Pressemitteilung

Was die Kirche ausmacht: „Wir rechnen mit Gott“

Präses Rekowski wirbt für einen Perspektivwechsel

  • Nr. 170/2013
  • 2.12.2013
  • 2957 Zeichen

„Wir rechnen – bevor wir Zahlenwerke errechnen – mit Gott. Wir rechnen mit seinem Reden, mit seinem Kommen und Eingreifen.“ Präses Manfred Rekowski hat am Dienstagabend vor Journalistinnen und Journalisten bekräftigt, was Leben und Arbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland prägt, und hat dabei auf einen Vers aus dem 50. Psalm verwiesen: „Unser Gott kommt und schweigt nicht.“ In den ersten neun Monaten seiner Amtszeit habe er in zahlreichen Begegnungen sehr viel von dieser Haltung und Einstellung, von diesem Glauben, in der rheinischen Kirche wahrgenommen.

Präses Rekowski verwies auf viele gute Erfahrungen, die er gemacht hat und immer wieder macht – jüngst im Gottesdienst am vergangenen Sonntag: „Alle Generationen vertreten, unterschiedliche Milieus versammelt. In Wort und Musik, im Gebet und in der Stille wurde der Zuspruch und der Anspruch des Evangeliums hörbar und erfahrbar. Dieser sehr seelsorgliche Gottesdienst bringt Menschen zusammen: Ein 80-Jähriger erzählt seinem Nachbarn, dass er seit drei Jahren seine an Demenz erkrankte Frau pflegt, die immer mehr verstummt.“ Er denke an Begegnungen in der Schule für Circuskinder oder mit Menschen in diakonischen Einrichtungen in Neukirchen-Vluyn oder Bad Kreuznach. „In diesen exemplarisch beschriebenen Erfahrungen spiegelt sich der Zustand unserer Kirche deutlicher wider als in dem, was wir derzeit auch noch zu erledigen haben – Stichwort Haushaltskonsolidierung“, sagte Manfred Rekowski, der seit 3. März an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland steht.

Probleme zielgerichtet und zügig lösen

„In unserer Beteiligungskirche werden diese Entscheidungen öffentlich beraten und getroffen. Dies lässt den Eindruck entstehen, als sei unsere Kirche nur noch mit Finanz- und Strukturfragen beschäftigt“, stellte der rheinische Präses fest: „Der Kirchenleitung liegt vor allem daran, dass diese Fragen zielgerichtet und zügig beantwortet und entschieden werden, damit die notwendige Konzentration auf die inhaltliche Arbeit – das Evangelium kommunizieren und Weltverantwortung wahrnehmen – erfolgen kann.“

Angesichts einer Relevanzkrise der Kirche sei ihm der Satz eines Berufsschulpfarrers wichtig geworden, der aufgrund seiner Erfahrungen mit multi-religiösen Lerngruppen sowie kirchendistanzierten Ex-Konfirmandinnen und -Konfirmanden formuliert habe: „Was die Kirche ist, entscheidet sich am Rand.“ Diese Haltung knüpfe deutlich an die Vorliebe Jesu für die Menschen an, die am Rande sind. Die verhelfe ihm auch zu einem Perspektivwechsel: „Die Mitte unserer Arbeit ist nicht immer da, wo wir – institutionell – präsent sind. Unsere Kirche muss immer wieder neu über sich selbst und ihre Grenzen hinauswachsen. Und sie tut dies in der Erwartung: ,Unser Gott kommt und schweigt nicht.’“