Staatliche Gesetze akzeptieren, ihnen aber nicht blind gehorchen, ist das für Christenmenschen angemessene Verhalten im öffentlichen Leben – auch und gerade in einem demokratischen Rechtsstaat. Es wird durch den Glauben qualifiziert, der aus der „Gottesfurcht“ folgt, sagt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Der Repräsentant der rheinischen Kirche predigt am Samstag, 30.Mai 2009, um 18 Uhr in der Evangelischen Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken.
Anlass dieses Gottesdienstes, der vom Saarländischen Rundfunk aufgezeichnet und am 7. Juni (SR2, 10 Uhr) gesendet wird, ist der 75. Jahrestag der Theologischen Erklärung von Barmen, der wichtigsten Lehraussage der Bekennenden Kirche gegen das Nazi-Regime. Vom 29. bis 31. Mai 1934 trafen sich in der Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen Pfarrer und Laien aus 18 Landeskirchen und begründeten in sechs langen Thesen, warum zum Beispiel der Übernahme des „Führerprinzips“ in der Kirche oder der Verwandlung Jesu in eine „arische“ Heldenfigur widerstanden werden musste – und bis heute muss. Kompromisslos beginnt daher jede der Thesen mit dem Satz: „Wir verwerfen die falsche Lehre…“. Die fünfte These befasst sich ausdrücklich mit dem Verhältnis von Kirche und Staat und weist den Allmachtsanspruch des Staates zurück. Das Motiv dazu wird aus dem biblischen Leitspruch „Fürchtet Gott, ehrt den König“ (Petrusbrief) abgeleitet, das Präses Nikolaus Schneider in seiner Predigt entfaltet.
Auf das Barmer Dokument als einer grundlegenden evangelischen Bekenntnisschrift werden alle Frauen und Männer verpflichtet, die in der rheinischen Kirche zum Predigtdienst und zur Sakramentsverwaltung ordiniert werden. Die theologische Streitschrift hat nach dem Krieg dazu beigetragen, die Kirche als eine moralische Kraft nach der alle humanen Werte zersetzenden NS-Diktatur anzuerkennen.
Texte der Anpassung und Texte des Widerstands
Die „Radiokirche“ in St. Arnual ist Auftaktveranstaltung des Programms, das die Evangelische Stiftskirche St. Arnual zur Nacht der Kirchen am Pfingstsonntag,
31. Mai, 20 Uhr, beiträgt. Dann wird die Barmer Bekenntnissynode unter dem Titel „Haken am Kreuz – Texte der Anpassung und Texte des Widerstands“ in den größeren historischen Zusammenhang der Kirche im „Dritten Reich“ gestellt. Im Gottesdienst am Samstagabend mit dem rheinischen Präses liest der Saarbrücker Schauspieler am Staatstheater, Hans-Georg Körbel, Abschnitte aus den Thesen von „Barmen“. Die Orgel spielt Jörg Abbing und wird dabei auf der Klarinette begleitet von Angelika Maas, die ebenfalls beim Staatstheater Saarbrücken musiziert.
Hinweis an die Redaktionen: Das Predigtmanuskript von Präses Nikolaus Schneider stellen wir Ihnen gerne für Ihre Berichterstattung zur Verfügung. Bitte beachten Sie die angegebene Sperrfrist und den Wortlaufvorbehalt!
Weitere Auskünfte zur Radiokirche gibt Hermann Preßler (Hörfunk- und Fernsehbeauftragter beim SR), Telefon 0681/65792.
