Pressemitteilung

„Liebe ist die Quelle, die verwüstete Seelenlandschaften zu tränken vermag“

Vizepräses predigt bei Tagung des Erziehungsverbandes zu Gewalt

  • Nr. 87/2013
  • 23.5.2013
  • 3975 Zeichen

Die Liebe ist die Quelle, aus der Mitarbeitende zum Beispiel in der Erziehungshilfe Kraft schöpfen können, wenn sie tagtäglich versuchen, mit Kindern und Jugendlichen, die schon eine dramatische Lebensgeschichte hinter sich haben, einen eigenständigen Weg in das Leben zu finden. Das hat Vizepräses Petra Bosse-Huber am Abend (vgl. Sperrfrist!) in einem Gottesdienst für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bundesfachtagung des Evangelischen Erziehungsverbandes in Bad Honnef unterstrichen. Das Thema der Bundesfachtagung ist „Gewalt“. „Die Quelle, die selbst verkarstete und verwüstete Seelenlandschaften zu tränken und an unverhofften Orten zum Leben zu erwecken vermag, ist die Liebe. Die Liebe in ihrer manchmal schwierigen aber dafür umso vitaleren Dreifaltigkeit von Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe“, sagte die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland in ihrer Predigt über einen Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu, der am Ende des Johannesevangeliums zu finden ist: „Liebe als die Lebenskraft für Menschen. Liebe zu Gott, Liebe zum anderen und Liebe zu mir selbst.“

„Sie, liebe Gemeinde, könnten diese Kraft, die schon die ersten Christinnen und Christen in Bewegung setzte, viel besser als ich in die professionellen Begriffe Ihres tagtäglichen diakonischen Handelns übersetzen: Vielleicht würden Sie statt des alten Begriffs der Liebe Worte wie Respekt, Achtsamkeit, Wertschätzung und Gewaltfreiheit wählen oder von Deeskalation, Coolnesstraining und Krisenkommunikation sprechen. Oder bei der Selbstliebe auch von der Notwendigkeit, gerade im diakonischen Bereich dafür zu sorgen, nicht an Leib und Seele verbraucht und leer zurück zu bleiben, sondern Burnoutprophylaxe zu treiben“, sagte die Theologin in der Erlöserkirche in Bad Honnef. Dennoch gäben diese aktuellen Worte die gleiche Lebenskraft wider, wie Jesus sie in seinen Abschiedsreden beschreibt.

Gott kommt auch als Geist der Wahrheit

Gott komme nicht nur als liebevoller Tröster, sondern „auch als Geist der Wahrheit vorbei. Der Evangelist Johannes schreibe über ihn: Es ist der „Geist, der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht“, so Petra Bosse-Huber. „Ich bin mir nicht sicher, dass in Kirche und Diakonie dem Geist der Wahrheit tatsächlich so viel Dynamik zugetraut wird, wie ihm zuzutrauen wäre. Oder dass die Welt um uns herum diesen Wahrheitsgeist tatsächlich konsequent verweigert. Ich höre diese Worte aber als Mut machende Ansage, nicht nachzulassen in den vielfältigen Anstrengungen, gerade in der Erziehungshilfe von einer partiellen Kultur des Wegschauens immer selbstbewusster zu einer umfassenden Kultur der Aufmerksamkeit und des sicheren Ortes für Kinder und Jugendliche zu kommen.“ Die alten Bibelworte stifteten an, dem Geist der Wahrheit zu trauen und die schmerzlichen Anstrengungen nicht zu fürchten, die auch in kirchlichen Einrichtungen und bei diakonischen Trägern dazu gehören, um sich den dunklen Seiten der Vergangenheit zu stellen.

„Wenn wir wollen, dass unsere Institutionen nicht nur der Jugendhilfe, sondern jeglicher sozialer Arbeit Asyle und Orte der Zuflucht bleiben und es immer mehr werden, dann werden wir ohne irgendeine Beschönigung nach Missbrauch und Gewalt fragen müssen. ,Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten’, sagt Jesus. Das Gebot, nicht zu lügen, sondern sich der Wahrheit zu verpflichten, schafft Raum, damit der Geist der Wahrheit uns bis hinein in die eigene Fachlichkeit sensibel und wachsam hält. Dieser Geist macht das Licht an, wo vorher Grauzonen waren. Dieser Weg der Wahrheit und der Liebe ist nicht nur anstrengend, sondern auch hoch verheißungsvoll“, machte Vizepräses Bosse-Huber deutlich.