Pressemitteilung

Das kirchliche Leben in den rheinischen Gemeinden im Jahr 2010

Auswertung der Statistik des vergangenen Jahres liegt jetzt vor

  • Nr. 141/2011
  • 14.12.2011
  • 7575 Zeichen

Der Statistische Dienst im Landeskirchenamt hat wie jährlich zum Jahresende alle Zahlen des vergangenen Jahres zusammengetragen und die Jahresstatistik „Kirchliches Leben in den Gemeinden 2010“ offiziell vorgelegt. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Daten aus der Evangelischen Kirche im Rheinland im Überblick:

Gemeindemitglieder und Kirchengemeinden
Zur rheinischen Kirche, deren Kirchengebiet sich etwa zwischen Emmerich und Saarbrücken erstreckt, gehören Anfang 2010 2,82 Millionen Gemeindemitglieder, die sich auf zurzeit 38 Kirchenkreise und 754 Kirchengemeinden verteilen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 23 Prozent. Anfang 2011 lag die Zahl bei knapp 2,8 Millionen Gemeindegliedern.

Mitgliedschaftsentwicklung
Die gesamte Gemeindemitgliederzahl verminderte sich während des Jahres 2010 um gut ein Prozent. Dieser Rückgang von 28.500 Personen erklärt sich nur zum kleineren Teil durch den Saldo von Ein- und Austritten von -8.374 Personen. Wesentlich größeren Anteil hat die allgemeine Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Der Rückgang wird in erster Linie durch die größere Zahl der Verstorbenen gegenüber den getauften Kindern (-21.600 im Jahr 2010) verursacht.

Taufen
Im vergangenen Jahr wurden in den Kirchengemeinden 18.839 Kinder (-0,6 Prozent im Vergleich zu 2009) und 2.048 Erwachsene (+1,4 Prozent) getauft. Von den getauften Kindern stammen 6.399 (34 Prozent) aus evangelischen und 6.204 (32,9 Prozent) aus evangelisch/katholischen Ehen. Von den Kindern waren 7.650 bzw. 40,6 Prozent bei ihrer Taufe älter als ein Jahr. 1.082 Kinder wurden erst während der Zeit des Konfirmandenunterrichts bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft.
Nach wie vor werden nahezu alle Kinder aus Familien mit mindestens einem evangelischen Elternteil getauft. Durch den zunehmenden Anteil an Taufen nach dem ersten Lebensjahr ist aber ein Vergleich mit den staatlichen Geburtenzahlen schwierig.

Konfirmationen
Im Jahr 2010 wurden 25.243 Jungen und Mädchen konfirmiert bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft, das waren 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit hat sich der demografisch bedingte Trend seit 2003 etwas abgeschwächt.

Trauungen
Im vergangenen Jahr wurden 5.239 Paare evangelisch getraut – 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 2.165 getrauten Paaren (41,3 Prozent) stellte die Gruppe, in der beide Eheleute der evangelischen Kirche angehörten, weiterhin knapp die größte Gruppe, aber bei fast ebenso vielen Paaren gehörte ein Ehepartner oder eine Ehepartnerin zur katholischen Kirche (2.108 Paare bzw. 40,2 Prozent). Wie in den Vorjahren leicht gestiegen auf 16,1 Prozent ist der Anteil der 843 Paare, bei denen ein Partner keiner Kirche angehörte. Die Anteile der vorgenannten Gruppen waren in den vergangenen Jahren relativ stabil.
Weniger als die Hälfte aller Ehepaare lassen sich auch kirchlich trauen. Zahlen liegen hierfür allerdings nur bis 2009 vor. In den Fällen, in denen beide Partner evangelisch waren, betrug die Trauziffer 46 Prozent, bei den evangelisch/römisch-katholischen Ehepaaren 19 Prozent. Von allen Ehepaaren, für die eine evangelische Trauung möglich gewesen wäre, ist nur jedes vierte evangelisch getraut worden.

Bestattungen
Insgesamt 33.929 Verstorbene wurden kirchlich bestattet, darunter 32.378 evangelische Gemeindeglieder. Gestoppt wurde der seit etwa zehn Jahren zu beobachtende Trend, dass sich weniger verstorbene Gemeindeglieder kirchlich bestatten lassen. Für die jüngsten verfügbaren Zahlen von 2009 lag dieser Anteil wieder leicht über 80 Prozent.

Kircheneintritte
Eingetreten sind im vergangenen Jahr insgesamt 7.107 Personen, das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Eintritten handelt es sich vor allem um Wiederaufnahmen von ehemaligen, ausgetretenen Gemeindemitgliedern (2.562 = 36 Prozent) und 2.048 durch Taufe aufgenommene Jugendliche und Erwachsene, die zuvor keiner Kirche angehörten (28,8 Prozent). Aus der römisch-katholischen oder einer anderen christlichen Kirche traten insgesamt 2.497 Erwachsene und Kinder über (32,5 Prozent).

Kirchenaustritte
Mit 15.481 war die Zahl der Kirchenaustritte 2010 um 295 höher als im Jahr zuvor, allerdings um 2.595 niedriger als 2008. Deutlich unterschritten werden damit die Werte der frühen 1990er-Jahre, in denen je um die 30.000 Menschen die Kirche verließen. Zu den Austritten zählen auch die Übertritte zur katholischen Kirche oder zu anderen Konfessionen.

Gottesdienste
Die sonntäglichen Gemeindegottesdienste wurden im Jahresdurchschnitt von rund 82.200 Personen besucht, das waren 2,9 Prozent aller Gemeindeglieder. Die Zusammensetzung des Gottesdienstbesuchs wechselt jedoch von Sonntag zu Sonntag. Somit ist die Zahl der Gemeindemitglieder, die regelmäßig oder gelegentlich Gottesdienste besuchen, erheblich höher. Aus den Zählungen der Kirchengemeinden geht weiter hervor, dass am Heiligen Abend der Kirchenbesuch wesentlich höher als an „normalen“ Sonntagen ist: An diesem Tag besuchten rund 684.200 Gemeindemitglieder (24,2 Prozent) die Familiengottesdienste, Christvespern und -metten. Das sind zwar rund 100.000 weniger als im Jahr zuvor, was aber sicher auch auf die widrigen Wetterbedingungen an den Weihnachtsfeiertagen 2010 zurückzuführen ist.
Der Anteil der Gemeindeglieder, die einen Gottesdienst besuchten, ist an allen so genannten Zählsonntagen – den festen Sonntagen im Kirchenjahr, an denen der Gottesdienstbesuch erfasst wird – seit vielen Jahren, teilweise seit Jahrzehnten konstant. Dennoch ist in absoluten Besucherzahlen ein Rückgang zu verzeichnen. Eine Ausnahme sind die Gottesdienste am Erntedankfest, die 2010 mit 152.000 Besuchern (5,4 Prozent der Gemeindemitglieder) knapp über dem Niveau des Jahres 2000 liegen. Die Gemeindegottesdienste am ersten Adventssonntag wurden mit 107.800 Personen bzw. 3,8 Prozent etwas stärker besucht als an anderen Sonntagen. Das liegt vermutlich daran, dass dieser Tag ein typischer Termin für Familiengottesdienste ist.
Der Besuch der Kindergottesdienste ist mit 16.485 Kindern bzw. 8,3 Prozent – auf die Zahl der vier- bis zwölfjährigen Kinder bezogen – erheblich besser als der Besuch der Gottesdienste für „Erwachsene“. Das kirchliche Leben in den Gemeinden spiegelt sich aber nicht nur in den Gottesdiensten wider, sondern auch in unterschiedlichen Veranstaltungen und Gemeindegruppen, in denen Gemeindemitglieder zusammenkommen. Statistische Zahlen dazu im Detail im Internet unter www.ekir.de.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Das gemeindliche Leben wäre nicht denkbar ohne ehrenamtliche Tätigkeit zahlreicher Gemeindemitglieder. Im Jahr 2010 waren rund 116.000 bzw. 4,1 Prozent der Gemeindeglieder unentgeltlich im kirchlichen Rahmen tätig. Von 100 ehrenamtlich Tätigen sind 71,5 Frauen. Zahlenmäßig starke Bereiche dieser Tätigkeit sind die Mitwirkung bei der Kirchenmusik (44.268) und bei Gemeindefesten und Bazaren (30.760). Wichtige verantwortliche Tätigkeiten liegen in den Presbyterien, in denen 8.678 Personen mitarbeiten, im erweiterten Bereich der Gemeindeleitung sogar 17.471.