staatlichen Geburtenzahlen, die bis zum Jahr 2007 vorliegen, schwieriger geworden. So wurden in den letzten Jahren mehr Kinder von evangelischen Ehepaaren getauft als im gleichen Zeitraum in solchen Familien geboren wurden (Taufziffer: 106 Prozent). Bei Kindern aus evangelisch/römisch-katholischen Ehen betrug 2007 die Taufziffer 57 Prozent, so dass man hier auch feststellen kann, dass die Hälfte dieser Kinder evangelisch getauft wird. Für alle Kinder mit wenigstens einem evangelischen Elternteil waren es 64 Prozent.


Konfirmationen


Im Jahr 2008 wurden 26.566 Jungen und Mädchen konfirmiert bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft, das waren 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit wurden etwa 89 Prozent der Kinder der entsprechenden Altersgruppe erreicht, womit sich ein 2003 eingesetzter negativer Trend fortgesetzt hat.


Trauungen


Im vergangenen Jahr wurden 5.230 Paare evangelisch getraut, 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit 2.278 getrauten Paaren (44 Prozent) stellte die Gruppe, in der beide Eheleute der evangelischen Kirche angehörten, weiterhin knapp die größte Gruppe, aber bei fast ebenso vielen Paaren gehörte ein Ehepartner oder eine Ehepartnerin zur katholischen Kirche (2.029 Paare bzw. 39 Prozent). Wieder leicht gestiegen auf 15 Prozent ist der Anteil der 787 Paare, bei denen ein Partner keiner Kirche angehörte. Die Anteile der vorgenannten Gruppen waren in den vergangenen Jahren relativ stabil.


Weniger als die Hälfte aller Ehepaare lassen sich auch kirchlich trauen. Zahlen liegen hierfür bis 2007 vor. In den Fällen, in denen beide Partner evangelisch waren, betrug die Trauziffer 49 Prozent, bei den evangelisch/römisch-katholischen Ehepaaren nur 19 Prozent. Von allen Ehepaaren, für die eine evangelische Trauung möglich gewesen wären, ist nur jedes vierte evangelisch getraut worden.


Bestattungen


Insgesamt 34.490 Verstorbene wurden kirchlich bestattet, darunter 33.012 evangelische Gemeindeglieder. Das waren nach einem langjährigen Rückgang erstmals wieder 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Ob sich damit der in vergangenen Jahren verstärkte Trend, dass sich weniger verstorbene Gemeindeglieder kirchlich bestatten lassen, gestoppt wurde, kann erst nach Vorliegen der Vergleichszahlen gesagt werden. 2007 lag dieser Anteil erstmals unter 80 Prozent.


Kircheneintritte


Eingetreten sind im vergangenen Jahr insgesamt 6.818 Personen, das waren 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr, aber 3,7 Prozent mehr als vor zehn Jahren bzw. 32 Prozent mehr als 1985. Bei den Eintritten handelt es sich vor allem um Wiederaufnahmen von ehemaligen, ausgetretenen Gemeindemitgliedern (2.862 = 42 Prozent sämtlicher Eintritte) und um 2.076 durch Taufe aufgenommene Jugendliche und Erwachsene, die zuvor keiner Kirche angehörten (30 Prozent). Aus der römisch-katholischen oder einer anderen christlichen Kirche traten insgesamt 1.880 Erwachsene und Kinder über (28 Prozent), wobei mehr als doppelt so viele Gemeindeglieder aus der römisch-katholischen Kirche zur evangelischen Kirche übergetreten sind als umgekehrt (1.647 gegenüber ca. 750), wie sich aus veröffentlichten Statistiken der Deutschen Bischofskonferenz ergibt.


Kirchenaustritte


Mit 18.076 lag die Zahl der Kirchenaustritte 2008 deutlich über den Werten der vorangegangenen vier Jahre (2007: 13.634), jedoch wurde das Niveau der Jahre 1990 bis 2003, als jeweils mehr als 20.000 Gemeindeglieder ausgetreten sind, nicht erreicht. Zu den Austritten zählen auch die Übertritte zur katholischen Kirche oder zu anderen Konfessionen. Bei den ausgetretenen Gemeindemitgliedern sind Männer (51 Prozent) etwas häufiger als Frauen (47 Prozent) vertreten.


Gottesdienste


Die sonntäglichen Gemeindegottesdienste wurden im Jahresdurchschnitt von 87.400 Personen besucht, das waren 3,0 Prozent aller Gemeindeglieder. Die Zusammensetzung des Gottesdienstbesuchs wechselt jedoch von Sonntag zu Sonntag. Somit ist die Zahl der Gemeindemitglieder, die regelmäßig oder gelegentlich Gottesdienste besuchen, erheblich höher. Aus den Zählungen der Kirchengemeinden geht weiter hervor, dass am Heiligen Abend der Kirchenbesuch wesentlich höher als an „normalen“ Sonntagen ist: An diesem Tag besuchten 805.400 Gemeindemitglieder (27,9 Prozent) die Familiengottesdienste, Christvespern und -metten. Der Kirchgang ist für viele Menschen traditionell fester Bestandteil des Heiligen Abends.


Der Anteil der Gemeindeglieder, die einen Gottesdienst besuchten, ist an allen so genannten Zählsonntagen seit vielen Jahren, teilweise seit Jahrzehnten konstant. Dennoch ist in absoluten Besucherzahlen ein Rückgang zu verzeichnen. Ausnahmen sind die Gottesdienste am Erntedankfest, die traditionell deutlich besser besucht wurden als andere Sonntage mit einem deutlichen Rückgang sowie der Heilige Abend, der bis 2006 einen stetigen Anstieg zu verzeichnen hatte und seit 2005 regelmäßig mehr als 800.000 Besucher in die Kirchen lockt.


Die Gemeindegottesdienste am ersten Adventssonntag wurden mit 108.400 Personen bzw. 3,8 Prozent etwas stärker besucht als an anderen Sonntagen. Gleiches gilt für den Karfreitag mit 105.900 Besuchern (3,7 Prozent). Generell liegen die Besucherzahlen in ländlichen Gebieten mit traditionellem Kirchgang und wenigen Kirchenaustritten mit 4,0 Prozent nennenswert höher als in den zahlreichen städtischen Gemeinden mit 2,9 Prozent.


Der Besuch der Kindergottesdienste ist mit 16.800 Kindern bzw. 8,2 Prozent – auf die Zahl der Kinder entsprechenden Alters bezogen – erheblich besser als der Besuch der Gottesdienste für „Erwachsene“. Von den rheinischen Kirchengemeinden wurden außerdem 1.274 Kinderkirchentage, Kinderbibeltage oder -wochen gemeldet, die von 44.500 Teilnehmern insgesamt besucht wurden. Das kirchliche Leben in den Gemeinden spiegelt sich aber nicht nur in den Gottesdiensten wider, sondern auch in unterschiedlichen Veranstaltungen und Gemeindegruppen, in denen Gemeindemitglieder zusammenkommen. Statistische Zahlen dazu im Detail im Internet unter www.ekir.de.


Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


Das gemeindliche Leben wäre nicht denkbar ohne ehrenamtliche Tätigkeit zahlreicher Gemeindemitglieder. Im Jahr 2008 waren rund 115.000 bzw. 4 Prozent der Gemeindeglieder unentgeltlich im kirchlichen Rahmen tätig. Dieses sind mehr als die 87.000 haupt- und nebenamtlich Beschäftigten in der Evangelischen Kirche und ihren diakonischen Einrichtungen (2007). Von 100 ehrenamtlich Tätigen sind 71 Frauen. Zahlenmäßig starke Bereiche dieser Tätigkeit sind die Mitwirkung bei der Kirchenmusik (43.700) und bei der Gemeindebrief-Verteilung (30.000). Wichtige verantwortliche Tätigkeiten liegen in den Presbyterien, in denen 8.800 Personen mitarbeiten, im erweiterten Bereich der Gemeindeleitung sogar 21.200. In den verschiedenen Bereichen der Besuchsdienstarbeit engagieren sich 10.000 Personen sowie 9.900 in der Kinder- und Jugendarbeit, 9.000 in der Leitung von Erwachsenen-Gruppen, 3.200 als Prädikanten und Lektoren sowie 5.700 im Kindergottesdienst.