Pressemitteilung

Präses in indonesischem Gefängnis

Außerplanmäßiger Besuch bei inhaftierten Umweltaktivisten

  • 2.8.2004


Im Gefängnis von Balige auf Sumatra hat Präses Nikolaus Schneider fünf inhaftierte Männer, die wegen ihrer Proteste gegen die international höchst umstrittenen Zellstoff- und Papierfabrik „Toba Pulp Lestari“ (früher „Indorayon“) am Toba-See (Nord-Sumatra) verhaftet worden waren, besucht. Die Männer hatten die immensen Umweltschäden, die die Fabrik im tropischen Wald der Region seit 1984 anrichtet, in öffentlichen Demonstrationen angeprangert. Dafür waren sie verhaftet und wegen Anstiftung zum Aufruhr zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Gemeinsam mit anderen kirchlichen Partnern hatte die Evangelische Kirche im Rheinland Geld für die Verteidigung der seinerzeit 16 Angeklagten, zumeist Mitglieder der Partnerkirche HKBP, darunter auch Pfarrerinnen und Pfarrer, zur Verfügung gestellt.


„Manche sehen sie als Verbrecher“, sagte Schneider in dem 15-minütigen Gespräch mit fünf der sechs noch Inhaftierten, das die Gefängnisleitung auf Bitten der Kirchen außerplanmäßig erlaubt hatte, „wir sehen sie als mutige Menschen, die es nicht hinnehmen, dass ihnen eine Fabrik schonungslos die Wälder rodet und ihnen so den Lebensraum nimmt“. Der sechste Mann wird derzeit in einem Krankenhaus behandelt. Ein schwer kranker Pfarrer und eine Pfarrerin, so erfuhr die Delegation, sind bereits entlassen worden. Die anderen sollen im September freikommen.


Mit dem Besuch im Gefängnis wollte die rheinische Kirchendelegation, die derzeit auf Besuch bei den indonesischen Partnerkirchen ist, auch im geistlichen Sinn ein Zeichen der Solidarität setzten. „Sie sind nicht allein. Viele Menschen in Deutschland denken an sie“, sagte der Präses den Gefangenen, „aber noch wichtiger ist, dass sie auch durch unseren Besuch spüren sollen, dass Gott sie nicht vergessen hat“.


„Die indonesische Papierfabrik, die unter anderem auf der Insel Somasir im Toba-See den gesamten Baumbestand gerodet und damit den Wasserspeicher der mehr als 129.000 Bewohner zerstört hat, ist inzwischen weltweit ein Symbol für verantwortungslose Gewinnmaximierung auf Kosten von Menschen und Umwelt“, erläuterte Oberkirchenrat Wilfried Neusel (Leiter der rheinischen Ökumeneabteilung), der den Präses begleitete, bei dem Gespräch im Gefängnis.


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