Pressemitteilung

„Persönliche Begegnungen beflügeln den Glauben“

Oberkirchenrat Eberl zur Studie „Wie finden Erwachsene zum Glauben?“

  • Nr. 198/2009
  • 1.12.2009
  • 4818 Zeichen


Achtung, Sperrfrist: Dienstag, 1. Dezember 2009, 9 Uhr!


„Mission is possible“ – dieses Fazit zieht Oberkirchenrat Klaus Eberl angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie Erwachsene zum Glauben finden. Vor allem Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, die beruflich aktiv sind, lassen sich sehr wohl neu für den Glauben begeistern. „Das ist eine sehr überraschende und sehr schöne Erkenntnis“, so der Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung Bildung im Landeskirchenamt der zweitgrößten deutschen evangelischen Landeskirche am Montagabend vor Journalistinnen und Journalisten in Düsseldorf. Schließlich habe die Kirche damit nun Anregungen an der Hand, wie sie Menschen auf ihrem Glaubensweg fördern kann. Zentral ist folgende Erkenntnis, so Eberl (53): „Den Glauben beflügeln persönliche Begegnungen.“


„Wie finden Erwachsene zum Glauben?“ So lautet die Titelfrage der Studie, auf die sich Klaus Eberl bezieht. Eberl stellte die Ergebnisse beim Jahrespresseabend der rheinischen Kirche in Vertretung der für diesen Bereich zuständigen Vizepräses Petra Bosse-Huber vor, die krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Die Untersuchung kommt vom Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Den Ergebnissen liegt eine Befragung von mehreren hundert Menschen zugrunde, die in jüngster Zeit eine Veränderung hin zum Glauben erlebt haben. Um es genau zu benennen: Die Forscher beziehen sich auf 462 ausgewertete Fragebögen. Unter den Befragten sind zu einem großen Teil Frauen und Männer aus der Evangelischen Kirche im Rheinland. Rund 35 Prozent kommen aus dem Rheinland.


Nicht die Lebenskrisen bringen Menschen zum Glauben


Dies sind die wichtigsten Ergebnisse: Glaubensfindung von Erwachsenen ist ein „Phänomen der Mitte“, wie die Forscher um Professor Dr. Michael Herbst herausgefunden und formuliert haben. Gemeint ist: Die fraglichen Erwachsenen stehen in der Mitte des Lebens und sie gehören zur bürgerlichen Mitte. Und kirchlich gesprochen: Diese Glaubensaufbrüche geschehen in der Mitte der Volkskirche.


Die besagten Menschen in der Mitte erlebten ihre Glaubensfindung zum ganz überwiegenden Teil als Entdeckung oder Vergewisserung. Nur eine Minderheit beschreibt eine graduelle oder plötzliche Änderung. Durchschnittlich dauere die Entwicklung rund sechs Jahre, berichten die Forscher. Sie fanden auch heraus, dass die meisten Befragten selten oder nie mit den Eltern den Gottesdienst besuchten, beteten oder über Glauben sprachen. Sprich: Selbst wenn religiöse Sozialisierung ausfiel, abbrach oder scheiterte, gibt es eine zweite Chance.


Lehrt (nur) Not beten? Bemerkenswert ist aus Sicht des Pfarrers Eberl eine weitere Forschungserkenntnis: Anders als landläufig gedacht, sind es nicht primär Lebenskrisen, die Menschen zum Glauben bringen. Nur 40 Prozent der Befragten hätten einschneidende Erlebnisse als bedeutend für ihren Glaubensweg eingestuft, heißt es aus Greifswald.


Pfarrerinnen und Pfarrer sind wichtig auf dem Weg zum Glauben


Genau so wie gedacht: Wie bereits als These für die wissenschaftliche Untersuchung unterstellt, zeigt nun die Befragung, dass hilfreiche Menschen wichtig auf dem Glaubensweg sind. Höchste Werte erhalten dabei die Pfarrerinnen und Pfarrern. Ebenfalls hohe Werte erhalten Freundinnen, Freunde, Bekannte, ferner dann Ehrenamtliche und Familienmitglieder. Zu den weiteren Ergebnissen gehört: Erwachsene fanden zum Glauben durch starke Gebetserfahrungen. „Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Aktion ,Beten09’, die wir ja gerade mit einem Doppelpunkt in eine Form der Fortführung aufs Gleis gesetzt haben“, so Eberl in seinem Statement.


Sein Gesamtfazit: „Wir werden die Ergebnisse der Studie weiter aufarbeiten“, kündigt der Oberkirchenrat an. Insbesondere müsse die Kirche zusehen, ihren Kontakt zu den 40- bis 60-Jährigen zu intensivieren. Auch die zentrale Bedeutung von persönlichen Begegnungen mit Pfarrerinnen und Pfarrer gelte es im Blick zu halten. Die rheinische Kirche hatte das Forschungsvorhaben von Beginn an unterstützt, wie Oberkirchenrat Jürgen Dembek, seinerzeit für diesen Bereich zuständig, vor Beginn der Untersuchung erläuterte. Es sei für die Kirche wichtig zu wissen, wie Menschen zum Glauben finden. „Wenn wir die Wege kennen, können wir uns in der Gemeindearbeit, in Verkündigung und Seelsorge darauf einstellen.“


Hinweis: Das ekir.de-Audio-Interview dazu mit Oberkirchenrat Jürgen Dembek finden Sie im Internet: http://www.ekir.de/ekir/33776_51014.php