Pressemitteilung

Gemeinsam im Zeugnis und Dienst für die Menschen und die Welt

Rheinische Kirche und Bistum Trier wollen künftige Zusammenarbeit intensiver ausloten

  • Nr. Pressemitteilung  Nr. 163/2016
  • 16.11.2016
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Trier. Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Trier wollen sich in den Zukunftsfragen ihrer Kirchen künftig enger abstimmen. Es gebe viele Schnittmengen und Themen, die beide Kirchen gemeinsam betreffen, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am heutigen Buß- und Bettag bei einem Treffen beider Kirchenleitungen in Trier. “Wir sind miteinander stark gefordert, unseren Auftrag wahrzunehmen im Zeugnis und Dienst für die Menschen und die Welt”, unterstrich er. Bischof Dr. Stephan Ackermann regte an, gemeinsam auf anstehende Fragestellungen zu schauen und so “einander blinde Flecken wegzunehmen”.

Das Treffen von Mitgliedern der rheinischen Kirchenleitung und der Leitung des Bistums Trier war Teil des gemeinsam gestalteten Buß- und Bettags. Die Kirchenvertreter tauschten sich über die Reformprozesse in ihren Kirchen aus. Beispielhaft steht im Bistum Trier als Folge der Synode die Schaffung von weiten pastoralen Räumen an, während die rheinische Kirche die Erprobung neuer Gemeindeformen erwägt. Die Vertreter beider Kirchenleitungen verabredeten, die mögliche Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen anzuschauen: Vorgeschlagen wurde zum Beispiel, eine Zusammenarbeit bei verwaltungsbezogenen Projekten oder im institutionellen Bereich auszuloten.

Am Abend feierten die rheinische Kirche und das Bistum im Trierer Dom einen ökumenischen Gottesdienst. Vor dem Hintergrund des 500-jährigen Reformationsgedenkens 2017 stand der Gottesdienst, den Bistum und Landeskirche seit 1961 miteinander feiern, in diesem Jahr unter dem Leitwort „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“. Vertreter beider Konfessionen baten darin um Vergebung für die Verletzungen, die man sich in den vergangenen Jahrhunderten gegenseitig zugefügt habe.

Bischof Ackermann erinnerte daran, dass in diesen Tagen in der katholischen Kirche das Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu Ende gehe, das Papst Franziskus ausgerufen hatte, während in den evangelischen Kirchen das Jubiläumsjahr seinen Anfang nehme: „Beides berührt die wesentliche Botschaft, die Martin Luther umgetrieben hat: Wir leben von Gottes Barmherzigkeit, von seiner Gnade. Wir können und brauchen sie uns nicht zu verdienen. Aber sie setzt in uns die Kräfte frei, die uns zu einem neuen Leben nach Jesu Wort befähigen.“ In der Vergangenheit hätten die Jahrhundertfeiern die Gräben zwischen den Konfessionen vertieft. 2017 solle das anders sein. „Wir wollen nach den gemeinsamen Wurzeln, den wechselseitigen Herausforderungen und den verbindenden Zukunftsaufgaben fragen.“

Präses Manfred Rekowski rief die christlichen Konfessionen zur Versöhnung auf. Dies beginne damit, sich nicht immer neu die Fehler der Vergangenheit und Gegenwart gegenseitig vorzuhalten. „Die defizitorientierte Wahrnehmung der jeweiligen Schwesterkirche ist ein Holzweg, der in einer Sackgasse endet“, unterstrich Rekowski in seiner Predigt. Es gelte stattdessen, auf das zu schauen, was aus der jeweils anderen Tradition bereichernd sein könne. Im gemeinsamen Bekenntnis zu Christus sei Versöhnung möglich. „Lasst uns nicht auf die Jahrhunderte währende Geschichte der getrennten Wege starren, sondern die Grenzüberschreitungen, die Christus möglich macht, ins Auge fassen“, sagte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Aus Sicht des rheinischen Präses sind es auch die gemeinsamen Aufgaben in der Welt, die die Kirchen wieder zusammenführen können. Gerade in Fragen der gerechten Teilhabe, einer gerechten Wirtschaftsordnung und einer auseinanderdriftenden Gesellschaft seien sie massiv herausgefordert. „Diese Perspektive, dieser gelebte Glaube, wird uns auch in unserem ökumenischen Miteinander weiter bringen als manches Lehrgespräch“, sagte Rekowski. Ohne Wagnis könne Versöhnung allerdings nicht gelingen. Auf dem Weg zur Einheit in versöhnter Verschiedenheit, so machte Rekowski deutlich, könne „eine Vorleistung und einseitige Abrüstung eine Option sein“.

In dem Gottesdienst bekundeten Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde Trier und des katholischen Dekanats Trier ihre Bereitschaft, die ökumenische Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit zu fördern und zu intensivieren und weitere Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen zu gehen. Ein Ort dafür solle der neu gegründete Arbeitskreis Ökumene auf Stadtebene in Trier sein.