Pressemitteilung

Es gibt auch unerwartete Ökumene in der Hilfsbereitschaft

Ökumenedezernent besuchte Sri Lanka nach der Flutkatastrophe

  • Nr. 14 / 2005
  • 10.1.2005
  • 2912 Zeichen

Um sich ein Bild von der Lage und der Situation der Partnerkirchen zu machen, war Oberkirchenrat Winfried Neusel, Kirchenleitungsmitglied und Ökumenedezernet der rheinischen Kirche und Vizemoderator der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) am Dienstag letzter Woche nach Sri Lanka gereist. Gestern nachmittag kehrte er zurück, heute berichtete er von der Landessynode von seinen Eindrücken und brachte sie auf den Punkt: „Es gibt noch eine Steigerung des Schrecklichen.“


Im Pressegespräch schilderte er auch anhand von Fotos die Lage vor Ort: unvorstellbare Zerstörung, Tod und Vernichtung, traumatisierte Überlebende. Für sie, die Überlebenden, sei die Seelsorge noch zu leisten. „Jetzt denken sie nur daran, wie sie überleben, aber viele fragen sich schon: ‚Warum habe ich es geschafft, meine Angehörigen nicht?‘ Sie haben Schuldgefühle und kein Zukunftsvertrauen.“


Neusel lobte die Eigeninitiative der Menschen, die Nachbarschaftshilfe und die Hilfsmaßnahmen in den örtlichen Kirchengemeinden. Da man die Betroffenen persönlich kannte, sei „auf Treu und Glauben“ sehr schnell und unbürokratisch geholfen worden – schneller als über die organisierte staatliche Unterstützung.


Die Bilder zeigen: Die Kirchen, die nicht zerstört wurden, dienen als Lagerstätten für Hilfsgüter, als Notunterkünfte für Obdachlose. Neusel hob hervor, wie auch über Religionsgrenzen hinweg geholfen wurde. Den Christen, die im mehrheitlich muslimisch-buddhistischen Sri Lanka nicht konfliktlos leben, wurde vielerorts gerade von dieser Seite Hilfe zuteil. Er appellierte an alle, die den Menschen weiterhin Unterstützung zukommen lassen möchten, langfristige und dauerhafte Wege zu wählen. Eine „Tsunamiwelle der Hilfsbereitschaft, die die Leute überrollt,“ schade nur.


Dieser Empfehlung schloss sich auch Peter Demberger an, Pfarrer und Asienreferent der VEM, der die von der Flutwelle zerstörte Insel Nias südlich Sumatras besucht hat. Er warnte vor Partnerschaften „mit Onkel-Mentalitäten“, die nur auf Geld- und Katastrophenbasis geschlossen werden. „Wir müssen nicht nur in den Katastrophengebieten Partnerschaften aufbauen, sondern weltweit, auch in andere Länder, und es muss kommunikav sein, und das heißt, dass wir ernsthaft etwas voneinander lernen wollen“, sagte er.


Die rheinische und die westfälische Landeskirche spendeten spontan je 80.000 Euro für die Flutopferhilfe. Insgesamt sind bei der VEM jedoch ca. 500.000 Euro eingegangen. Weitere Spenden sind willkommen. Sie werden dank der bestehenden Kontakte zu den VEM-Mitgliedskirchen in den Katastrophengebieten rasch und gezielt in langfristigen Programmen zum Wiederaufbau angelegt.


Spendenkonto der VEM
KD-Bank
BLZ 350 601 90
Kontonr. 10 10 972 015
Stichwort „Flutopfer“