Pressemitteilung

Allen und allem anpassen, aber dem Evangelium treu bleiben!

Präses predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

  • Nr. 69/2008
  • 30.5.2008
  • 2584 Zeichen

Achtung, Sperrfrist: Sonntag, 1. Juni 2008, 10 Uhr! Es gilt das gesprochene Wort.

Wer Menschen für Jesus Christus und seine frohe Botschaft begeistern will, muss ihnen so begegnen, wie sie sind. Das unterstrich Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, am Sonntag Morgen (1. Juni) in seiner Predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche: „Wenn wir Menschen für Christus gewinnen wollen, müssen wir das Vorverständnis dieser Menschen kennen. Und wir müssen bereit sein, unser eigenes Vorverständnis in Frage zu stellen. Wir müssen unterscheiden lernen, was zum unaufgebbaren Kern unseres Glaubens gehört und was uns lieb gewordene aber doch zweitrangige Riten und Traditionen unseres Glaubens sind. Nur dann können auch wir – wie Paulus – ,allen alles’ werden, ohne unsere Bindung an das Gesetz Christi aufs Spiel zu setzen“, sagte der 60-jährige Theologe in seiner Auslegung eines Abschnitts aus dem 1. Korinther-Brief. Darin hatte der Apostel Paulus zu Zeiten der ersten christlichen Gemeinden Grundlinien des missionarischen Redens von Gott beschrieben.

„Weil wir als Schwestern und Brüder Jesu Christi allen Menschen gegenüber frei sind, verkündigen wir das Evangelium frei von Menschenfurcht und Herrschaftsansprüchen“, so Schneider. Diese Freiheit in der Bindung an das Evangelium, an Gottes gute Botschaft, sorge dafür, dass das christliche Profil nicht verloren gehe und sei wesentliche Voraussetzung für Verkündigung, die zu Buße und Umkehr einlade.

Präses Schneider weiter wörtlich: „Menschen in ihrem jeweiligen Vorverständnis abzuholen, Berührungsängste zu überwinden, Menschen ohne Vorbedingungen und ihnen ohne von ihnen zu erbringende Vorleistungen zu begegnen – dabei aber nicht unsere eigene Bindung an Gott zu verleugnen und zu verlieren: Das können wir von Jesus lernen! Lesen wir die Geschichten der Evangelien. Lesen wir, wie Jesus mit Zöllnern und Huren Tischgemeinschaft hat, wie er mit Pharisäern und Schriftgelehrten diskutiert, wie er Kranke und Aussätzige berührt und heilt, und wie er in allen diesen Begegnungen die Menschen zu Umkehr und Neuanfang bewegt und darin Gottes Gegenwart und Menschenliebe bezeugt. Im Blick auf das lebendige Gotteswort Jesus Christus erschließt sich uns die ,höhere Wahrheit’ des zweiten paradoxen Satzes unseres Predigttextes: ,Ich passe mich allen und allem an – aber ich bin und bleibe dem Evangelium treu!’“.