Pressemitteilung

Sorge um die Jugendarbeit, Sorge um die Chancen von Kindern und Jugendlichen

Rheinische Landessynode beschäftigt sich mit dem Jugendbericht 2010

  • Nr. 18/2010
  • 4.2.2010
  • 3909 Zeichen

„Evangelische Jugendarbeit ist nicht Betreuung, sondern Bildungsarbeit, die nur mit hoher Professionalität geleistet werden kann“, erklärte Landesjugendpfarrerin Simone Mechels bei der Vorstellung des Jugendberichtes 2010. Allerdings befürchtet sie einen weiteren Abbau von Stellen für hauptamtliche Jugendmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Mit dem Jugendbericht, in dem es sowohl um die gesellschaftlichen Chancen von Kindern und Jugendlichen wie um die Zukunft der kirchlichen Jugendarbeit geht, beschäftigt sich am morgigen Donnerstag die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland.

„Organisierte Kinder- und Jugendarbeit braucht ein stabiles Netzwerk von Hauptamtlichen“, sagt auch der Vorsitzende der Evangelischen Jugend im Rheinland, Thomas Weckbecker. Breche das Netzwerk der Hauptamtlichen weg, sinke das Engagement der Ehrenamtlichen. Sein größter Wunsch für die Zukunft sei, dass die Jugendarbeit in der momentanen Qualität erhalten oder sogar ausgebaut werde.

Den veränderten Lebensbedingungen von Kindern- und Jugendlichen wird im Bericht Rechnung getragen. „Der Blick in die Zukunft ist nicht rosig. Die Jugend von heute tritt ein schweres Erbe an“, erläuterte Mechels heute vor Journalistinnen und Journalisten. Grund ist unter anderem die Wirtschaftskrise. Die Landesjugendpfarrerin befürchtet eine weitere Zunahme von Armut. Aber nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart sei düster. Denn etwa 1,9 Millionen Kinder lebten in Familien mit Hartz IV. Die Schere zwischen Arm und Reich sei auch schon in der Lebenswelt der Jugendlichen geöffnet, so ihre Erfahrung.

Ganztagsschulen machen es der Jugendarbeit schwer

Weckbecker verweist in diesem Zusammenhang auch auf das veränderte Freizeitverhalten Jugendlicher. So fänden Angebote der evangelischen Jugendarbeit häufig am Nachmittag statt. Ganztagsschulen nähmen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zur Teilnahme. Dazu komme, dass unter den etwa 15.000 Ehrenamtlichen in der evangelischen Jugendarbeit im Rheinland ebenfalls viele Schülerinnen und Schüler seien, die ihr Ehrenamt somit nicht mehr ausüben könnten. Doch Weckbecker stellte auch Lösungsansätze vor. So berichtete er von Projekten der evangelischen Jugendarbeit in Kooperation mit Ganztagsschulen. Es gebe Gemeinden, in denen Jugendarbeit an einem Nachmittag in der Schule sei, „natürlich ohne Pflicht zur Teilnahme“.

Und auch wenn Jugendliche in Leitungsgremien immer noch selten sind, gibt es auch positive Entwicklungen: Tim Polick (17) ist einer von sechs Jugendlichen, die als Gast an der Tagung des obersten Leitungsgremiums der rheinischen Kirche teilnehmen. In seiner Gemeinde in Wuppertal-Cronenberg, so berichtete er, sind drei von zwölf Presbytern und Presbyterinnen jugendlich. Als Beispiel für die Veränderungen, die von den Jugendlichen auf die Gemeinde ausgehen, nannte der Schüler die Einstellung eines neuen Jugendleiters: „Die Presbyter haben uns Jugendliche bei der Vorstellung der Bewerber nach unserer Meinung gefragt – und sich erst dann entschieden.“

Das freut Dr. Stefan Drubel, der als Leitender Dezernent im Landeskirchenamt für den Arbeitsbereich „Außerschulische Bildung“ verantwortlich ist: „Wir dürfen nicht aufhören, Jugendliche mit ihrem Glauben in unsere Gemeinden einzuladen. Wir brauchen das junge Gesicht des Glaubens, damit wir lebendig bleiben als Kirche“, betonte er.

Zurzeit gibt es  450 Vollzeitstellen in der evangelischen Jugendarbeit, davon werden 300 durch die Kirchenkreise und Gemeinden finanziert. Die übrigen Stellen werden mit staatlicher bzw. kommunaler Unterstützung finanziert.