Pressemitteilung

Bedingungsloses Grundeinkommen hilft den Menschen wieder auf die Beine

Fachtagung zum Basic Income Grant:

  • Nr. 71/2009
  • 11.3.2009
  • 3976 Zeichen

Sperrfrist: 6.03.2009, 21 Uhr MEZ

Bei der Fachtagung zum Basic Income Grant, die heute im Theologischen Zentrum Wuppertal stattfand, haben Vertreter aus Kirche und Politik über das weltweit erste Pilotprojekt und die aktuelle politische Debatte zum Basic Income Grant in Namibia berichtet. Das Pilotprojekt ist maßgeblich von der Vereinten Evangelischen Mission, der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und von Brot für die Welt unterstützt. In Podiumsdiskussionen wurde darüber hinaus die Frage diskutiert, ob das Modell eines bedingungslosen Grundeinkommens Perspektiven für die Entwicklungszusammenarbeit geben und inwieweit es auch für Europa gelten kann.


Dazu Dr. Claudia Haarmann, Leiterin des Pilotprojektes in Namibia: „Ein bedingungsloses Grundeinkommen, ist kein statisches Wohlfahrtsprogramm, sondern weil es gerade Menschen auch dann unterstützt, wenn sie ökonomisch aktiv werden, können wir es mit einem Trampolin vergleichen: Es fängt die Menschen auf, bevor sie am Boden liegen. Und es hilft ihnen dabei, wieder nach oben zu kommen.“


Dr. Zephania Kameeta, Bischof der Ev. Lutherischen Kirche in der Republik Namibia und Sprecher der Basic Income Grant Koalition, ergänzt: „Die Speisung der Fünftausend hat Jesus nicht an Bedingungen geknüpft. Das Teilen des täglichen Brotes ist nicht und kann nicht an irgendwelche Bedingungen geknüpft sein. Gottes Hilfe und Liebe waren und sind bedingungslos. Durch ein derartiges bedingungsloses Grundeinkommen werden Menschen befreit, Verantwortung übernehmen zu können und Initiative ergreifen zu können.“


Seit Beginn des Pilotprojektes im Januar 2008 erhält jeder Einwohner im namibischen Otjivero monatlich 100 namibische Dollar, was umgerechnet lediglich acht Euro entspricht. Der Anteil der unterernährten Kinder ist seitdem von 42 auf 17 Prozent zurückgegangen. Dank der Grundversorgung haben Eltern nun das Geld, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Die Quote von 90 Prozent liegt dabei deutlich über dem Landesdurchschnitt.


Ebenso bietet die finanzielle Unterstützung den Menschen die Möglichkeit, sich im Falle einer Krankheit medizinisch versorgen zu lassen. In Otjivero hat sich dieser Wert seit Beginn des Projekts verfünffacht. Die Beschäftigungsquote ist seit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens von 36 auf 48 Prozent gestiegen, während die im Zusammenhang mit Armut stehende Kriminalitätsrate um 60 Prozent zurückgegangen ist.


Die Fachtagung zum Basic Income Grant wurde veranstaltet von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Vereinten Evangelischen Mission. Neben Bischof Dr. Zephania Kameeta und Dr. Claudia Haarmann sprach auch Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes, zu den etwa 150 Besuchern. Ebenso beteiligt waren unter anderem Prof. Dr. Peter Katjavivi, Leiter der Nationalen Planungskommission der Regierung Namibias, Thomas Albert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Mitglieder aus Europaparlament und Deutschem Bundestag.


Die Vereinte Evangelische Mission ist eine internationale Gemeinschaft von 34 Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland und den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Die Geschäftsstelle befindet sich in Wuppertal. Die VEM unterhält daneben regionale Büros in Afrika (Daressalam, Tansania), Asien (Medan, Indonesien) und Deutschland (Wuppertal). Von Anfang an hat die VEM ein ganzheitliches Missionsverständnis verfolgt und danach gestrebt, neben der Verkündigung des Evangeliums auch die schulischen, diakonischen und medizinischen Bedingungen der Menschen zu verbessern und für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzutreten.