Pressemitteilung

Erste Reaktionen auf die Osterbotschaft: Flucht, Entsetzen, Schweigen und Furcht

Präses Schneider predigt am Sonntag in der Johanneskirche

  • 10.4.2004

Die klare Absage der Osterbotschaft an militärische Macht und politische Taktiererei, aber auch die radikal neue Perspektive „in unsere privaten Kreuzes- und Todeserfahrungen“ steht im Mittelpunkt der Predigt von Präses Nikolaus Schneider am Ostersonntag, 11. April, in der Düsseldorfer Johanneskirche. Mit der Osterbotschaft „haben die Todesmächte und Gewalten dieser Welt nicht mehr das letzte Wort“, betont er und unterstreicht die Radikalität der „weltverändernden Botschaft“, dass Jesus von Nazareth, der Gekreuzigte, lebt. „Wer diesen Osterruf ernsthaft an sich heran lässt, dem brechen zunächst alle vertrauten, von Verstand und Gewohnheiten getragenen Lebenssicherheiten weg“, so Schneider mit Blick auf die Geschichte, wie sie der Evangelist Markus erzählt (16, 1 – 8).
Flucht, Entsetzen, Schweigen und Furcht – das war bei Markus die erste Reaktion auf die Osterbotschaft, nicht etwa „übergroße triumphale“ Freude. Die Frauen, die zum Grab kamen, um Jesus zu salben, flohen zunächst vor dem Grab und der Botschaft des Engels, Jesus sei auferstanden, „denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen, und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich sehr,“ so der Evangelist Markus. Das gilt auch für uns, so Präses Schneider: „Und dann kommt diese weltverändernde Botschaft. Diese Botschaft, die unser menschliches Denken, Fühlen und Planen so radikal in Frage stellt, dass zunächst nur Entsetzen unsere Herzen erfüllt.“
Seine Schlussfolgerung lautet: „Die Auferstehung Jesu von den Toten ist damals wie heute die radikale Infragestellung alles Gewohnten. Militärische Macht und politische Taktiererei haben nur einen Scheinsieg errungen“. Dabei hätten die Gewalt-menschen gezeigt, „dass sie hart und konsequent durchgreifen können. … Die politischen Taktierer in Israel hatten ihre Ränkekunst demonstriert und dafür gesorgt, dass die Römer die Brutalität ihres militärischen Apparates zur Anwendung brachten.“
Die Botschaft, dass der Gekreuzigte lebt, widerspreche damals wie heute dem Anspruch, dass Gewalt das effektivste Mittel sei, um Probleme zu lösen und Gerechtigkeit zu erzwingen, so Schneider. „Die Osterbotschaft setzt Jesu Predigt ins Recht: Dass etwa die Menschen mit dem sanften Mut das Erdreich besitzen werden. Diejenigen mit dem gewalttätigen und kriegerischen Mut werden unsere Erde zerstören!“, sagt der Präses.
Darüber hinaus vermittle die Botschaft aber auch eine Perspektive, „die durch Leiden und Sterben hindurch und über den Tod hinaus trägt.“ Leiden und Sterben müssten nicht verdrängt, bemäntelt oder weichgezeichnet werden. „Wir können uns den Kreuzen und den Kreuzeserfahrungen unserer Gegenwart leidend und mitleidend stellen“, betont Schneider. 
Er unterstreicht aber auch, dass die Radikalität der Osterbotschaft nicht so schnell zu begreifen ist. „Menschen reagieren nicht wie Glühbirnen, die auf Knopfdruck an – oder ausgehen. Es braucht Zeit, um sich klar zu machen und anzunehmen, was dieser Satz des Engels wirklich bedeutet: ‚Der Gekreuzigte lebt!‘.“ So konnten die Frauen, die am Grab der Radikalität der Osterbotschaft noch nicht gewachsen waren, später das erste Entsetzen, das Schweigen und die Furcht des frühen Ostermorgens überwinden. Und schließlich: „Der Auferstandene selbst begegnete ihnen, trat ihnen in den Weg, ließ sie nicht allein. Sie machten die Erfahrung: Jesus lebt, unsere Gegenwart und Zukunft haben durch ihn und mit ihm eine neue Qualität.“ Und auch uns schenke Gott die Kraft und den Mut, sich dieser neuen Lebensperspektive zu öffnen, so Präses Schneider.


Hinweis: Den Wortlaut der Predigt – mit Sperrfrist – finden Sie als Download-Dokument am Ende dieser Seite.