Pressemitteilung

Israel ehrt ersten rheinischen Präses als „Gerechten unter den Völkern“

Heinrich Held versteckte im Krieg Juden in Pfarrhaus und Kirche:

  • 16.9.2003


Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hat den ersten Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, D. Heinrich Held, posthum zum „Gerechten unter den Völkern“ erklärt. Mit diesem Titel ehrt Yad Vashem Menschen, die während des Holocaust unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten geschützt haben. Als Pfarrer in Essen-Rüttenscheid hatte Heinrich Held gemeinsam mit seinem Freund Pfarrer Johannes Böttcher jüdische Mitbürger in den Kellergewölben unter den Trümmern der Reformationskirche und im Pfarrhaus versteckt. Die Juden hatten noch im Spätherbst 1944 zur Vernichtung abtransportiert werden sollen.


„Die Auszeichnung für den Einsatz von Präses Held ist auch eine Ehre für die Evangelische Kirche im Rheinland. Wir sind dankbar, dass auch auf diese Weise der Mut von Christinnen und Christen in dunkler Zeit gewürdigt wird“, so der amtierende Präses Nikolaus Schneider. Held habe in eindrucksvoller Weise seinen Ordinationsspruch gelebt: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht“ (2. Timotheus 1,7). Mit der Ehrung für Held werde auch das Engagement von dessen Ehefrau Hildegard gewürdigt. Er hoffe, so der Präses, dass die Verantwortlichen der Holocaust-Gedenkstätte den Vorschlag aufgreifen, auch dessen Mitstreiter Pfarrer Johannes Böttcher zum „Gerechten unter den Völkern“ zu erklären und auf der Erinnerungswand in Jerusalem zu nennen.


Zum HIntergrund:


Heinrich Held (25.9.1897 – 19.9.1957) amtierte vom 5. Januar 1949 bis zu seinem Tod am
19. September 1957 als erster Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Zuvor war er ab Mai 1945 Bevollmächtigter der vorläufigen Leitung der Evangelischen Kirche der Rheinprovinz (der Vorgängerin der rheinischen Kirche). Nach mehreren Jahren als Hilfsprediger in Brühl-Wesseling übernahm der gebürtige Saarbrücker am 6. Juli 1930 die Pfarrstelle in Essen-Rüttenscheid. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 war Held der erste evangelische Pfarrer, der verhaftet wurde: Er hatte im Juli 1933 beim Innenminister telegrafisch im Namen einiger Essener Pfarrer gegen die rechtswidrige Einsetzung staatlicher Kommissare mit Leitungsbefugnis in der evangelischen Kirche protestiert. Weil er gegen den damaligen regimetreuen Reichsbischof Müller opponierte, sollte Held aus dem Dienst entfernt werden. Seine Gemeinde konnte dies verhindern, allerdings wurde der spätere Ehrendoktor der Universität Bonn mehrfach verhaftet. Held engagierte sich in der Bekennenden Kirche und nahm im Mai 1934 an der ersten gesamtdeutschen Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen teil, auf der die Barmer Theologische Erklärung als Zeichen des theologischen Widerstandes in der evangelischen Kirche verabschiedet wurde.