Pressemitteilung

Forum beleuchtet die sozialethische Arbeit der evangelischen Kirche

Landespfarrer und Amtsleiter Ludwig Rieber geht in den Ruhestand

  • Nr. 119/2006
  • 11.8.2006
  • 4882 Zeichen


Wie ist trotz bevorstehender Strukturveränderungen die sozialethische Arbeit der evangelischen Kirche sicherzustellen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des „Sozialethischen Forums“, das am Dienstag, 15. August 2006, 11 bis 13 Uhr, im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland, Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf, stattfindet. Im Rahmen des Forums, zu dem eine begrenzte Fachöffentlichkeit eingeladen ist, wird der Theologe und Leiter des Amtes für Sozialethik, Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und Ökologie, Ludwig Rieber (65), in den Ruhestand verabschiedet. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen und werden gebeten, sich auf dem beigefügten Faxbogen persönlich anzumelden (Anmeldeschluss: Dienstag, 15. August, 9 Uhr).


Nach einer Begrüßung durch Vizepräsident Christian Drägert wird Professor Dr. Traugott Jähnichen, Evangelisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, einen Vortrag über die Herausforderungen und Perspektiven für die sozialethische Arbeit der evangelischen Kirche halten. Es folgt die Verabschiedung von Ludwig Rieber durch Präses Nikolaus Schneider.


Ludwig Rieber, gebürtiger Württemberger, kam vor vierzehn Jahren als Studienleiter und KDA-Pfarrer nach Düsseldorf in die Evangelische Kirche im Rheinland. Nach einem Musikstudium arbeitete er zunächst als Cellist beim Ulmer Theater, im Opernorchester, als Solocellist im Kammerorchester und als Cellolehrer. Er studierte evangelische Theologie und absolvierte sein Vikariat in Tübingen. Von 1973 bis 1976 war er Dozent an der kirchlichen Fachschule und Berufsfachschule für Sozialpädagogik, Oberlin-Seminar, in Berlin, von 1976 bis 1982 Gemeindepfarrer in einem sozialen Brennpunktgebiet in Stuttgart-Cannstatt. Es folgten zehn Jahre als Industrie- und Sozialpfarrer in Reutlingen, in denen er zugleich Studienleiter der Evangelischen Akademie in Bad Boll und Leiter des württembergischen KDA’s war. 1992 kam Rieber in die rheinische Kirche, um ein regionales Netz von KDA-Pfarrern und das Engagement der Kirche in sozialethischen Fragen auszubauen. Er begleitete den Konsultationsprozess um das Gemeinsame Wort der Kirchen „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ (1997) in der rheinischen Kirche, aber auch auf EKD-Ebene und gestaltete zahlreiche Projekte mit sozialethischem Profil, z.B. das Arbeitsplatzsiegel „Arbeit Plus“ – ein rheinisches Projekt, das inzwischen die EKD übernommen hat -, den alljährlichen „Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen“ in Essen, den Landeskirchlichen Fonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die „7-mal-7“-Lehrstellenaktion, das Angebot einer Hospitation für Theologen in Betrieben sowie öffentliche Dialogveranstaltungen mit Vertreterinnen und -vertretern aus Politik und Arbeitswelt in der Kirche. Und oft konnte man Rieber in Betrieben oder bei Kundgebungen hören, wenn er auf Einladung von Gewerkschaften oder Betriebsräten sozialethisch Stellung nahm.


Dass die Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit ein Thema der Kirche ist, war stets sein Leitmotiv. Wie sieht seine Bilanz aus? „Gewachsen ist in unserer Kirche eine vielfältige Sensibilität für soziale Konfliktlagen im eigenen Land. Es gibt viele Projekte in den Gemeinden, aber auch Besuche der Kirchenleitung in Betrieben. Der Verantwortungsbereich sozialethischer Arbeit ist inzwischen Chefsache und hat enorm an Aufmerksamkeit gewonnen“, sagt Rieber. Als Dialogpartnerin mische sich die Kirche viel stärker in die gesellschaftspolitischen Dialoge ein, „und das wollen die Menschen auch“, unterstreicht er. „Die Menschen setzen auf eine Kirche, die sich nicht nur seelsorglich um sie kümmert, sondern sich auch für soziale Fragen einsetzt.“


Für die Zukunft wünscht sich Rieber eine Fortsetzung dieses Engagements. Im Zusammenhang ihrer Sparmaßnahmen hat die Sondersynode der rheinischen Kirche hat im Juni diesen Jahres beschlossen, das Amt für Sozialethik, KDA und Ökologie zu schließen und den Arbeitsbereich in die Dezernatsstruktur des Landes-kirchenamtes einzugliedern. Zugleich soll die sozialethische Arbeit an der Evangelischen Akademie im Rheinland, Bonn, und an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal intensiviert werden. „Die neue Weichenstellung möge die erreichten Impulse lebendig halten und weiter entwickeln“, so Rieber.


Rieber ist mit einer Lehrerin verheiratet und Vater von sechs Kindern. Kunst und Musik spielen in der Familie eine große Rolle. So verwundert es nicht, dass der gelernte Cellist schon für den Herbst ein erstes Engagement im Ruhestand angenommen hat. Auf dem Programm steht die 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.