Pressemitteilung

Mit dem Erbe Bonhoeffers zu einem neuen Verhältnis von Christen und Juden

Symposion zum 100. Geburtstag: Präses würdigt Eberhard Bethge

  • Nr. 135/2009
  • 31.8.2009
  • 2677 Zeichen

Präses Nikolaus Schneider hat den Bonhoeffer-Freund und -Biographen Eberhard Bethge gewürdigt: „Das war er mit ganzem Herzen: ein Pastor, dem es um die Kirche Jesu Christi und um andere Menschen ging“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland heute Nachmittag bei einem Symposion anlässlich des 100. Geburtstags Bethges in Düsseldorf. Dessen Biographie Dietrich Bonhoeffers ist ein Standardwerk über den evangelischen Pfarrer und Widerständler gegen die Nazis geworden. „Die Freundschaft zwischen Bonhoeffer und Bethge, die im Predigerseminar Finkenwalde entstanden war, endete nicht selbst gewählt, sondern gezwungenermaßen“, so Präses Schneider: „Bonhoeffers Weg des Widerstands gegen das NS-Regimes führte ihn 1945 in den gewaltsamen Tod. Bethge ging seinen Weg nach dem schrecklichen Krieg weiter. Freilich nicht alleine, sondern stets mit dem Erbe Bonhoeffers im Gepäck – ein Erbe, das ihn nachhaltig prägte und als dessen Sachwalter er sich verstand.“

„Es war ein guter Riecher des damaligen rheinischen Präses Beckmann, Eberhard Bethge ins Rheinland zu locken – auf die Stelle des Direktors des Pastoralkollegs in Rengsdorf“, meinte Schneider: „Mit dieser Entscheidung kam auch ein Stück des Geistes von Finkenwalde in unsere Landeskirche. Und nicht nur das. Mit Bethge wurde auch sein ,Ziehvater’ Dietrich Bonhoeffer für die rheinische Kirche eine wichtige Bezugsgröße. Dabei sei es Bethge immer darum gegangen, die Theologie seines Freundes lebendig in die Gegenwart zu übertragen.

Geprägt durch Bonhoeffer habe Bethge, der im Jahr 2000 verstarb, sein Bedürfnis nach Wahrheit sein Leben lang auf die ihn bedrängende Frage vom Verhältnis von Christen und Juden zugespitzt. Im Blick darauf ließ Präses Schneider Bethge in einem Zitat selbst zu Wort kommen: „Im Studium hatten wir nicht gelernt, dass Jesus ein Jude ist und was das bedeuten mochte. Nun aber hatten wir mit Menschen zu tun, die in vielerlei Formen der Schoa (Auschwitz) gegenüber gestanden hatten. Wie konnte noch weiter theologisiert, bekannt, verkündigt, unterrichtet werden, wenn die Fragen nicht gestellt wurden, die das NS-Ereignis in Deutschland erzeugt hatte, und wenn darauf hin nicht erste Antworten gewagt wurden.“ Dies, so Nikolaus Schneider, habe den Weggefährten Bonhoeffers umgetrieben „und ließ ihn zum Mitinitiator des wegweisenden Beschlusses werden, den die Evangelische Kirche im Rheinland 1980 ,Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden’ gefasst hat.“

Mehr zum Symposion im Internet: www.ekir.de