Pressemitteilung

Barmen in Wittenberg und 95 Gottesdienste an außergewöhnlichen Orten

Rheinische Kirche plant Reformationsjubiläum 2017: „Vergnügt, erlöst, befreit!“

  • Nr. 117/2015 
  • 16.6.2015
  • 5007 Zeichen

Wenn die Evangelischen im Jahr 2017 auf 500 Jahre Reformation zurückblicken, dann feiert die Evangelische Kirche im Rheinland das Jubiläum unter einem eigenen Motto: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit!“ Der Satz stamme zwar nicht von einem Reformator, sagte Präses Manfred Rekowski augenzwinkernd am Vormittag vor Journalistinnen und Journalisten in Düsseldorf, aber sein Autor, der niederrheinische Kabarettist Hanns Dieter Hüsch gelte vielen im Rheinland ja fast als Kirchenvater. Der Satz stammt aus einem Psalm, den Hüsch gedichtet hat. Und als rheinisches Motto trägt er noch den Untertitel: „Reformation. Im Rheinland. Seit 1517.“

Neben vielen Aktionen, die bereits in den Gemeinden und Kirchenkreisen der rheinischen Kirche geplant werden, stehen auf landeskirchlicher Ebene drei Projekte für das Jahr 2017 im Mittelpunkt, erklärte Projektleiter Martin Engels: Wenn unter dem Titel „Tore der Freiheit“ vom 20. Mai bis zum 10. September 2017 die Weltausstellung Reformation in Wittenberg stattfindet, dann beteiligen sich die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche mit einer inszenatorischen und interaktiven Wanderausstellung zur Barmer Theologischen Erklärung unter dem Titel „Gelebte Reformation – Barmer Theologische Erklärung“ daran. „Angelehnt an das erfolgreiche Konzept der Dauerausstellung am authentischen Ort der Gemarker Kirche in Barmen, werden die Besucherinnen und Besucher in einen Teil der bewegten Geschichte des deutschen Protestantismus hineingenommen und zu Fragen angeregt, die die heutige Gestalt evangelischer Kirche betreffen“, erläuterte Engels.

„Mitten in der Welt stellen sich Menschen unter Gottes Wort“

Mit der Reformation sei die biblische Botschaft in den Alltag der Menschen gekommen, so Engels bei der Vorstellung der Planungen: „Luthers Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache und nicht zuletzt die Verbreitung von Katechismen haben aus gottesfürchtigen Menschen mündige Christinnen und Christen gemacht. Ihr Glaube vollzieht sich im Alltag ihres Lebens. Geistliches Leben, das in gewisser Weise zuvor den Priestern und Ordensleuten vorbehalten war, erhält Eingang in den Alltag der Gemeindeglieder.“ Die rheinische Kirche nehme diese Bewegung zum Anlass, das Projekt „95 Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten“ zu starten. Dabei werden vom 31. Oktober 2016 bis zum 31. Oktober 2017 an mindesten 95 Alltagsorten Gottesdienste gefeiert. „Mitten in der Welt stellen sich Menschen unter Gottes Wort und feiern außerhalb der Kirchenmauern Gottesdienst. Verkündigung, Musik und der gewählte Ort korrespondieren miteinander und ermöglichen so neue Zugänge“, so der Projektleiter.

Schließlich ist Wuppertal als Ort der Barmer Theologischen Erklärung die einzige Station im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland auf dem „Europäischen Stationenweg“ zum Jubiläum 500 Jahre Reformation, berichtete Martin Engels: „Mit dem Weg wollen die Evangelische Kirche in Deutschland und der Deutsche Evangelische Kirchentag 500 Jahre nach der Reformation Menschen in Europa miteinander verbinden. An den offiziellen Stationen laden Kirchengemeinden und Kommunen für jeweils 36 Stunden dazu ein, regionale Zeugnisse und Traditionen der Reformation neu zu entdecken. Mit überraschenden Inszenierungen soll Historie lebendig gemacht werden. Persönliche Geschichten bezeugen die aktuelle Bedeutung reformatorischer Gedanken.“ Der Reformations-Truck, der die Stationen abfährt, wird voraussichtlich Ende März 2017 in Wuppertal als einem der 67 Orte in Europa Station machen. Für das Programm, das dafür geplant wird, werden nach Engels Angaben Partner aus den Bereichen, Kultur, Wissenschaft und Ökumene eingebunden.

Hüsch greift reformatorische Grundbegriffe auf

Und schließlich entfaltete Präses Manfred Rekowski noch einmal Gedanken zum bei Hanns Dieter Hüsch entliehenen rheinischen Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“: „Vergnügt und vergnüglich zu leben ist möglich, weil der Mensch nach reformatorischem Verständnis erlöst und befreit worden ist. Hier greift Hüsch bekannte, geprägte reformatorische Grundbegriffe auf“, machte der Präses deutlich: Dabei werde die Freiheit des Christenmenschen „heilsam begrenzt dadurch, dass der Mensch stets ein Erlöster ist und bleibt – das Motto verbindet Freiheit und Verantwortung“. Und die Erlösung ziele „nicht auf Erniedrigung oder Abhängigkeit – weder von einem allmächtig-gnädigen Gott noch von einer gnadenverwaltenden Institution, sondern darauf, als von Gott Befreiter in großer Unabhängigkeit Leben und Welt mit gestalten zu können und dabei auf Augenhöhe mit allen anderen zu handeln“.